AirTags & Stalking – Ein zunehmendes Problem
Natürlich hätte man auch längst vor dem Verkaufsstart der AirTags andere Menschen ausspionieren können, indem beispielsweise ein weiteres iPhone in Personennähe platziert wird. Über die "Wo ist"-App wäre damit die präzise Ortung des Aufenthaltsortes möglich – natürlich nur so lange, bis der Akku leer ist. Viel einfacher und vor allem günstiger funktioniert Spionage, wenn man zu den AirTags greift. Apple betonte von Anfang an, die Etiketten seien zur Suche nach Sachen und nicht anderen Menschen konzipiert, weswegen es Schutzmechanismen gegen dauernde Verfolgung gibt.
Die Suchetiketten informieren Personen in ihrer Nähe über das Vorhandensein des jeweiligen AirTags, wenn der eigentliche AirTags-Besitzer längere Zeit nicht in der Nähe ist. Das geschieht sowohl über Warnmeldungen auf den iPhones der jeweiligen Personen als auch über einen Warnton, der acht bis 24 Stunden ohne Anwesenheit des Besitzers abgespielt wird. Für Android hat Apple ebenfalls gerade erst eine
App vorgestellt, mit der AirTags zu orten sind – leider aber nur manuell und nicht automatisch.
AirTags warnen schon früher – dennoch viel Missbrauch möglichBis es allerdings eine Warnung vor möglicherweise zweckentfremdeten Einsatz der AirTags gibt, verstreicht wie erwähnt bis zu ein Tag. In den letzten Monaten kursierten daher immer mehr Berichte, wie AirTags entgegen ihres eigentlichen Zwecks zum Einsatz kamen. Beispielsweise warnte die kanadische Polizei davor, wie beliebt AirTags bei Autodieben sind. Gleichzeitig häufen sich auch Geschichten von Stalking-Opfern, deren Verfolger an versteckter Stelle AirTags deponierten. Ob ein Suchetikett in die Handtasche oder die Jackentasche geworfen wurde, stets ist eine ganze Weile Tracking möglich, bevor es den Betroffenen auffällt.
Kritik an Apples SelbstdarstellungIn den Sozialen Medien kursieren unzählige Schilderungen dieser Art, so auch in dieser Woche. Eine Frau erhielt auf ihrem iPhone die Warnung, dass sich ein AirTag in unmittelbarer Nähe befindet. Besagte Meldung gibt es wie erwähnt dann, wenn das Etikett nicht im eigenen Account hinterlegt ist, sich dennoch mit der Person bewegt. Die Frau durchsuchte alles, bis sie den AirTag dann an die Felge geklebt fand.
Als großen Kritikpunkt gegenüber Apple führt sie an, wie irreführend die Art der Bewerbung ist. Apple schreibe sich auf die Fahnen, nicht zu wissen, wo sich die AirTags gerade befinden. Jener Datenschutz verhindere aber nicht beinahe beliebiges Live-Tracking über Stunden hinweg. Opfern ist wenig geholfen, dass Apple keine Protokollierung durchführt, wenn es für jeden anderen aber ein Kinderspiel ist.
Der Ausweg ist schwierigFür Apple steigt somit der Druck, weitere Maßnahmen gegen Stalking zu unternehmen, ohne aber die Funktionalität der AirTags maßgeblich zu beeinträchtigen. Eine Möglichkeit könnte sein, noch viel früher vor Etiketten in der Nähe zu warnen – wenngleich aber auch nicht jedes iPhone eine Meldung erhalten sollte, dass sich mehrere Minuten in Reichweite befindet. Dies könnte permanent Unruhe auslösen, zumal ein wirklich kurzer Zeitraum zu wählen wäre, um jeglichen Missbrauch auszuschließen.