Anti-Tracking-Feature: Apple teilt gegen Facebook aus – Facebook: „Apple geht es nur um Profit“
Apple versucht stets, den Einsatz für die Privatsphäre der Anwender hervorzuheben – und implementierte in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl an Features in den Betriebssystemen, um diesem Anspruch Rechnung zu tragen. Die Entscheidung des Unternehmens, iOS und iPadOS 14 zukünftig mit einer Anti-Tracking-Funktion auszustatten, erregt die Gemüter: Datenschützern kann es nicht schnell genug gehen, außerdem erachten sie den Status quo als
gesetzwidrig. Werbetreibende hingegen lehnen Apples Vorhaben erwartungsgemäß ab – und bedienen sich einiger interessanter Argumentationslinien. Vor allem Facebook zeigt sich einmal mehr erzürnt – und wirft Cupertino vor, vom eigenen Versagen ablenken zu wollen.
NGOs üben Druck ausApple kündigte im Rahmen der vergangenen WWDC an, Cross-Tracking ohne die Zustimmung des Anwenders verhindern zu wollen und stellte ein entsprechendes Feature in iOS sowie iPadOS 14 in Aussicht. Der Konzern musste allerdings zurückrudern – und versprach, die Funktion Anfang des nächsten Jahres nachzureichen. Das geht nach Ansicht mancher Datenschützer nicht schnell genug: Acht NGOs, darunter Amnesty International und Human Rights Watch, haben Tim Cook einen
Brief geschrieben – und bringen darin ihre Enttäuschung über den verspäteten Start des Features zum Ausdruck.
Apple verteidigt VorgehenNun liegt das vierseitige
Antwortschreiben von Jane Horvath, Senior Director für Global Privacy vor. Horvath spricht davon, dass Tracking in die Privatsphäre eingreife und unheimlich („creepy“) sein könne. Das aktuelle Wettrüsten der Daten komme in erster Linie großen Unternehmen zugute. Horvath verweist auf die Werbepraktiken von Facebook: Führungskräfte des sozialen Netzwerks hätten klargestellt, dass sie so viele Daten ihrer Kunden wie möglich sammeln und monetarisieren möchten. Diese Missachtung der Privatsphäre der Benutzer nehme weiter zu und umfasse immer mehr ihrer Produkte.
Facebook erbostFacebook ließ nicht lange mit einer Antwort auf sich warten – das Unternehmen erklärte gegenüber
MacRumors, dass macOS 11 ungefragt Daten der Anwender sammle – und Apple von diesem Missstand ablenken wolle. Dabei handele es sich um ein altbekanntes Muster, das für Cupertino nur allzu typisch sei. In Wahrheit wolle Apple das kostenlose Internet in kostenpflichtige Apps und Dienste umwandeln, um davon zu profitieren. Der Konzern spreche von Datenschutz, doch gehe es ihm ausschließlich um Profit. Gerade kleine Unternehmen seien sehr wohl von diesen Änderungen betroffen. Die Entwicklung bilde die Transformation des Geschäftsmodells Apples ab: Es gehe nicht länger um innovative Hardware, sondern um datengetriebene Dienste und Medien, so Facebook.
Federighi verweist auf AlternativeAuch Craig Federighi meldet sich gegenüber
The Independent zu Wort: Die Verzögerung der Funktion sei auf technische Probleme zurückzuführen, die Entwickler vorgebracht hätten. Werde das Tracking deaktiviert, könnten diese nicht mehr den Ansprüchen der Anwender Genüge tun. Federighi verweist auf SKAdNetwork: Dieses Framework diene Werbetreibenden als Alternative – und berücksichtige trotzdem den Datenschutz von Apple-Kunden.