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Apple-Abschied von Angela Ahrendts: Was für und was gegen eine Entlassung spricht

Die überraschende Nachricht verbreitete sich vorgestern rasend schnell: Retail-Chefin Angela Ahrendts verlässt Apple im April. Da sie dem so wichtigen Einzelhandelsbereich des Unternehmens vorsteht, kommt ihr plötzlicher Weggang einem mittelschweren Beben in Apples Führungsebene gleich. Trotz Ahrendts’ warmer Worte zum Abschied und dem Lob für ihre Nachfolgerin Deirdre O'Brien kam entsprechend schnell die Frage auf, ob Ahrendts Apple wirklich freiwillig verlässt oder nicht vielmehr entlassen wurde.


Was für einen erzwungenen Abgang von Ahrendts spricht
Apple spricht in der dazugehörigen Pressemitteilung von „neuen persönlichen und professionellen“ Zielen, die Ahrendts ab April verfolgen werde. Hinweise auf eine konkrete Position bei einem anderen Unternehmen finden sich nicht. Der Grund für Ahrendts’ Schritt scheint also keine vielversprechende Karriereoption bei einem anderen Unternehmen zu sein, zumal ihr Posten bei Apple zu den begehrtesten der Branche zählt und auch finanziell außerordentlich gut entlohnt wird. Bloomberg zufolge verdiente sie in ihren fünf Apple-Jahren mehr als 170 Millionen US-Dollar (Lohn, Bonuszahlungen, Aktienpakete). Zudem könnte die Formulierung der „neuen persönlichen und professionellen“ Ziele eine Art amerikanischer Arbeitszeugnis-Code für „entlassen worden“ sein, so CultofMac.

Warum ein freiwilliger Abschied wahrscheinlicher ist
Dagegen gibt es keine Hinweise darauf, dass Apple mit ihrer Arbeitsleistung unzufrieden war. Zwar kommt die Bekanntgabe ihres Weggangs nur kurze Zeit nach den enttäuschenden iPhone-Umsätzen im Weihnachtsquartal 2018 – doch andere, konkret auf Apples Retail-Präsenz bezogene Zahlen werfen ein deutliches besseres Licht auf Ahrendts’ Wirken. Die Apple Store-Verkaufswerte pro Quadratmeter Ladenfläche etwa stiegen während der Amtszeit der Noch-Einzelhandelschefin um 21 Prozent auf 5.637 US-Dollar, so eMarketer.


Quelle: Apple

Auch wenn Entwickler wie Ryan Jones und andere Nutzer per Social Media starke Kritik an Ahrendts’ Arbeit üben, da sie die Apple Stores in ein „frustrierendes Chaos mit langsamen Service- und Kaufvorgängen“ verwandelt habe, entwickelte die Retail-Chefin ihre Store-Strategie bis zuletzt kontinuierlich weiter. Ahrendts verkündete kürzlich sogar noch ihre Zukunftsvision für die Apple Stores und bezog sich dabei auf Werte des Apple-Mitbegründers Steve Jobs. Das Zusammenkommen von Menschen und der Bildungsaspekt sollen im Mittelpunkt der Ladengeschäft-Strategie stehen – der Verkauf möglichst vieler Produkte sei dagegen nur von untergeordneter Bedeutung. Entsprechend finden in Apple Stores immer öfter gutbesuchte „Today at Apple“-Events statt, zu denen etwa Konzerte und Swift-Programmierkurse für alle Altersstufen zählen.

Auch die Abschiedsworte von Apple-CEO Tim Cook lassen keine Rückschlüsse auf eine mögliche Entlassung zu – auch nicht zwischen den Zeilen. Er dankt Ahrendts ohne Wenn und Aber für „all das, was du getan hast, um unsere Teams zu inspirieren und mit Energie zu füllen“. Es sei ein bittersüßer Moment, da er einerseits den Abschied der jetzigen Retail-Chefin bedauere, sich aber andererseits auf Deirdre in ihrer neuen Funktion freue. Außerdem ist in Apples Pressemitteilung die Rede von „fünf erfolgreichen Jahren", die Ahrendts im Unternehmen verbrachte.

Apple wählt bei Entlassungen zudem oft den sogenannten „Gardening Leave“ – geschasste Führungskräfte bleiben noch eine Übergangszeit von beispielsweise einem Jahr im Unternehmen und erhalten eine Sonderrolle als „Special Adviser to the CEO“. Doch in der Zeit üben sie keine tatsächliche Tätigkeit aus. Apple möchte so nur verhindern, dass hochrangige Angestellte schnell zur Konkurrenz wechseln und unter Umständen Firmengeheimnisse mitnehmen. Ein „Gardening Leave“ liegt bei Ahrendts definitiv nicht vor.

