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App Store: Apples Rechenfehler führt zu doppeltem Bundle-Rabatt – Entwickler zahlt drauf

Unter dem Label "UnderpassApp" veröffentlicht Jeff Johnson verschiedene Softwaretitel für iOS, iPadOS und macOS. Die im Dezember 2023 erschienene Pro-Version seiner Browsererweiterung "StopTheMadness" bietet er im App-Bundle mit dem Vorgänger an. So kann er Bestandskunden einen Rabatt gewähren – je mehr die Kunden für das ursprüngliche "StopTheMadness" bezahlten, desto günstiger erhalten sie die Pro-Version. Die ersten sechs Wochen lief es gut, doch ab Februar sah er deutliche Gewinneinbrüche – trotz vergleichbaren Umsätzen. Als er nun die Abrechnungen der letzten Monate durchsah und genauer nachrechnete, stellte er fest: Apple zog ihm den Rabatt doppelt ab, sodass er bei jedem Bundle effektiv Geld an Apple zahlte. Die Kunden zahlten aber weiterhin den korrekten Preis.


Dass er erst nach mehreren Monaten den Fehler feststellte, sieht er im komplizierten Abrechnungssystem des App Store begründet: Apple führt zunächst den vollen Bundle-Preis auf; in einer weiteren Zeile wird der Kundenrabatt als negatives Einkommen wieder abgezogen. Bis Januar erschien in der ersten Zeile der Maximalpreis des Bundles. Ab Februar jedoch erschien dort der bereits reduzierte Preis, von dem Apple dann in der zweiten Zeile erneut den Rabatt abzog. Für sein iOS-Bundle bedeutete das: Anstatt 4,25 Dollar Gewinn stand bei einem verkauften Bundle 4,24 Dollar Verlust auf der Rechnung. Durch die vielen Einzeltitel ist das nicht auf einen Blick ersichtlich, sondern zeigte sich in einem deutlichen Rückgang des Gesamtumsatzes.

Trend und Abrechnung passten erstmals nicht zusammen
Ein zusätzliches Indiz für eine fehlerhafte Berechnung war das Abweichen der Trend-Zahlen von den tatsächlichen Abrechnungen: Erstmalig lagen im Zeitraum Februar bis April 2024 die prognostizierten Umsatzzahlen deutlich über denen der finalen Abrechnung. Johnson kontaktierte daraufhin den App Store. Die automatisierte E-Mail erbittet drei Werktage Bearbeitungszeit. Er entschied sich trotzdem, an die Öffentlichkeit zu gehen, um andere Entwickler möglichst frühzeitig zu warnen. Allerdings scheint es sich um kein weitverbreitetes Phänomen zu handeln: Auf Mastodon bekam er bisher auf seine Bitte, sich bei ihm zu melden, keine (öffentliche) Rückmeldung.

Aktualisierung 17.05.2024: Apple räumt Fehler ein
Inzwischen hat Jeff Johnson eine telefonische Rückmeldung von Apple erhalten. Die Firma räumt den Fehler ein und arbeitet ihn gerade auf. Alle betroffenen App-Anbieter werden in Kürze detailliert informiert und erhalten eine berichtigte Abrechnung sowie eine Nachzahlung der ausstehenden Umsätze.

Einziger Weg für Upgrade-Rabatt
In den herstellereigenen App Stores von iPhone, iPad und Mac sind keine preisreduzierten Upgrades für Bestandskunden vorgesehen. Bringt ein Entwickler eine neue Version heraus, stehen ihm standardmäßig zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Er aktualisiert die alte App, dann erhalten Bestandskunden die neue Version als kostenloses Upgrade; oder er bringt eine gänzlich neue App heraus, und wer die alte App besitzt, muss den vollen Preis bezahlen. Nach vielfachen Beschwerden führte Apple einen Mechanismus ein, der sich für Upgrade-Rabatte nutzen lässt: Über App-Bundles können Entwickler seit 2014 für iPhone und iPad Pakete aus mehreren Apps schnüren und darüber einen Rabatt auf den Gesamtpreis aller Versionen gewähren. Seit 2018 besteht diese Möglichkeit auch für den Mac App Store.

App-Bundles sind nicht optimal
Der unabhängige App-Entwickler Steve Troughton-Smith rät in einem Mastodon-Post generell davon ab, App-Bundles zu nutzen. Das Schnüren eines App-Store-Bundles erfordere dauerhafte Veränderungen an den Datenbankeinträgen einer App. Bei ihm haben diese dazu geführt, dass er einige Apps in den frühzeitigen Ruhestand befördern musste, um unklare Fehlermeldungen im Entwickler-Backend App Store Connect loszuwerden. Er hoffe auf eine baldige komplette Überarbeitung des Bundle-Systems.

Kommentare

martzell13.05.24 21:38
Apple macht es Entwicklern schwer ihre Software gescheit verkauft zu bekommen. Anwendern auch. Software wie Microsoft Word oder Adobe Photoshop wurden jahrzehntelang verkauft mit immer neuen großen Upgrades die erneut Geld kosteten. Im App Store gibt es dafür keinen Mechanismus.

Für Anwender wäre es schön überhaupt darüber informiert zu werden um was es sich bei einer kostenlosen App handelt. Eine Probierversion die man mittels In-App-Kauf freischalten muss? Eine Freemium App die sich eingeschränkt nutzen lässt, Zusatzfeatures kosten extra? Oder bezahlt man mit seinen Daten? Oder ist es wirklich kostenlos geschenkt?

Manche Apps bieten einem sogar die Wahl zwischen Einmalkauf – dann erhält man 1 oder 2 Jahre Updates und muss dann ggf. nachkaufen – oder Abo.

+3
M.Z.14.05.24 07:31
Auf Mastodon? Da sieht es doch niemand. Er muss es wenn auf 𝕏 posten.
-4

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