5 Jahre Retina-Display: „Pixel, zu klein fürs Auge“
Als Steve Jobs auf der Keynote im Juni 2010 die vierte Iteration des iPhones vorstellte, beeindruckte er die Zuschauer vor allem mit dem neuen, eine deutlich höhere Auflösung verarbeitenden Display. „Retina“ nannte es der Konzern, der sich besonders gut auf Marketing versteht, denn Retina ist der lateinische Name für die Netzhaut des Auges. Und diese sollte beim Retina-Display nicht mehr in der Lage sein, einzelne Bildpunkte zu identifizieren. Konkret
wies der Bildschirm des iPhone 4 eine Auflösung von 960x640 Pixeln auf, was einer Pixeldichte von 326 ppi (pixels per inch) entsprach.
„Retina-Display“ ist kein technischer Begriff für eine konkrete Pixeldichte, sondern definiert sich als reiner Marketing-Begriff nur schwammig über die Aussage Apples, dass im normalen Sichtabstand keine einzelnen Pixel mehr sichtbar seien. Als Richtwert sei eine ppi-Zahl von über 300 dafür ausreichend. Nach der Veröffentlichung des iPhone 4 entbrannte eine Diskussion über die Frage, inwieweit diese Richtwerte der Apple-Werbung auf die Sehschärfe des „typischen menschlichen Auges“ zutreffen. Im Endeffekt konnte man feststellen, dass das Versprechen der „unsichtbaren Pixel“ für die meisten iPhone-Nutzer zutraf. Seit drei Jahren ist der Begriff „Retina“ für ein elektronisches Display in den USA markenrechtlich geschützt.
Inzwischen hat das Retina-Display seinen
Weg auf fast alle anderen Apple-Produkte gefunden: Seit der dritten Generation verfügte das iPad über Retina (bei 264 ppi - iPad mini: 326 ppi), seit 2012 gibt es auch das MacBook Pro mit dieser Auszeichnung (je nach Modell bei rund 220 ppi). Im vergangenen Jahr stellte Apple den ersten iMac mit Retina-Auflösung vor (bei 218 ppi). Schließlich zeigt auch die Apple Watch seine Inhalte in Retina (bei je nach Größe 290 oder 302 ppi). Die höchste Pixeldichte unter allen Produkten erreicht heute das iPhone mit dem größten display, nämlich das iPhone 6 Plus mit 401 ppi.
Während das Retina-Display bei seiner Einführung 2010 den meisten Konkurrenz-Produkten überlegen war, haben
die anderen Hersteller inzwischen deutlich aufgeholt. Das aktuelle Samsung Galaxy S6 bietet bereits 577 ppi und das HTC One M9 verfügt über 441 ppi. Ob derart hohe Auflösungen aber noch mit irgendwelchen nennenswerten Vorteilen einhergehen, sei dahingestellt.