40 Jahre Apple II: Blaupause und Startschuss für Apples Erfolg
Erst die richtige Präsentation führt zum ErfolgZum Marktstart des Apple II sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Es musste eine PR-Agentur her, die den neuen Rechner optimal in Szene setzte und Apple als Marke etablierte. Jobs beeindruckte eine Intel-Kampagne, die statt schnöder Leistungstabellen Rennwagen sowie Pokerchips verwendete. Dadurch weckten die Werbeanzeigen weniger technikbezogene Assoziationen, sondern setzten stärker auf Emotionen. Hinter dem Werbekonzept steckte Regis McKenna, der im Silicon Valley schon damals als PR-Koryphäe galt. McKenna ließ sich von Jobs’ Penetranz schließlich überzeugen, Apple als Kunden aufzunehmen.
Wozniak lieferte sich zwar noch das ein oder andere Scharmützel mit der neuer PR-Ausrichtung, indem er etwa McKenna anfauchte, sich mit Verbesserungsvorschlägen zu einem von The Woz verfassten Artikel gefälligst zurückzuhalten. Die neue PR-Richtung des Unternehmens blieb aber trotz einzelner Widerstände das neue Maß der Dinge. Der Apple II sollte das erste Produkt des jungen Unternehmens werden, das vollständig auf die Marketingprinzipien Markkulas setzte.
Der vom 16. bis 17. April 1977 stattfindende West Coast Computer Faire war die auserkorene Bühne, auf der Steve Jobs den Apple II erstmals der Öffentlichkeit präsentieren wollte. Das zentrale Thema des Events war ohnehin der Personal Computer. Apple konkurrierte dort mit vielen anderen Startups wie Cromemco, IMSAI und Northstar, die ebenfalls Heimrechner präsentierten, um die Aufmerksamkeit des Publikums.
Wozniak schockte die unerhört hohe Summe von 5.000 US-Dollar, mit der sich Jobs eine der vorderen Stände gesichert hatte. Im Gegensatz zu den anderen eher zweckmäßig eingerichteten Ständen war der Apple-Bereich zudem mit schwarzem Samt verhangen, inklusive einer leuchtenden Variante des damals brandneuen Apple-Logos mit dem angebissenen Apfel. Auch die zwei Präsentatoren sollten der erdachten Stilrichtlinie folgen. Markkula bestand darauf, dass die modisch noch immer der Gegenkultur verhafteten Jobs und Wozniak Anzüge trugen, um beiden eine seriösere Außendarstellung zu verleihen. Nur widerwillig ließen sich die Apple-Gründer darauf ein.
Das All-in-One-Konzept im DetailDie drei ausgestellten Apple II sahen völlig anders als die Konkurrenzprodukte aus. Das freundlich-schick wirkende beige Plastikgehäuse war den grauen Metallkästen und freiliegenden Platinen der anderen Hersteller optisch um Lichtjahre voraus. Apples Personal Computer wirkte weniger wie eine hochgezüchtete Rechenmaschine und mehr wie ein einladender Haushaltsgegenstand.
Die 6502-CPU des 8-Bit-Geräts taktete mit 1 MHz. In der Basiskonfiguration bot der Apple II 4 KB Arbeitsspeicher, der auf 48 KB erweiterbar war. Als Speichermedien dienten zunächst die seinerzeit üblichen Audiokassetten, die Apple später durch
selbstentwickelte Floppy Disks ersetzte.
Die Ur-Version des Apple II kam mit dem von Wozniak entwickelten Apple Integer Basic, das direkt auf dem ROM integriert war. Das Unternehmen ersetzte die Software-Grundlage aber recht schnell durch das von Microsoft stammende Applesoft BASIC. Dass Apple auf eine externe Lösung ausweichen musste, lastete Jobs Wozniak an. The Woz sei einfach zu kindlich-unkonzentriert gewesen, um das so dringend benötigte Gleitkomma-BASIC im vorgegeben Zeitrahmen zu programmieren. Auch die zeitintensive Entwicklungsarbeit am Diskettenlaufwerk Disk II ließ der spätere Apple-CEO nicht als Ausrede gelten.
Besucher zeigten sich beeindruckt von der farbigen Grafikausgabe, die in zwei Varianten verfügbar war. Die niedrigere Auflösung betrug 40 × 48 Pixel (15 Farben). Ab 16 KB RAM war zudem der hochauflösende Modus (280 × 192 Pixel, 6 Farben) möglich. Insbesondere Nutzer, die mit ihrem Home-Computer auch das ein oder andere Spiel genießen wollten, freuten sich über die neuen Grafikmöglichkeiten. Mit den zwei beiliegenden Game Paddles, die zusätzlich zur Tastatur als Eingabegeräte fungierten, und der Soundausgabe steigerte Apple die Attraktivität des neuen Rechners für die Game-Klientel noch mehr. In der Folge entwickelte sich der Apple II zu einer populären Spieleplattform, für die
viele Titel erschienen.
Trotz einiger Einschränkungen, darunter die im ersten Modell nur für Großbuchstaben ausgelegte Tastatur, bot der Apple II die wahrscheinlich beste PC-Plattform seiner Generation. Das System stellte ein ordentliches Leistungsfundament bereit, bot Plug-and-Play-Komfort und Drittentwicklern schier grenzenlose Möglichkeiten für Hard- und Softwareerweiterungen. Apples Produkt gab die Richtung für die gesamte Branche vor. Aus einer abstrakt wirkenden „Maschine“ wurde allmählich ein praktisches Hilfsmittel, wie es eine zeitgenössische Kritik ausdrückte.