App-Abos: Preiserhöhung ohne Nutzer-Zustimmung? (Aktualisierung: Jetzt möglich – mit Einschränkungen)
Wer sich mit App-Abos generell nicht anfreunden kann und viele Berichte über Scam-Angebote im App Store kennt, dürfte mit einer möglichen Neuerung erst recht nicht zufrieden sein. So fiel nämlich einem Entwickler die recht merkwürdige Anzeige auf, wonach sich der Preis seines "Disney+"-Abos zur nächsten Abrechnung automatisch erhöhe. Allerdings musste er dem nicht aktiv zustimmen, stattdessen handelte es sich nur um eine Information. Dabei spricht Apple in den Richtlinien explizit davon, für Preisänderungen sei vom Nutzer ein OK einzuholen – automatisch höhere Preise einzuziehen, ist hingegen nicht erlaubt. TechCrunch fragte daraufhin bei Apple an und erhielt eine überraschende Antwort.
Apples Antwort zur beobachteten ÄnderungIn der
Stellungnahme führt Apple aus, man befinde sich derzeit in der Testphase für ein neues Verkaufs-Feature. Anbieter aller App-Kategorien und Regionen helfen daran mit, um an dieser Verbesserung zu arbeiten, die großartig für Entwickler und Nutzer werde. Weitere Details veröffentliche Apple innerhalb der kommenden Wochen, so der Sprecher.
Aus aktiver wird passive ZustimmungDie Antwort ist dabei ziemlich merkwürdig, denn bei Preiserhöhungen von Abos nicht mehr zustimmen zu müssen, ist für Nutzer wohl eher nicht so großartig. Unbekannt bleibt indes, wie viele Teilnehmer die besagte Testphase hat und ob es tatsächlich ernsthafte Pläne gibt, die bisherigen Regelungen zu streichen. In der Praxis würde die Umstellung bedeuten, dass aktiver Widerspruch erforderlich ist, nachdem Anbieter Preiserhöhungen melden – und eben nicht mehr aktive Zustimmung. Dies kennt man von vielen anderen Angeboten und Abos bereits gut, ganz gleich, ob es sich um Zeitschriften, Streaming (z.B. Netflix) oder andere Dienste handelt. Dennoch sollte das nicht unbedingt ein Argument sein, es im App Store genauso zu regeln.
Es gäbe weiterhin eine MeldungGanz im Geheimen und ohne Kenntnis des Nutzers fänden Preisänderungen natürlich nicht statt, denn eine Meldung wäre weiterhin anzuzeigen. Wer diese allerdings schnell wegklickt, könnte durchaus vor der Überraschung stehen, plötzlich mehr für die jeweilige Dienstleistung zu bezahlen. Man kann in jedem Fall davon ausgehen, dass weniger Abos gekündigt werden, wenn kein aktiver Consent für Verlängerungen zu höheren Preisen mehr zu erfolgen hat. Genau das dürfte der Hintergedanke sein, den Apple als so toll für alle Seiten bezeichnet. Für Apples 30 Prozent Beteiligung sowie für den App-Anbieter ist das sicherlich auch so – doch für Kunden stellte es keine Verbesserung dar, sich anschließend mit der Abo-Verwaltung in den Store-Einstellungen befassen zu müssen.
Unklar, ob es marktreif wird – und für welche AnbieterOb es allerdings zu einer solchen, durchaus weitreichenden Änderung kommt, ist alles andere als sicher. Noch unklarer scheint, ob bei einer eventuellen Einführung alle Entwickler die jeweilige Checkbox setzen dürfen, oder ob es sich um eine Sonderregelung für namhafte Streaming-Anbieter handelt. Da allgemeine Freischaltung weiteren Scam-Angeboten Tür und Tor öffnen würde, bleibt zu hoffen, dass es sich wirklich nur um einen internen Test handelt und in Zukunft nicht noch mehr Vorsicht bei Abos an den Tag gelegt werden muss.
Aktualisierung Mai 2022: Jetzt offiziell möglichApple hat Entwicklern gegenüber nun offiziell
mitgeteilt, dass diese nicht mehr bei Preiserhöhungen ein Einverständnis einholen müssen. Es reicht stattdessen, lediglich einen Hinweis anzuzeigen. Allerdings gibt es auch Grenzen, denn mehr als 5 Dollar bzw. mehr als 50 Prozent des ursprünglichen Preises dürfen nicht überschritten werden. Andernfalls bleibt es wie bisher und der Nutzer hat explizit einzuwilligen