Android-Malware als Argument gegen Sideloading: Apple schreibt an US-Parlamentarier
Muss Apple in Zukunft nicht nur in der Europäischen Union alternative App Stores und Bezahlmethoden erlauben, sondern auch in den Vereinigten Staaten von Amerika? Eine Antwort auf diese Frage gibt es möglicherweise im Laufe der kommenden Monate, denn im US-Senat ist eine entsprechende Gesetzesinitiative anhängig. Das kalifornische Unternehmen bemüht sich allerdings naturgemäß darum, die Entscheidung zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Unter anderem verweist es immer wieder darauf, dass der App-Store-Zwang der Sicherheit und dem Schutz der Privatsphäre von iPhone- und iPad-Nutzern diene.
Apple reagiert auf Vorwürfe von Bruce SchneierIn einem Schreiben an den für den geplanten „Open Markets Act“ zuständigen Rechtsausschuss des US-Senats bekräftigte Apple vor einiger Zeit erneut die bereits früher vorgebrachten Argumente. Der bereits Anfang März dieses Jahres verfasste Brief, welcher
9to5Mac seit Kurzem vorliegt, ist eine Reaktion auf Äußerungen des Kryptografie-Experten Bruce Schneier. Dieser hatte vor einigen Monaten erklärt, die von Apple wiederholt vorgetragenen Sicherheitsbedenken gegen Sideloading seien unbegründet. Entsprechende Gesetze stellten keine Gefahr für iPhone-Nutzer dar. Die Behauptungen des kalifornischen Unternehmens dienten vielmehr dessen ureigensten geschäftlichen Interessen und nicht jenen der Kunden oder gar der Gesellschaft insgesamt.
Cupertino: Sideloading ist großes Problem für AndroidApple weist diese Einschätzung im Schreiben an den Rechtsausschuss zurück. Schneiers Anschuldigungen seien äußerst enttäuschend, so der kalifornische Konzern. Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten sei eine sehr komplexe Aufgabe und stelle eine große Herausforderung dar. Die Äußerungen des Kryptografie-Experten zeigten, dass selbst ausgewiesene Fachleute und Praktiker ein falsches Verständnis an den Tag legen könnten. Apple verweist in diesem Zusammenhang auf eine im Jahr 2021 von Nokia veröffentlichte Analyse, der zufolge es für Android fast 50 mal mehr Malware gibt als für iOS. Die Tatsache, dass Googles Smartphone-Betriebssystem Sideloading von Apps ermögliche, stelle dabei ein großes Problem dar. In alternativen App Stores würden viele Anwendungen angeboten, welche zwar funktionierten, aber gleichzeitig Malware enthielten.
iOS-Geräte in Malware-Analyse nicht vertretenApple zitiert zudem einige Zahlen aus Nokias Threat Intelligence Report. Demnach handelte es sich bei 50,31 Prozent aller mit Malware befallenen Geräte um Android-Devices, Windows-Rechner hatten einen Anteil von 23,1 Prozent, Computer mit macOS waren lediglich mit 9,2 Prozent vertreten. iOS-Geräte wiesen einen so geringen Prozentsatz auf, dass sie in der Analyse nicht einmal explizit aufgeführt waren. Apple bezeichnet dieses Ergebnis in seinem Schreiben an den US-Senat als „Triumph der Bemühungen um die Sicherheit der Nutzer“. Zurückzuführen sei das auf die im App Store und in iOS bestehenden Maßnahmen wie App-Reviews, App Tracking Transparency und Datenschutz-Labels. Alternative App Stores könnten ein solches Sicherheitsniveau nicht bieten, so der kalifornische Konzern. Ob Apple das Gesetzgebungsverfahren in den USA mit diesen Argumenten im eigenen Sinne beeinflussen kann, bleibt abzuwarten.