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App Store: Apple führt noch mehr Wirrwarr und seltsame Gebühren ein

Einen bestimmten Link in der App zu setzen, kann für Entwickler sehr teuer werden. Im Kampf um möglichst hohe Provisionen hat Apple verkündet, wie viel es ab Herbst kostet, wenn man in seiner App darauf verweist, dass sich Inhalte auch extern (Webseite, Marktplatz, andere iOS- oder Android-Apps) und an Apples Kaufabwicklung (samt 30 Prozent Gebühren) vorbei erwerben lassen. Was lange Jahre ganz verboten war, denn potenziell entgehen Apple dadurch Milliardenumsätze, ist fortan in der EU ohne inhaltliche Einschränkungen erlaubt. Allerdings stellt das Unternehmen einmal mehr sicher, durch maximal verworrene Regeln und wenig attraktive Konditionen dafür zu sorgen, die neuen Freiheiten kaum nutzen zu können.


Bis zu 30 Prozent Gebühren
Je nach App-Größe verlangt Apple zwischen 7 und 20 Prozent Provision für Transaktionen, die durch verlinkte, externe Angebote getätigt werden. Dazu kommen noch einmal zusätzliche 5 bis 10 Prozent Transaktionsgebühren, was sich auf bis zu 30 Prozent beläuft. Entwickler können sich aber auch für ein anderes Angebot entscheiden, bei der es 5 Prozent Grundgebühr zuzüglich 5 bis 10 Prozent je nach App-Größe sind, dazu kommt aber die "Core Technology Fee" bei einer Million Installationen. Sofern der Nettoumsatz bei über einer Million liegt und man nicht mehr im Small Business Programm ist (was ohnehin nur nach Bewerbung aktiviert wird), steigt die Grundgebühr außerdem auf 10 Prozent. Letzterer errechnet sich aus Dollarumsatz minus Provision, womit der identische Bruttoumsatz dafür sorgen kann, ein Jahr 5, im anderen 10 Prozent Grundgebühr entrichten zu müssen.

Verärgerte Reaktionen
Protest gegen diese Neuregelung ließ nicht lange auf sich warten. Apple verlange faktisch 25 Prozent Gebühren dafür, mit Nutzern zu kommunizieren. Es handle sich einfach um eine andere Art und Weise, möglichst hohe Gebühren einzuziehen. Auch wenn dies nicht im Sinne des DMA sei, versuche das Unternehmen, einige weitere Wochen mit (fast) 30 Prozent Provision zu retten. Epic und Spotify verweisen beide darauf, dass die EU genau solches Vorgehen untersagt hat, denn für simple Elemente wie Preisangaben und Links dürfen keine derartigen Gebühren erhoben werden.

Freie Wortwahl erlaubt
In der Art und Weise, wie Entwickler Informationen zu externen Angeboten formulieren, sind sie hingegen ab Herbst frei. Zuvor hatte Apple auch hier sehr strenge Vorgaben gemacht – und sich wie üblich nur in Trippelschritten weiterbewegt. Als es beispielsweise untersagt wurde, externe Links ganz zu verbieten. lautete die Apple-Lösung, man dürfe einen Registrierungslink implementieren, welcher nach Aufruf dann dem Kunden ermöglicht, per Mail nach Inhalten außerhalb des App Stores informiert zu werden. Im aktuellen Fall erlaubt Apple zwar freie Kommunikation, hat jedoch die Gebühren so gestrickt, dass auf andere Art und Weise genauso viel wie früher bei reiner Store-Abwicklung anfällt.

Apple provoziert weiter, trotz weltweiter Kartellprobleme
Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Apple aufgrund der Neuregelungen weiteren Ärger bekommt. Allerdings bleibt man offensichtlich bei der Strategie, dass um jeden einzelnen Tag mit annähernd 30 Prozent Provision gekämpft werden muss – immerhin handelt es sich neben dem inzwischen als widerrechtlich eingestuften Suchdeal mit Google um die einträglichste Säule des Konzerns. Der offen zur Schau getragene Unwillen, im Sinne der markt- und kartellrechtlichen Vorgaben zu agieren, hatte in den vergangen drei Jahren nahezu weltweit dafür gesorgt, weitreichende rechtliche Probleme zu erhalten. In den USA ist es eine große Kartellklage, in der EU eine Milliardenklage, in sämtlichen anderen Wirtschaftsräumen steht kaum weniger Ärger ins Haus. Dass es hier tatsächlich um die Sicherheit der Nutzer geht, nehmen Apple immer weniger Beobachter ab.

Kommentare

sudoRinger
sudoRinger09.08.24 10:20
Im Blog von Michael Tsai sind Reaktionen von Entwicklern zusammengestellt
Imagine you are Spotify. You list your app in the EU on the Apple App Store, and link out to your website for payment.

