Gute Abos, schlechte AbosZwei Abo-Modelle, die sich lohnen (können) und die keine großen Risiken für den Anwender bergen, sind Streaming-Angebote für Musik und Film.
Beispiel Video-StreamingAnbieter wie Netflix oder Amazon Prime geben Nutzern gegen eine relativ geringe monatliche Gebühr und mit monatlichem Kündigungsrecht Zugang zu einer Vielzahl von Serien, Spielfilmen, Dokumentationen und anderen Sendungen. Wird das Abo beendet, kann der Nutzer auch keine dieser Inhalte mehr sehen. Der Zugang ist fortan verschlossen. Dank kurzer Kündigungsfristen kann man so ggf. das Abo auch pausieren, etwa wenn in den Sommermonaten bzw. zu Urlaubs- und Ferienzeiten ohnehin nur wenig TV geguckt wird. Für all diejenigen, die keine Sammelleidenschaft hegen und Filme oder Serien ohnehin nur ein- oder zweimal ansehen, ist das keine große Sache. Aber natürlich bleibt damit auch der Zugang zu neuen Inhalten verschlossen. Doch für den Verbraucher besteht jederzeit die Möglichkeit, sich auf althergebrachte Weise, z.B. als Download-Kauf oder auf Datenträger, neues Futter zu beschaffen, ganz wie es beliebt.
Video-Streaming Abos sind daher im Kern unbedenklich.
Beispiel Audio-StreamingBei Streaming von Musik sieht es sehr ähnlich wie bei Video-Streaming aus. Allerdings unterscheidet sich unser Verhalten beim Musik-Konsum vom Video-Konsum in gewissen Bereichen. So sehen sich beispielsweise die wenigsten Nutzer Filme dutzende Male oder noch häufiger an. Das ist auch der Grund, warum sich das Sammeln von Videos eigentlich nicht lohnt. Egal ob auf VHS, DVD, Blu-ray oder terabyteweise auf Festplatten. Musik hingegen kann man immer und wieder anhören. Selbst uralte Stücke verlieren nicht unbedingt an Reiz, nur weil man sie bereits hundert mal gehört hat. Außerdem wird Musik in kleineren zeitlichen Schnipseln konsumiert und in viel mehr Bereichen unseres täglichen Lebens eingesetzt (beim Reisen/Autofahren, Sport, Lesen, der Arbeit etc.). Daher hat das Sammeln von Musik einen anderen Stellenwert, als das Sammeln von Video.
Kündigt man sein Musikstreaming-Abo, verliert man auch hier den Zugang. Hat man im Laufe der Jahre keine eigene Musik angesammelt, die sich jederzeit und überall offline abspielen lässt, ist das womöglich ein schmerzlicherer Verlust als bei Video. Doch auch hier hat der Verbraucher die Wahl, sich die gewünschten Inhalte anderswo zu kaufen und ohne Autorisierung über eine Online-Verbindung nutzen zu können. Auch Musik-Streaming ist daher als Abo weitgehend unbedenklich. Wer sich die geforderte Abo-Gebühr leisten kann, erhält damit Zugang zu gigantischen Musikarchiven, die man sich als Normalsterblicher im Leben nicht durch Kauf aneignen könnte.
Beispiel AnwendungssoftwareSpätestens hier wird’s kritisch. Immer mehr Softwareanbieter wollen Ihre Anwendungsprogramme lieber vermieten statt verkaufen. Das hat gravierend andere Konsequenzen, als beim Audio/Video-Streaming.
Das prominenteste Beispiel dafür, wie man sich als Verbraucher mit einem Abonnement in eine ungünstige Abhängigkeit bringt, ist – Sie ahnen es schon – Adobe. Der Software-Hersteller hat mit den Programmen seiner Creative-Suite, vornehmlich Photoshop, InDesign und Illustrator, über die Jahre hinweg einen Quasi-Standard und damit ein Quasi-Monopol geschaffen. Nach und nach hat Adobe die Möglichkeiten abgeschafft, sich die Programme kaufen und damit frei von Restriktionen nutzen zu können. Das heißt, solange eine ältere Kaufversion der Adobe Software noch vom jeweiligen Betriebssystem unterstützt wird, kann man ohne Neukauf und ohne laufende Kosten seine Daten jederzeit nicht nur öffnen, sondern auch bearbeiten. Bei abonnierter Software ist jedoch stets eine Autorisation erforderlich, die sofort erlischt, wenn das Abo nicht mehr bedient wird.
