Als Apple für kurze Zeit gehackte iPhones empfahl: Der Weg hin zu den ersten iPhone-Apps
iPhone- und iPad-Käufer begeben sich in einen "Goldenen Käfig". Das ist zumindest die Ansicht vieler Zeitgenossen, die Apples Produkten und Diensten eher kritisch gegenüberstehen. In der Tat sind vor allem die Smartphones und Tablets aus Cupertino weitgehend in sich geschlossene Systeme, über welche das kalifornische Unternehmen stets die Oberhoheit ausübt. Zusätzliche Möglichkeiten und Features, die vom iPhone-Konzern nicht vorgesehen sind, erfordern daher einen Jailbreak.
Nutzung von Jailbreaks empfohlenDerartige Hacks gehen allerdings mit Risiken und Nebenwirkungen einher. Apple warnt daher seit vielen Jahren vor Jailbreaks und unternimmt erhebliche Anstrengungen, um die dafür ausgenutzten Sicherheitslücken zu schließen. Zuweilen führte in der Vergangenheit sogar allein die Erwähnung des Begriffs bereits zur Androhung von Konsequenzen. Das alles war jedoch offenbar nicht immer so. In den Anfangszeiten des iPhones und somit vor der Einführung des iOS App Store empfahl zumindest ein hochrangiger Manager sogar die Nutzung von Jailbreaks, wenn auch natürlich nicht öffentlich.
Scott Forstall sprach mit Pandora-ManagernÜber einen solchen - aus heutiger Sicht unvorstellbaren - Vorgang berichtet jetzt
Vice. Dieser trug sich im Jahr 2007 zu. Beteiligt waren Scott Forstall, seinerzeit als Vizepräsident in Cupertino zuständig für iPhone-Software, sowie Tim Westergren und Ton Conrad von Pandora. Der Apple-Manager hatte die beiden Vertreter des Streamingdienstes zu einem Gespräch eingeladen. Unter anderem wollte er sich über ihre Erfahrungen bei der Entwicklung einer App für Mobiltelefone wie etwa das damals sehr erfolgreiche Motorola RAZR informieren.
"iPhones mit Backdoor-Tools" jailbreakenGegen Ende der Unterredung nahm das Gespräch allerdings eine unerwartete Wendung, wie Tim Westergren jetzt im Interview mit Vice offenbarte. Tom Conrad fragte Scott Forstall nämlich unverblümt nach der Möglichkeit, eine Pandora-App für die nächste iPhone-Generation zu entwickeln. Ihm war offensichtlich zu Ohren gekommen, dass Apple für das 2008 erscheinende iPhone 3G einen App Store und spezielle Programmierschnittstellen in petto hatte. Zur großen Überraschung teilte Forstall ihm und Westergren mit, sie verschwendeten ihre Zeit nicht, "wenn sie ein paar iPhones jailbreaken und Backdoor-Tools nutzen, die von Dritten angeboten werden." Damit könne Pandora die Zeit überbrücken und die Entwicklung schon vorantreiben, bis Apple eine offizielle Lösung mit entsprechenden APIs und SDKs fertiggestellt habe.
Pandora-App war frühzeitig im App StoreBei Pandora machte man sich daraufhin umgehend an die Arbeit. Die App des Streamingdienstes war somit eine der ersten Anwendungen im App Store, als dieser im Juli 2008 an den Start ging. Weniger als ein Jahr später war die Anwendung auf mehr als 20 Prozent aller iPhones installiert. Scott Forstalls ungewöhnliche Empfehlung trug also zumindest mittelbar zum Erfolg der Pandora-App bei. Ob der Apple-Manager auch anderen Gesprächspartnern entsprechende Tipps gab, ist nicht bekannt. Viele waren auf einen derartigen Hinweis allerdings auch nicht angewiesen. Vor der Einführung des App Stores konnten Anwendungen ausschließlich mithilfe von Jailbreaks und inoffiziellen SDKs erstellt werden, was den damaligen Entwicklern naturgemäß bekannt war.