App-Store-Chef Phil Schiller im Profil: Von Einnahme-Verzicht im Store bis hin zu Kritik an Gewaltspiel-Werbung
Phil Schiller zählte lange zu Apples prominentesten Führungspersönlichkeiten. Der frühere Marketingchef des Unternehmens wirkte bis vor einigen Jahren regelmäßig bei Keynote des Unternehmens mit. Zudem galt er als einer der engsten Vertrauten von Apples Mitbegründer und früherem CEO Steve Jobs. Als Greg Joswiak anno 2020 die Marketingchef-Rolle übernahm und Phil Schiller den Titel des "Apple Fellow" erhielt, schien Schillers Zeit im aktiven Tagesgeschäft vorbei zu sein. Doch der frühere Jobs-Vertraute hat weiterhin großen Einfluss im Unternehmen, wie aus einem Bericht hervorgeht.
Demzufolge verantwortet er Apples Vorgehen im App Store nach wie vor überaus aktiv – und eckt mit seinen Entscheidungen im Unternehmen hin und wieder an, beispielsweise bei Datenschutz-Features und dem Werbeverzicht bei Gewaltspielen.
Nutzerbedürfnisse wichtig: Schiller wählt nicht immer lukrativsten WegSchiller trete zwar bei Keynote und anderen öffentlichen Veranstaltungen des Unternehmens nicht mehr so in Erscheinung wie früher, doch im Hintergrund wirke der Marketingexperte immer noch stark mit – und bestimme maßgeblich die Strategie des App Store, so der
Bericht. Demnach ist er bei Keynote-Vorbereitungen und App-Store-Features immer noch stark involviert. Seine Entscheidungen berücksichtigen demnach in einem ungewöhnlich hohen Maß die Kundenbedürfnisse. Bei Themen wie Privatsphäre und Werbung etwa habe Schiller oft nicht den für Apple lukrativsten Weg gewählt, sondern immer auch Nutzervorteile bedacht.
Die Richtlinie zur App Tracking Transparency (Drittanbieter-Anwendungen müssen ihre Nutzer-Tracking-Aktivität im App Store offenlegen und Anwendern diesbezügliche Wahlmöglichkeiten geben) forcierte Schiller gegen Widerstand im Unternehmen. Das App-Store-Team zeigte sich besorgt angesichts potenzieller Einnahmeverluste und der möglichen Abwanderung von Drittanbietern zu Android (wo Nutzerdaten unkomplizierter auszuwerten sind). Schiller gab sich laut Bericht unbeeindruckt und beharrte auf dem Datenschutz-Fokus. Zudem würden sich Werbetreibende den neuen Richtlinien früher oder später anpassen, so Schiller.
Schiller contra GewaltspieleAuch bei Gewaltspielen zeige Schiller Prinzipientreue. Als er die Verantwortung für den App Store von Eddy Cue übernahm, stoppte er umgehend die Anpreisung entsprechender Titel auf den Übersichtsseiten des App Store. Schiller wollte damit verhindern, dass diesbezüglich sensible Nutzer einen negativen Eindruck von Apples Software-Plattform bekommen. Eine von Eddy Cue schon versprochene Promo-Kampagne für das kontroverse Spiel "Bully: Anniversary Edition" strich Schiller gar ersatzlos – was Apple Ärger mit der Softwareschmiede Rockstar einbrachte.
Später weichte Schiller die Vorgabe für App-Store-Hauptseiten auf. Gewaltspiele dürfen unter bestimmten Voraussetzungen dort erscheinen, es sind aber keine expliziten Screenshots mit Gewaltdarstellung erlaubt. Bei Schießereien an Schulen oder anderen Ereignissen dieser Art werden Werbeaktionen für Egoshooter für mehrere Wochen eingestellt – auch das eine Schiller-Vorgabe.
Schillers Blick für DetailsÜberhaupt prüfe Schiller selbst Kleinigkeiten im App Store – wie Werbeanzeigen für Spiele – selbst und erinnere mit seiner Detailversessenheit an Steve Jobs, rege aber gleichzeitig auch zu Diskussionen im Team an ("Jede Meinung zählt"). Schiller-Vorgänger Eddy Cue hingegen habe viele Aufgaben delegiert und sich nicht so sehr auf Details konzentriert. Selbst als
Apple Fellow nimmt Schiller also noch maßgeblich Einfluss auf den App Store.