Ahrendts' Sehnsucht nach London und der Familie
Private Gründe könnten für Ahrendts Entschluss, ihren Apple-Posten aufzugeben, eine entscheidende Rolle gespielt haben. Im Vogue-Interview sprach sie kürzlich davon, wie sehr sie ihre erwachsenen Kinder vermisse, die in London leben. Als CEO von Burberry arbeitete sie früher selbst von Englands Hauptstadt aus und fühlte sich dort dem eigenen Bekunden nach sehr wohl. Für Apple musste sie an die amerikanische Westküste ziehen. „Aber Kalifornien ist nicht so schlecht!“, so Ahrendts gegenüber Vogue.

Kommentare

marco m.
marco m.07.02.19 15:11
Und warum hat sie dann so viel verdient, wenn man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war? Passt irgendwie nicht.
Chevy Chase: Twenty years ago, we had Steve Jobs, Johnny Cash and Bob Hope. Now we have no jobs, no cash, and no hope. Please, don't let Kevin Bacon die!
-8
Aphorism07.02.19 15:13
Am Ende ist sie weg und eine neue da. So what?
Klingt aber alles eher nach freundlichem Auseinandergehen. Und vielleicht mal so betrachtet: Der Job ihrer Karriere. Was bringen die Schleifen mehr denn wirklich? Sie kann jetzt in London oder sonstwo sein, bei der Familie sein und bei Bedarf Projekte starten.
Wäre aber sicher schön, bliebe sie medial präsent.
+5
willchen07.02.19 15:38
marco m.
Und warum hat sie dann so viel verdient, wenn man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war? Passt irgendwie nicht.

Exakt! 👍
-6
MetallSnake
MetallSnake07.02.19 15:45
marco m.
Und warum hat sie dann so viel verdient, wenn man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war? Passt irgendwie nicht.


Wer behauptet denn dass man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war?
Das Schöne an der KI ist, dass wir endlich einen Weg gefunden haben, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann, nachdem sie jeden Einzelnen von uns getötet hat.
+3
UWS07.02.19 17:01
Alles Spekulatius ... sie hat von den (angeblichen) 170 Mio sicher durch eisernes Sparen ein klein wenig zurücklegen können. Selbst nach Steuern bleibt da ja noch was übrig. Die Dame ist Jahrgang 60, bis zur Rente sollte sie damit wohl so gerade eben knapp über die Runden kommen...
There is no cloud…it’s just someone else’s computer.
+5
uuhh07.02.19 17:22
UWS Sie arbeitet schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr wegen des Geldes, auch schon vor ihrer Zeit bei Apple. Sie hat bei Burberry teilweise mehr als bei Apple verdient.
+3
__18068207.02.19 17:34
Mensch... die hat ja jetzt genug verdient. Mit der Kohle geht Sie zurück nach England, dann ist sie schon mal bei Ihren Kindern und kann sich um deren Nachwuchs als Oma kümmern... dann macht Sie sich in der Modebranche selbständig... zusammen mit Joni Ive, der dann auch keinen Bock mehr hat und bei Apple eh nur noch Interiordesign macht...
+2
UWS07.02.19 17:40
uuhh
Sie arbeitet schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr wegen des Geldes
Das höre ich in letzter Zeit öfter, komischerweise oft bei Leuten, die Dutzende oder gar Hunderte von Millionen bekommen.

