Abschied von Apple: Pro-Tools-Nutzer bevorzugen Windows-PCs
Apple-Nutzer und Experten diskutieren schon seit Jahren leidenschaftlich darüber, ob Apple die Kreativ-Branchen mit der hauseigenen Produktstrategie zunehmend vergrätzt. Immer längere Produktzyklen für Geräte wie den Mac Pro und zwiespältig wahrgenommene Hardware-Redesigns wie das des MacBook Pro im Jahr 2016 ließen zuletzt mehr und mehr Zweifel daran aufkommen, ob das Unternehmen die hauseigene Produktsparte für professionelle Kreativ-Anwender wirklich noch konsequent vorantreibt.
Eine Umfrage von Pro Tools Expert zeigt eine für Apple alarmierende Tendenz: Während 2016 noch fast 70 Prozent der befragten Pro-Tools-Nutzer die Mac-Variante bevorzugten und nur etwas mehr als 30 Prozent die Windows-Version einsetzten, hat sich das Verhältnis im Jahr 2019 praktisch umgedreht.
Pro-Tools-Nutzer favorisieren Windows-RechnerKonkret sah das
Umfrageergebnis des Jahres 2016 folgendermaßen aus: 68 Prozent der Pro-Tools-Nutzer setzten die Software ausschließlich in macOS ein, 24 Prozent gaben Windows-PCs den Vorzug und 9 Prozent verwendeten Pro Tools auf beiden Systemen. 2019 ist das Ergebnis völlig anders. Mac-exklusiv arbeiten nur noch 30 Prozent der Anwender. Die parallele Verwendung von Pro Tools sowohl auf macOS als auch auf Windows-PCs ging ebenfalls zurück (4 Prozent). Unangefochten führen inzwischen Windows-Rechner mit 67 Prozent.
„Schockierende Ergebnisse“Die Redaktion von Pro Tools Expert ist eigenen Angaben zufolge „schockiert“ von den Resultaten der Umfrage, da sich das Verhältnis von macOS- und Windows-Systemen bei den Pro-Tools-Anwendern in nur drei Jahren vollkommen änderte. Während 2016 noch klar der Mac dominierte, sind es jetzt die Windows-Rechner mit einer deutlichen Zwei-Drittel-Mehrheit. Zwar sei der Frust vieler Anwender über Apples Pro-Hardware-Strategie der letzten Jahre offensichtlich gewesen – trotzdem habe niemand mit so einem starken Schwenk hin zu Windows-PCs gerechnet.
Was die Pro-Nutzer von Apple weg treibtPro Tools Expert bezweifelt, dass die in den letzten Jahren gestiegenen Kosten für Macs substanzielle Auswirkungen auf den macOS-Einsatz bei Pro-Tools-Nutzern hatten. Anders als der Konsumentenmarkt sei der Profi-Bereich nicht in erster Linie von Preissensibilität bestimmt, solange die Hardware den jeweiligen Bedürfnissen gerecht wird.
Vielmehr lasse sich das Ergebnis mit Apples Portfolio an Pro-Hardware und den damit zusammenhängenden speziellen Pro-Tools-Bedürfnissen begründen. Für Pro Tools etwa seien PCIe-Karten oft wichtig bei der alltäglichen Arbeit, und weder Mac Pro noch der iMac Pro bieten entsprechende Steckplätze – was teure Adapter voraussetzt und selbst dann noch keinen reibungslosen Betrieb gewährleistet.
Hoffnungsschimmer für Apples Pro-UserTrotz aller Negativmeldungen könnte 2019 als Jahr in Apples Geschichte eingehen, in dem sich das Unternehmen professionellen Anwendern wieder mehr zuwandte. Tim Cook kündigte bereits einen runderneuerten und „modular“ aufgebauten Mac Pro für dieses Jahr an, ohne das Hardware-Konzept aber genauer zu erläutern. Zudem stellte Apple ein neues, hauseigenes Display in Aussicht, das für die Bedürfnisse von Profi-Nutzern konzipiert wird.