ARM behauptet: 50 Mio. Dollar Schaden pro Jahr durch Copilot+PCs
Im Sommer stellte Microsoft eine Reihe ARM-basierter Laptops vor, auf denen Windows 11 läuft. Durch die Benennung „Copilot+PC“ hob der Betriebssystemhersteller zudem deren besondere Eignung für KI-Berechnungen hervor. Als exklusiven Chip-Lieferanten haben die Redmonder Qualcomm erkoren. Deren Chip-Reihe „Snapdragon X Plus“ sowie „Snapdragon X Elite“ werden in einer Reihe verschiedenster Laptops unterschiedlicher Hersteller verbaut. Diese nutzen patentierte Technologien der RISC-Entwicklerfirma ARM. Vor Gericht hat nun ARM-Geschäftsführer Rene Haas den entstehenden Schaden auf 50 Mio. US-Dollar beziffert –
pro Jahr.
Qualcomm sieht sich im Recht, weil sie das Start-up Nuvia übernommen hatte. Nuvia wollte Server-Chips auf ARM-Basis entwickeln. Dafür hatten sie auch eine ARM-Lizenz, allerdings mit höheren Gebühren als jene, die Qualcomm für ihre ARM-Smartphone-Chips zahlte. Nach der Übernahme stufte Qualcomm die Lizenzzahlungen eigenmächtig auf das niedrigere Niveau herunter. Aus der Differenz errechnet sich die Schätzung von 50 Mio. US-Dollar Schaden. Die Forderung, mit der ARM vor das Schöffengericht in Delaware tritt, zielt nicht auf eine finanzielle Kompensation ab; vielmehr sollen die Chip-Designs der Nuvia-Linie zerstört werden.
Qualcomm: ARM ist MitbewerberDer beschuldigte Chiphersteller weist die Vorwürfe als unberechtigt zurück – man zahle bereits 300 Mio. Dollar Lizenzgebühren pro Jahr. Gerard Williams III, Nuvia-Gründer und jetzt Senior VP of Engineering bei Qualcomm, schätzt den Anteil von ARM-Entwicklungen in Snapdragon-Chips auf ein
Prozent oder geringer. Als tatsächlichen Grund für das Verfahren vermutet der Chiphersteller, dass ARM selbst in den PC-Bereich einsteigen werde. Durch das Verfahren wolle ARM mögliche Konkurrenz aufhalten. Das wiederum stritt ARM ab – man produziere aktuell keine Chips und war bisher nie selbst im PC-Segment aktiv.
Stellvertreterkrieg zwischen Qualcomm und Apple?Auch wenn Apple in diesem Verfahren nicht direkt vorkommt, ist der Konzern gleich mehrfach involviert: In den Neunzigerjahren erwarb Apple Anteile an ARM, basierte damals Newton-Prozessoren und später iPhone- sowie Apple-Silicon-Chips auf ARM-Designs. Obendrein war Nuvia ein Start-up, das von ehemaligen Apple-Ingenieuren gegründet wurde.