Fortan bietet Adobe seine wichtigsten Programme als „Creative Cloud“-Suite (CC) nur noch im Abo an. Und auch die Foto-Entwicklungs- und Verwaltungssoftware Lightroom wird, entgegen der Hoffnung vieler Nutzer, künftig nicht mehr als Kauf zu einem Festpreis angeboten. Und das zum Teil in nicht frei wählbaren Paketen. So kann man beispielsweise Photoshop CC einzeln nur mit 100 GB Cloud-Speicher für 23,79 Euro/mtl. buchen, oder für 11,89 Euro im Monat im Bundle mit Lightroom und 20 GB (oder gegen Aufpreis mehr) Cloud-Speicher. Die
Optionen sind unübersichtlich und einschränkend. Und der Zwang zur Cloudnutzung wird immer größer.
Mit spitzem Bleistift nachgerechnet können sich solche Abos zwar lohnen, doch wer aus dem Abo raus will, muss damit leben, seine bereits erstellten Projekte später nur noch betrachten, aber nicht mehr bearbeiten zu können. Im schlimmsten Fall verliert man also seine Arbeitsgrundlage. Ungünstig sind Abo-Modelle wie im Beispiel Adobe auch für Gelegenheitsnutzer. Für sie stehen die geforderten Mietkosten oft in keinem gesunden wirtschaftlichen Verhältnis.
Davon abgesehen ist es in einem speziellen Fall wie diesem nicht einfach so wie bei Musik oder Video, dass man sich seine Inhalte einfach woanders kaufen kann. Mit der Software erzeugt man selbst Inhalte (mit eigenen Urheberrechten), auf die man ohne Abo aber nur noch eingeschränkten Zugriff hat. Mit dem Quasi-Monopol von Adobe ist es für viele Anwender schwer bis nahezu unmöglich, auf Alternativen auszuweichen. Insbesondere für InDesign gibt es nicht allzu viele Ausweichstationen. Der Hersteller
Affinity hat zwar mit „Publisher“ einen InDesign-Konkurrenten in Aussicht gestellt, der explizit ohne Abo und nur als Kaufsoftware vertrieben werden soll, doch das ist noch Zukunftsmusik und niemand weiß, ob diese Software dem Anspruch überhaupt gerecht werden wird. Eine der wenigen gangbaren und bereits etablierten Alternativen ist
Quark Express.
So oder so ist der von Adobe eingeschlagene Weg für Verbraucher kritisch zu sehen. Denn wie sich zeigt, hat der Hersteller damit finanziell großen Erfolg – was zu einem großen Teil an der besonderen Verbreitung der Adobe-Software liegen dürfte, wobei vielen Kunden kaum eine andere Wahl blieb, als auf das Abo-Modell zu wechseln. Alles andere ist für viele Betriebe ein viel zu großer Aufwand. Jedenfalls ermutigt dieser Erfolg offenbar auch andere Softwareanbieter auf den Zug aufzuspringen. So ist Microsoft ein heißer Kandidat für Zwangs-Abos. Nicht nur mit seiner Office-Suite, sondern auch mit dem Betriebssystem Windows. Über kurz oder lang könnte es den Anbietern damit gelingen, Millionen von Kunden in eine Falle zu locken, aus der es nahezu kein Entkommen mehr gibt. Ist das erst geschehen, werden die Abo-Gebühren zwangsläufig nur noch eine Richtung kennen: nach oben.
Natürlich wird die komplexe Thematik mit diesen Beispielen nur oberflächlich angekratzt. Es gibt noch viele weitere praktische und rechtliche Aspekte, doch eine vollumfängliche Abhandlung dazu würde den Rahmen hier bei weitem sprengen. Es geht lediglich darum, für die Abo-Thematik zu sensibilisieren und einen Anreiz zu liefern, sich nicht zu leichtfertig in Abhängigkeiten zu begeben, aus denen es später möglicherweise keinen Ausweg mehr gibt. Zumindest keinen einfachen. Insbesondere bei Abo-Modellen für Anwendungssoftware oder gar Betriebssysteme rate ich zu äußerster Vorsicht.
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