Ich bin ein eiserner Verfechter des Leistungsprinzips, wer als Angestellter viel leistet oder seiner Firma hohe Gewinne beschert, der sollte auch sehr viel verdienen. ABER, das sollten keine Beträge in unanständiger Höhe sein. 170 Millionen sind für mich unanständige Höhen - da ist die Dame aber nur ein Beispiel von vielen anderen. (Just my 2%)
There is no cloud…it’s just someone else’s computer.
+7
jwolfs07.02.19 17:55
Ist sie nicht erst im Sommer dem Board von Ralph Laurens beigetreten? Ich glaube eher sie konnte mit der TechBranche nicht so viel anfangen und will wieder zu Kleidung zurück. Ich glaube auch nicht das sie im April lange arbeitssuchend sein wird.
Denke sie wird, wenn sie das will und sich nicht auf die familie konzentriert, schnell wieder bei einer Kleidungsfirma anfangen.
Vielleicht hat sie sogar schon ein neuen Vertrag.
+1
Weia
Weia07.02.19 19:36
UWS
uuhh
Sie arbeitet schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr wegen des Geldes
Das höre ich in letzter Zeit öfter, komischerweise oft bei Leuten, die Dutzende oder gar Hunderte von Millionen bekommen.
Was ist daran komisch? Wer 170 Millionen im Jahr, also 14 Millionen im Monat verdient, muss nach zwei Monaten für den Rest seines Lebens nicht mehr wegen des Geldes arbeiten, solange er ein einigermaßen normales Leben führt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Du in diesen zwei Monaten von ihr/ihm hörst, ist aber relativ klein.
Ich bin ein eiserner Verfechter des Leistungsprinzips, wer als Angestellter viel leistet oder seiner Firma hohe Gewinne beschert, der sollte auch sehr viel verdienen.
Nur dass Kapitalismus nichts mit der Vergütung von Leistung zu tun hat, sondern das immer nur als ideologische Maske vor sich herschiebt.

Kapitalismus vergütet das Geschick, Dich in eine aus Angebot/Nachfrage-Sicht strategisch erfolgreiche Position zu manövrieren.

In der Informationsgesellschaft sind das praktisch immer Güter, die hoch skalierbar sind, weil die Stückkosten gering oder gar (wie bei Software) Null sind.

Ein hervorragender Arzt, der unter maximalem zeitlichen Einsatz möglichst viele Menschen nachhaltig heilt, wird nie die Chance haben, auch nur annähernd so viel zu „verdienen“ wie ein Spieleprogrammierer, der das Glück hat, dass sein Spiel gerade den Zeitgeist trifft.

Heißt das, dass der Arzt weniger leistet? Ganz sicher nicht. Er tut nur etwas, das kaum skaliert.
ABER, das sollten keine Beträge in unanständiger Höhe sein.
Nur: wer legt wie fest, was „unanständig“ ist?

Das „Leistungsprinzip“ ist eine nachvollziehbare Idee, aber praktisch vermutlich unmöglich konsistent umzusetzen. Ich glaube eher, es ist an der Zeit, die gesellschaftlichen Konsequenzen daraus zu ziehen, dass Kapitalismus nicht Leistung belohnt, sondern strategisches Geschick.
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
+2
Weia
Weia07.02.19 19:40
Madlook
dann macht Sie sich in der Modebranche selbständig... zusammen mit Joni Ive
Dann gibt’s aber nur Kleidung für extrem dünne Menschen …
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
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willchen07.02.19 20:13
Weia
Madlook
dann macht Sie sich in der Modebranche selbständig... zusammen mit Joni Ive
Dann gibt’s aber nur Kleidung für extrem dünne Menschen …

Quark, beide sind durchaus beleibt..
+1
Weia
Weia07.02.19 20:19
willchen
Weia
Madlook
dann macht Sie sich in der Modebranche selbständig... zusammen mit Joni Ive
Dann gibt’s aber nur Kleidung für extrem dünne Menschen …
Quark, beide sind durchaus beleibt..
Ja, die Schöpfer schon, aber das Geschaffene?

Böse Zungen behaupten ja, die Macs wurden umso dünner, je dicker … – ach, lassen wir das …
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
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Langer
Langer07.02.19 22:27
Ich glaube Du machst die Dame pro Monat schwerer als sie ist
(fünf Apple-Jahre sind doch 60 Apple Monate...)
Weia
...
Was ist daran komisch? Wer 170 Millionen im Jahr, also 14 Millionen im Monat verdient, ...
+2
MetallSnake
MetallSnake07.02.19 22:29
Weia
Ich glaube eher, es ist an der Zeit, die gesellschaftlichen Konsequenzen daraus zu ziehen, dass Kapitalismus nicht Leistung belohnt, sondern strategisches Geschick.