Assuming a new user downloads the iOS app first, you will now be subject to a >20% commission on any new purchases; that includes if the purchase is made later on the web on an Android tablet, weil zuvor ein Link in einer App angeklickt wurde.
Das ist ein besonders originelle Idee von Apple. So kassiert Apple sogar Gebühren, wenn Software für Android-Geräte erworben wird.
+20
MikeMuc09.08.24 11:28
sudoRinger
das wird halt erstmal nach dem Hase Igel Prinzip so weiter gehen bis es einem zu blöde wird und er einlenkt. Irgendwann wird entweder die EU eine Deckelung der Gebühren vorgeben die ein Anbieter fordern darf und Apple findet sich damit ab oder Apple findet einen Weg, um die „fehlenden“ Umsätze anderweitig zu kompensieren.
Als ultima Ratio könnte sogar ein Rückzug aus dem Markt stattfinden. Und sei es nur, um ein Exempel zu statuieren. Letzteres kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen.
+5
Moranai09.08.24 12:17
Wie unbeliebt möchtest du dich machen? - JA!!!!
+10
Kapitän
Kapitän09.08.24 12:53
Langsam wird es echt albern. Macht es einfach wie bei macOS und fertig.
+7
esc
esc09.08.24 12:56
Apple überspannt den Bogen
+17
derguteste
derguteste09.08.24 12:59
Oh eine Firma will möglichst viel gewinn machen. Wie verwerflich.

Abgesehen von den Monopol und Kartell, EU verfahren etc. seh ich irgendwie das Problem nicht. Apple will möglichst viel verdienen. Die Anbieter von Apps auch. Wer schlussendlich gewinnt, scheinen schlussendlich Gerichte zu bestimmen.
Aber mir als Kunde kann das doch sowas von Egal sein. Selbst wenn die Entwickler nix zahlen müssten, die wenigsten würden die Differenz dem Kunden zukommen lassen und ihr Abo günstiger machen.

Also warum die Aufregung? Oder hab ich was wesentliches vergessen?
-18
PorterWagoner
PorterWagoner09.08.24 13:26
Einfach kein schönes Verhalten und jede weitere Entscheidung macht es immer noch schlimmer. Wer steckt dahinter, es muss doch jemanden von den hohen Managern auffallen, dass ihr Ruf dadurch leidet? Inzwischen bekommen das auch Bekannte von mir mit, die sich gar nicht so für Technik interessieren. Ich habe jetzt mehrfach die Frage gehört, ob es stimmt, wie mies Apple im Hintergrund auftritt.
+14
sudoRinger
sudoRinger09.08.24 13:33
derguteste
Aber mir als Kunde kann das doch sowas von Egal sein.
Selbstverständlich kann dir das egal sein.
Also warum die Aufregung? Oder hab ich was wesentliches vergessen?
Die Entwickler sind in der Mehrzahl kleine Unternehmen oder einzelne Personen. Unternehmen wie Spotify oder Epic können sich eine Auseinandersetzung mit Apple leisten und selbst Epic wurde dafür aus dem App Store geschmissen. Apple kann leicht im Review-Verfahren eine App von einem Kleinunternehmen blockieren. Gerecht ist das nicht, wenn man sich gegen Willkür nicht wehren kann.

Wenn der Kauf einer App storniert wird, dann behält Apple die Gebühr trotzdem. Für die 30 % kommt der Entwickler auf. Apple kassiert einen großen Teil der Einnahmen und beteiligt sich nicht am Risiko der Stornierung. Ist das fair?

Wenn Apple die 10, 20 oder 30 % kassiert, verdient der Entwickler nicht 10, 20 oder 30 % weniger, denn seine Kosten bleiben die gleichen. Wenn eine App eine Bruttomarge von 50 % hätte, bleibt dann nur die Hälfte vom Gewinn. Ist das fair?

Bei Apple Arkade zahlt Apple "ihre" Entwickler so schlecht, dass sie 6 Monate auf das Geld warten, kaum Unterstützung erhalten usw.

Das alles kann Dir und mir als Kunde egal sein, weil die App-Preise sich nicht verändern werden, aber für mich sind gerade die Apps von den kleinen Entwicklern das, was die Apple-Plattform interessant macht. Für Teams kann ich auch Windows nehmen ...
+21
macfreakz09.08.24 13:34
Früher konnten ich viele Apple's Entscheidungen wie z.B. Preispolitik usw. nachvollziehen und verteidigen. Aber die aktuelle AppStore Politik kann ich gar nicht. mehr nachvollziehen und verstehen.

Apple soll nur fixe Kosten für Nutzung von AppStore pro App verlangen, um die Kosten d. Reviewprozess, Serverinfrastruktur, etc. zu decken. Punkt. Alles andere weitere ist einfach absurd.
+13
tranquillity
tranquillity09.08.24 13:39
Lächerlich von Apple. Durch Innovationen auffallen wäre mal was … Leider gibt es vor allem bei iPadOS immer nur lauwarme Aufgüsse.
+10
derguteste
derguteste09.08.24 14:01
@sudoRinger

Ich wollt damit nicht sagen das Apples Verhalten fair ist. Nur das es ja normal ist. In unserer gewinnorientierten Welt ist es eben einfach normal das auf Moral und Rücksicht nicht geachtet wird. Und das tut schlussendlich jedes gewinnorientierte Unternehmen. Was es aber natürlich nicht besser macht.
Als Entwickler würd ich mich ja auch aufregen und versuchen was dran zu ändern.

