Ärger über Apples neue "FineWoven"-Hüllen – und ein Blick durchs Mikroskop
Zusammen mit der Vorstellung des iPhone 15 gab Apple bekannt, Lederhüllen und Armbänder aus Leder aus dem Sortiment zu streichen. Als Ersatz soll ein neues Material namens "FineWoven" (oder in Deutsch: Feingewebe) dienen, welches sich laut den Angaben des Konzerns ähnlich Wildleder anfühlen soll. Es bestehe zu 68 Prozent aus recyceltem Material und trage somit dazu bei, Ressourcen zu schonen und den CO2-Verbrauch zu senken.
Kritik allerortsSchaut man sich nun in Foren oder auf Social Media um, scheint das neue Material allerdings bei Kunden nicht gut anzukommen. Viele schreiben, dass sich das neue Material nicht nach einem hochwertigen Produkt, sondern eher nach Pappe anfühlt – und schon gar nicht nach Wildleder. Viele berichten, die Hüllen und Armbänder schnell zurückgeschickt zu haben – besonders in Anbetracht des nicht geringen Preises. Auch die Optik des neuen Materials stößt bei vielen Anwendern auf Ablehnung.
Kratzer und AlltagstauglichkeitAußerdem melden viele Käufer, dass sich sehr schnell Kratzer auf dem neuen Material bilden und die Hülle bereits nach einigen Tagen stark gebraucht aussieht. Laut iFixIt, welche das Material unter einem digitalen Mikroskop betrachteten, liegt dies daran, dass die fein gewebten Fasern bei Kratzern zwar nicht reißen, aber anschließend das Licht unterschiedlich reflektieren - und so der Eindruck von Macken entsteht.
Auf Leder kann man viele Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Soßen, einfach abwischen – und es entsteht normalerweise kein Schaden an der Hülle. Anders bei FineWoven: Hier ist es laut Kunden kaum möglich, Verunreinigungen wieder zu entfernen.
iFixIt bestätigt BeobachtungeniFixIt nahm die neuen Hüllen sehr genau unter die Lupe und bestätigte Apples Behauptung, dass die Hüllen aus sehr fein gewebtem Material bestehen. Die einzelnen Fasern seien etwa 6 Mikronen (ein Millionstel eines Meters) dick – 1/12 der Dicke eines menschlichen Haares:
Mit einem Schlüssel gelang es iFixIt nicht, die Fasern zu durchtrennen – ein sichtbarer Kratzer entstand trotzdem, da die Fasern nach der Einwirkung Licht anders reflektieren. Daher geht iFixIt auch davon aus, dass bei normaler Nutzung schnell einige sichtbare Mängel eintreten – und bestätigte somit die Eindrücke, welche aktuell in Foren und auf Social Media zirkulieren.
FlüssigkeiteniFixIt untersuchte ferner, wie FineWoven auf diverse Flüssigkeiten reagiert, welche im Alltag schnell einmal auf dem iPhone landen. Kaffee verdunstete, ohne eine sichtbare Verunreinigung zu hinterlassen. Anders sah dies jedoch mit Öl aus, welches eine nicht zu beseitigende Verunreinigung in Form eines Flecks hinterließ. Auch Ketchup drang tief in das Gewebe ein und konnte nicht entfernt werden. Somit bestätigt iFixIt auch hier, was Kunden vermelden: Bei Missgeschicken wie Kontakt mit einer verschütteten Soße neben dem Teller, ist eine Reinigung oft nicht möglich.
AufbauiFixIt schnitt ein FineWoven-Case auf, um sich den inneren Aufbau anzusehen. Außen und innen befindet sich das Feingewebe, darunter jeweils eine Schaumstoff-Schicht. In der inneren Schaumstoff ist auch die Magsafe-Hardware integriert. Ganz im Inneren befindet sich ein Plastik-Rahmen, um die Hülle zu stabilisieren:
Reagiert Apple auf Kritik?Noch hat sich Apple nicht zu der Nutzerkritik geäußert – doch es ist anzunehmen, dass Apple das Material in Zukunft weiter verfeinert, um dies praxistauglicher zu machen. iFixIt schlägt vor, dass eine Imprägnierung möglicherweise die Probleme lösen könnte. Aufgrund der Menge an verärgerten Nutzern ist momentan vom Kauf der nicht gerade günstigen Hüllen abzuraten.