Ich stimme dir im großen und ganzen zu mit dem was du geschrieben hast, aber was meinst du mit diesem von mir zitierten Satz? Ich mein, was wäre deiner Meinung nach die Konsequenz? Ich denke die Konsequenz haben wir ja schon, nur dass die Leute noch glauben es wäre anders, aber das liegt ja auch an der Gehirnwäsche die Teil des Kapitalismus ist (was nicht heißt dass es in anderen System keine gäbe).
Das Schöne an der KI ist, dass wir endlich einen Weg gefunden haben, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann, nachdem sie jeden Einzelnen von uns getötet hat.
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jmh
jmh07.02.19 22:43
warum nicht auch mal ein neuer ceo?
wir schreiben alles klein, denn wir sparen damit zeit.
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Weia
Weia08.02.19 01:02
Langer
Ich glaube Du machst die Dame pro Monat schwerer als sie ist
(fünf Apple-Jahre sind doch 60 Apple Monate...)
Hmmm, guter Punkt – der Satz ist doppeldeutig. So, wie er da steht, kann er sowohl bedeuten, sie hätte 5 Jahre lang jährlich 170 Millionen verdient als auch, sie hätte das insgesamt während der 5 Jahre getan. Und es kann gut sein, dass Deine Lesart stimmt …

Dann hätte sie also 10 Monate arbeiten müssen. Auch noch eine Zeitspanne, die man übersehen kann …
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
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Weia
Weia08.02.19 02:02
MetallSnake
Weia
Ich glaube eher, es ist an der Zeit, die gesellschaftlichen Konsequenzen daraus zu ziehen, dass Kapitalismus nicht Leistung belohnt, sondern strategisches Geschick.
Ich stimme dir im großen und ganzen zu mit dem was du geschrieben hast, aber was meinst du mit diesem von mir zitierten Satz?
Wenn ich das nur schon hinreichend genau wüsste …
Ich mein, was wäre deiner Meinung nach die Konsequenz? Ich denke die Konsequenz haben wir ja schon
Naja, ich meine ja eine willentlich gezogene, sinnvolle Konsequenz, nicht eine unbeabsichtigte Konsequenz, die einen ereilt.

Leider ist das ein ziemlich komplexes Problem. Wenn Angebot und Nachfrage Leistung nicht korrekt abbilden (was in Informationsgesellschaften als ökonomisch hoch skalierenden Gesellschaften prinzipiell der Fall ist), darf die Verteilung gesellschaftlichen Reichtums nicht (jedenfalls nicht nur) daran gekoppelt sein.

Ein Schlüssel ist, soweit ich sehen kann, das bedingungslose Grundeinkommen, also eine Grundverteilung gesellschaftlichen Reichtums unabhängig von Angebot/Nachfrage. Zwar kann sich dann jemand prinzipiell immer noch mit einem hoch skalierbaren Angebot in eine strategische Machposition bringen, nur würde das doppelt gedämpft, da es
  • nicht mehr so oft passieren würde, weil in allen hoch skalierbaren Bereichen Open-Source-Alternativen an Boden gewännen, deren Autoren sich schließlich um ihre ökonomische Grundversorgung keine Gedanken mehr machen müssten, und
  • sich hoher Skalierung verdankende Einkommen in solch einem Modell wahrscheinlich sehr hoch versteuert würden, um das Grundeinkommen zu finanzieren
Umgekehrt würde gesellschaftlich erforderliche, aber weder skalierende noch erfüllende Arbeit (Müllentsorgung als Beispiel) deutlich besser entlohnt, weil aufgrund des Grundeinkommens niemand mehr eine Arbeit aus purer Not annehmen müsste, sich die Entlohnung also, statt auf den Zwang dieser Not zu spekulieren, an der Leistung im Sinne von für die Gesellschaft erforderliche Leistung bemessen und mithin deutlich höher ausfallen müsste. Das würde die jetzige ökonomisch unsinnige Situation, dass ausgerechnet die inhaltlich erfüllenden Arbeiten oft auch noch die am besten entlohnten sind, nivellieren.

Ökonomisch würde so also die Schere zwischen Arm und Reich zumindest im statistischen Schnitt verkleinert.

Sozialpsychologisch würde die Gesellschaft von einer Zwangs- zu einer Motivationsökonomie umgebaut. In der Mehrzahl der Fälle würde nicht mehr der Zwang, Not zu verhindern, zu Aktivität führen, sondern (intrinsische) Motivation, etwas Sinnvolles zu tun. Dass das keine Traumtänzerei ist, belegt die schlichte Existenz von Open Source (bereits unter heutigen, widrigeren Bedingungen entstanden) eindrucksvoll. Fast alle von uns dürften zudem erlebt haben, wie viel effektiver sie agieren, wenn sie intrinsisch motiviert handeln. Im Gegensatz zu konservativen Unkenrufern hielte ich es daher für ziemlich wahrscheinlich, dass eine Ökonomie, die primär auf intrinsische Motivation und Anreiz statt auf Zwang setzt, einen Produktivitätsboom erleben würde.