Ich meinte eher. ich versteh nicht warum so viele Kunden sich so drüber empören und gegen Apple schiessen (nicht zwingend hier) obwohl sie die Thematik ja nicht direkt betrifft und auch kein neues Phänomen ist das Unternehmen rücksichtslos Gewinn erzielen wollen.
-7
PorterWagoner
PorterWagoner09.08.24 14:16
derguteste Das hängt auch mit zusammen, dass sich sonst niemand so sehr aufspielt, nur das Beste für die Menschen und den Planeten zu wollen und gar nicht die Absicht zu haben, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Mit komischen Aussagen wie "wir wissen nicht, ob wir Geld mit dem App Store verdienen" und "Apple Arcade machen wir nur zur Freude der Nutzer". Außerdem tun sie immer so, als ob es nur und ausschließlich nur um Sicherheit und Nutzervorteile geht, aber das ginge doch bestimmt auch mit einfachen Bedingungen und vor allem weltweit.
+14
sudoRinger
sudoRinger09.08.24 14:18
derguteste
In unserer gewinnorientierten Welt ist es eben einfach normal das auf Moral und Rücksicht nicht geachtet wird. Und das tut schlussendlich jedes gewinnorientierte Unternehmen. Was es aber natürlich nicht besser macht.
Wenn Apple nur an den langfristigen Gewinn denken würde, dann würde es durch verfehlte Geschäftspolitik nicht riskieren, dass in 5 Jahren die Hälfte vom Jahresgewinn fehlt, weil die Google- und AppStore-Gebühren wegfallen.

Mit einer proaktiven, konstruktiven Anpassung des App Stores hier und da bei Einnahmenstruktur, transparente Regeln usw. hätte Apple problemlos die riesigen App Store-Einnahmen ins nächste Jahrzehnt retten können.
+8
Bitsurfer09.08.24 15:16
Ich lese immer Kartell. Mit wem hat sich Apple betreffs der Gebühren abgesprochen? Weil ein Kartell sind Preisabsprachen zwischen Marktbegleitern.

Und ein Monopol ist auch so eine Sache. Bei dem Marktanteil.
Oder hat BMW auch ein Monopol weil man da keine andere Entertainment Software aufspielen kann?
-16
thomas b.
thomas b.09.08.24 15:19
macfreakz
Früher konnten ich viele Apple's Entscheidungen wie z.B. Preispolitik usw. nachvollziehen und verteidigen. Aber die aktuelle AppStore Politik kann ich gar nicht. mehr nachvollziehen und verstehen.

Apple soll nur fixe Kosten für Nutzung von AppStore pro App verlangen, um die Kosten d. Reviewprozess, Serverinfrastruktur, etc. zu decken. Punkt. Alles andere weitere ist einfach absurd.

Dran verdienen dürfen sie deiner Meinung nach aber nichts? Die 30% mögen diskutabel sein aber es muss am Ende auch was hängen bleiben.
0
PorterWagoner
PorterWagoner09.08.24 15:28
Bitsurfer nach drei Jahren intensive Beschäftigung mit dem Thema und bestimmt 200 Meldungen dazu sollte doch wirklich auch der letzte mitbekommen haben, dass Kartellrecht nicht heißt, dass es nur um Kartelle geht

Das Kartellrecht verbietet Preisabsprachen, Marktaufteilungen, Mengenabsprachen aber auch Missbrauch marktbeherrschender Stellungen privater Unternehmen.

Marktbeherrschend ist nicht, dass du ein Monopol bist, sondern dass du eine Größe erreicht hast, mit der du den Markt sehr stark beeinflussen und die Regeln bestimmen kannst.
+19
Peter Longhorn11.08.24 10:26
Die EU muss Apple endlich zu richtigem Sideloading zwingen und das Thema wäre ein für alle Mal gelöst. Wobei Apple dann vermutlich das Aktivieren von Sideloading so dermaßen unattraktiv macht, dass die EU neue Vorgaben rausgeben muss.
Könnt mir gut vorstellen, dass Apple dann anfängt zu argumentieren: OK wenn wir echtes Sideloading erlauben müssen müssen wir leider sämtliche Schnittstellen sperren. Kein NFC mehr zum Bezahlen, vielleicht kein Bluetooth/WLAN weil wir nicht mehr sicherstellen können, dass sich da nicht irgendwie ein angeblicher Virus einschleicht. Und alles nur damit die User ihre gewonnen Freiheiten nicht nutzen.
Zutrauen würde ich Apple das mittlerweile.
+3

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