ARM-Macs mit Intel-Performance sind schon heute möglich, sagt Jean-Louis Gassée
In Sachen Performance stehen ARM-Prozessoren der x86-Konkurrenz von Intel oder AMD in nichts mehr nach. Zu dieser Einschätzung kommt nun auch Jean-Louis Gassée. Der frühere Chef von Apples Entwicklungsabteilung und Gründer von Be Incorporated, dem Hersteller von BeOS, hält daher Apples Umstieg auf hauseigene Chips für mehr als wahrscheinlich. Allerdings stelle der Wechsel Apple vor einige Herausforderungen.
Überlegene Performance und EnergieeffizienzDer 75-Jährige beschäftigt sich schon seit längerem mit Apples Umstieg auf ARM-Prozessoren. Im jüngsten
Beitrag auf seinem Blog bei Monday Note zeigt er sich davon überzeugt, dass moderne High-End-ARM-Chips sowohl hinsichtlich der Performance als auch der Energieeffizienz den Intel-Prozessoren zumindest ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind. Als Beispiel nennt er CPUs des 2017 gegründeten Herstellers Ampere Computing. Diese stünden in direkter Konkurrenz zu Intels XEON-Chips, verbrauchten aber bei gleicher Leistung lediglich 210 statt rund 400 Watt. Die Prozessoren von Ampere Computing kommen in Servern zum Einsatz, die Praxis zeige, so Gassée, dass sie über ausreichend Leistung verfügen, um selbst einen Mac Pro anzutreiben.
Umstieg nicht auf einen SchlagAus rein technischer Sicht spricht Gassée zufolge also nichts gegen einen schnellen Umstieg von Intel auf ARM. Allerdings sei das leichter gesagt als getan, schreibt er. Der Wechsel der Architektur kann seiner Ansicht nach nicht bei allen Mac-Modellen auf einen Schlag geschehen, sondern nach und nach erfolgen. Apple müsste in diesem Fall also zwei Versionen von macOS pflegen, es sei fraglich, wie die Kunden darauf reagierten. Darüber hinaus stellt sich laut Gassée insbesondere bei einem zukünftigen Mac Pro die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Die Entwicklung und Herstellung von High-End-ARM-Prozessoren in den für die Workstation benötigten Stückzahlen sei teuer. Da Intel auch andere Computerhersteller mit den hauseigenen Prozessoren beliefere, könnten sich hier Kostenvorteile für Apple ergeben. Letztlich komme es aber darauf an, ob man in Cupertino bereit sei, für eine gewisse Zeit Umsatzeinbußen und höhere Kosten in Kauf zu nehmen, um auch bei Prozessoren autark zu werden. Sicher sei nur eins: "Irgendwann werden alle Macs von ARM-Chips angetrieben", so Gassée.