App Store: Warum Windows 11 zur Gefahr für Apple werden kann
Stärker hätten sich die Pole wohl kaum verschieben können. Vor zweieinhalb Jahrzehnten stand Apple kurz vor der Pleite, Microsoft dominierte die Tech-Welt hingegen nach Belieben und musste sogar weitreichende Konsequenzen durch die Wettbewerbsbehörden befürchten. Blickt man hingegen auf die aktuelle Situation, so steht Apple in vielen Ländern am Pranger, wohingegen sich Microsoft aus der Schusslinie gebracht hat. Stattdessen steht Redmond nun auf der Seite derer, die "Big Tech" einschränken und mehr Freiheit erzwingen wollen. Apple brachte im Verfahren gegen Epic sogar die Anschuldigung auf, in Wirklichkeit habe Microsoft den Prozess angestrebt und setze Epic nur als Strohmann ein. Ob dies nun zutrifft oder nicht, keinesfalls ist Microsoft der kleine, rebellische Underdog, den man derzeit zu verkörpern sucht. Alleine schon der Börsenwert von mehr als zwei Billionen Dollar zeigt dies überdeutlich.
Microsofts geschicktes TaktierenStattdessen agiert Microsoft geschickt, um eigenen Märkte zu schützen oder auszuweiten. Wenn Gerichte und Wettbewerbshüter gegen Apple entscheiden und Cupertino zu mehr Offenheit zwingen, kann Microsoft beispielsweise eigene Dienste besser etablieren. Vor allem geht es dabei um den Gaming-Sektor, in der Xbox-Plattform sieht Microsoft nämlich enormes Potenzial. Mit der Vorstellung von Windows 11 hat Redmond nun einen weiteren Schuss vor Apples Bug geleistet, dessen Auswirkungen nicht unterschätzt werden sollten.
Microsoft Store ohne "Microsoft Tax"Wer den Microsoft Store nutzt, habe die Freiheit, auch eigene Zahlungssysteme zu verwenden – und damit ohne "Microsoft Tax" zu arbeiten. Während der Präsentation wurde dieser Punkt stark hervorgehoben, denn er steht im direkten Widerspruch zu Apples Politik im App Store. Marktbeobachtern zufolge ist die Entscheidung als Angriff gegen Apple zu verstehen. Während Apple bislang erfolgreich damit argumentieren konnte, die Gebühren des App Stores seien absoluter Branchenstandard, stimmt die Angabe nun immer weniger.
Wird Apple dazu gezwungen, die "Apple Tax" weiter zu senken?Apple hat es daher zunehmend schwieriger, die Apple Tax in Höhe von 30 Prozent zu rechtfertigen. Während kleinere Entwickler mit weniger als einer Million Dollar Jahresumsatz nur noch 15 Prozent entrichten, sind es für andere Hersteller weiterhin 30 Prozent – was nun eben nicht mehr bei jedem Dienst gleich gehandhabt wird. Wenn Apple das Verbot alternativer App Stores beibehalten möchte, könnte es also sein, dass eine neuerliche Senkung der Gebühren gar nicht mehr zu vermeiden ist. Andernfalls wiegt der Vorwurf zu schwer, Apple schränke die Software-Plattform ausschließlich aufgrund des Milliardenumsatzes mit App-Provisionen ein.
Microsoft hat hingegen nichts zu verlieren, denn bislang war der hauseigene App Store weitgehend ein Misserfolg. Zwar werden nun sicherlich nicht massenhaft Entwickler der lukrativen iOS-Plattform zugunsten von Windows den Rücken kehren, doch vor den Augen der Wettbewerbshüter ist Apple noch stärker in die Defensive geraten. Windows 11 stellt daher für den App Store und die bisherige Geschäftspolitik durchaus eine Bedrohung dar.