Amazon gerät zunehmend in Schwierigkeiten: Zu viele Bereiche laufen nicht – trotz Jahresüberschuss
Auf den ersten Blick könnte man denken, Amazon gehe es wirtschaftlich prächtig. Immerhin ist der Name omnipräsent, weltweit handelt es sich um einen der wichtigsten Versender, Produkte wie die Echo-Serie stehen in vielen Wohnzimmern – und nebenbei entstand eine der bedeutendsten Hosting-Plattformen. Allerdings sieht die Realität deutlich schlechter aus, wie wir in
diesem Artikel näher beleuchtet hatten. Der Versandhandel ist hochdefizitär und brachte es gerade erst wieder auf einen Quartalsverlust von 2,5 Milliarden Dollar, dies bei sehr trüben Aussichten für das Weihnachtsgeschäft. Das sensationelle Weihnachtsquartal 2021 mit 14 Milliarden Dollar Gewinn hatte für ein großes Plus gesorgt, überdeckte allerdings die strukturellen Probleme. Im gesamten Geschäftsjahr 2022 war es hingegen die Hosting-Sparte, welche das Ergebnis letztendlich rettete, denn dort operiert Amazon tatsächlich sehr erfolgreich.
Echo- und Alexa-Abteilungen als GeldgrabNoch eine weitere
Baustelle gibt es aber, die Amazon nun angehen muss. Angeblich kostete die Alexa-Abteilung im laufenden Jahr rund 10 Milliarden Dollar, ohne diese Ausgaben nur ansatzweise wieder einzubringen. Um das Unternehmen auf wirtschaftlichen Kurs zu bringen, sollen rund 10.000 Mitarbeiter entlassen werden. Der besondere Fokus liegt dabei auf dem Unternehmenszweig "Worldwide Digital", welcher die Echo-Serie, Alexa sowie Prime Video beinhaltet. Hier wiederum will Amazon besonders die Hardware-Abteilungen sowie die Alexa-Entwicklung ausdünnen.
Ein Hobby von Jeff BezosAmazon hatte zwar damit gerechnet, dass die Hardware-Sparte zunächst ein Verlustgeschäft sei, allerdings viel in die Entwicklung investiert. Schon 2016 war die Abteilung auf 10.000 Mitarbeiter angewachsen, 2018 lagen die Ausgaben bei rund 5 Milliarden Dollar. Für den Amazon-Gründer Jeff Bezos handelte es sich um sein Lieblingsprojekt, weswegen das Budget kontinuierlich steigen durfte. Nun ist allerdings für Amazon, inzwischen unter neuer Führung, der Zeitpunkt gekommen, die Reißleine zu ziehen.
AR-Hardware wohl auch betroffenDie zukünftige Ausrichtung ist zwar noch nicht bekannt, allerdings stellt sich das Hardware-Team angeblich bereits darauf ein, keine ganz neuen Projekte wie beispielsweise eine kabellose AR-Brille mehr zu entwickeln. Von den mehreren Milliarden Dollar Spartenverlust möchte Amazon weg – und Spendierlaune für neue Produkte ohne absehbare Erfolge ist derzeit kaum vorhanden. Auch wenn das Jahresergebnis bei rund 11 Milliarden Dollar Gewinn lag, ist dies gerade einmal ein Drittel des Vorjahres – außerdem gingen zwei der vier Geschäftsquartale mit Verlusten einher. Zu viele "Hobbys" ohne rentablen Betrieb will sich Amazon wohl nicht mehr leisten.