Amazon setzt Fire Phone vorerst auf Eis; Dutzende Entlassungen
Mit dem Fire Phone betrat Amazon im Juni 2014 die Smartphone-Bühne mit dem Ziel, Marktanteile von den Etablierten wie Apple oder Samsung abzujagen. Doch die
Verkaufszahlen blieben sehr enttäuschend, im vergangenen Oktober wurde bekannt, dass Amazon auf Fire Phones im Wert von 83 Millionen US-Dollar sitzen geblieben ist. Jetzt berichtet das Wall Street Journal von mieser Stimmung, gestoppten Projekten und „Dutzenden“ Entlassungen in Amazons Entwicklungszentrale im Silicon Valley.
Aderlass im Lab126Gemeint ist Lab126, verantwortlich neben dem Fire Phone auch für die Entwicklung des Fire TV und des eBook-Readers Kindle. Es existiert bereits seit elf Jahren, noch nie zuvor wurde hier jemand gefeuert. Aber einigen Angestellten zufolge sei ihr Arbeitsplatz nach Bekanntwerden der schwachen Verkaufszahlen zu einem verzweifelten Arbeitsort geworden mit unklarer Rollenverteilung der Mitarbeiter. Neben den zahlreichen Entlassungen der letzten Monate habe es auch desöfteren Jobwechsel hin zur Konkurrenz gegeben - bekannt wurde etwa der Fall von Jon McCormack, der nach sechs Jahren Mitarbeit bei Amazon und Lab 126 zu Google wechselte.
Gestoppte oder verzögerte ProjekteDer Zeitplan bezüglich der Fortentwicklung des Fire Phones und der Neuentwicklung eines günstigeren Einsteigermodells sei eingefroren, hieß es der Quelle zufolge. Auch die Pläne für ein großes 14-Zoll-Tablet und einen intelligenten Eingabestift (Smart Stylus) lägen auf Eis. Solche Meldungen sind ungewöhnlich für das Unternehmen aus Seattle, das ansonsten stets sämtliche Einnahmen gleich wieder reinvestierte. Doch bereits im Juli verkündete der Finanzchef, dass durch eine strengere Kostenkontrolle im zweiten Quartal 2015 ein Überschuss von 92 Millionen Dollar erwirtschaftet werden konnte. Dies sorgte für einen massiven Aufschwung der Amazon-Aktie - auf der anderen Seite berichtete die New York Times schon Anfang des Monats von zunehmender inneren Kritik an der strengeren Unternehmenskultur und der Personalpolitik.
Weiterhin in der MacheUnberührt vom personellen Aderlass und dem Stopp einiger Projekte bleiben andere Vorhaben Amazons noch auf der Agenda: allen voran ein Tablet mit brillenloser 3D-Anzeige und ein High-End-Computer für die Küche, die als zentrale Schaltstelle für ein vernetztes Zuhause agieren könnte und per Sprachsteuerung Echo bedient wird. Auch die Weiterentwicklung von Fire TV und Kindle soll Lab126 weiterhin betreuen.
Misserfolg des Fire Phones als AusgangspunktMit der Reorganisation von Lab126 und den damit einhergehenden Entlassungen, so die Gesprächspartner des Wall Street Journal (
), gestehe Amazon den Misserfolg des Fire Phone ein. Denn die Hardware-Divisionen für Smartphones und Tablets seien mit der für den e-Reader zusammengelegt worden. Eine klare Aufgabenverteilung gebe es in der neuen Entwicklungszentrale aber (noch) nicht.