Eines der größten Probleme, die ich dabei sehe, ist der weltweit völlig unterschiedliche ökonomische Entwicklungsstand. Eine Ökonomie von Zwang auf intrinsische Motivation und Anreiz umzustellen, funktioniert nur, wenn die gesellschaftliche Produktivität so hoch ist, dass bezüglich der Grundversorgung tatsächlich keine Not mehr herrscht. Das ist in den hochentwickelten Ländern der Fall, aber eben bei weitem nicht in allen.

Hinter die Globalisierung in den Nationalismus zurückfallen und Grenzen schließen dürfen wir aber schon des Friedens wegen auf keinen Fall. Also müssten wir mit solchen Modellen eigentlich warten, bis die Globalisierung für einen weltweit einheitlichen Wohlstand über dem Grundversorgungsniveau gesorgt hat, was noch 100 bis 200 Jahre dauern kann. So lange können wir in den heute bereits entwickelten Ländern aber andererseits kaum warten. Wie das zu lösen ist, davon habe ich im Augenblick viel zu wenig Ahnung, leider.
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
+2
McErik08.02.19 07:14
Weia
Marktwirtschaft belohnt nicht Leistung und Fleiß sondern den Erfolg. Das ist richtig. Aber das gilt nur für Marktteilnehmer, Unternehmer und Firmen (Gesellschaften). Innerhalb von Firmen gilt hingegen das Angestelltenverhältnis! Und da könnte es sehr wohl nach Leistung gehen. Im Gegensatz zu Unternehmern sind Manager höhere Angestellte. Mit anderen Worten, die Brüder Albrecht sollen ihre Milliarden verdienen dürfen, nicht aber Herr Mehdorn seine Millionen! Lange bevor Gysi so etwas Ähnliches geäußert hatte, war ich der Ansicht, man solle jedem Betriebsangehörigen einen Anspruch auf 1/10 des höchsten Verdienstes im Unternehmen zugestehen. Wirklich Herausragenden (selten! - wie Jobs) könnte man ja demokratisch mehr zugestehen.
Das bedingungslose Grundeinkommen gefällt mir im Prinzip. Aber man muss dabei bedenken, dass zufriedener Müßiggang (aus dem eigene Motivation entstehen kann) ein hohes Maß an Bildung voraussetzt. Sonst gilt bald das Sprichwort von aller Laster Anfang.
Außerdem müsste, wie richtig bemerkt, der Staat der damit anfängt, sich trauen zu sagen, dass das nur für die eigenen Bürger gilt. Sonst lädt man die ganze Welt zu sich ein. Die Welt als Einheitsstaat halte ich für eine (überhaupt wünschenswerte?) Utopie.
Apropos Grenzen und Frieden: Hierbei wird m.E. Ursache und Wirkung verwechselt. Wenn ich mich mit meinem Nachbarn gut verstehe, kann ich auf einen Gartenzaun verzichten. Wenn nicht, trägt ein Zaun zum Frieden bei. Umfriedung schafft Frieden! Moderne Kriege entstehen fast ausschließlich innerhalb bestehender Grenzen. Um Grenzverschiebungen geht es kaum noch.
+2
Phileas08.02.19 09:20
"Ahrendts verkündete kürzlich sogar noch ihre Zukunftsvision für die Apple Stores und bezog sich dabei auf Werte des Apple-Mitbegründers Steve Jobs. Das Zusammenkommen von Menschen und der Bildungsaspekt sollen im Mittelpunkt der Ladengeschäft-Strategie stehen – der Verkauf möglichst vieler Produkte sei dagegen nur von untergeordneter Bedeutung."

Steve Jobs Werte? Verkauf möglichst vieler Produkte sei dagegen nur von untergeordneter Bedeutung? Zack weg.
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mobileme08.02.19 12:51
marco m.
Und warum hat sie dann so viel verdient, wenn man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war? Passt irgendwie nicht.

Kannst Du lesen? Siehe: "Dagegen gibt es keine Hinweise darauf, dass Apple mit ihrer Arbeitsleistung unzufrieden war."
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Weia
Weia08.02.19 17:34
McErik
Marktwirtschaft belohnt nicht Leistung und Fleiß sondern den Erfolg. Das ist richtig. Aber das gilt nur für Marktteilnehmer, Unternehmer und Firmen (Gesellschaften). Innerhalb von Firmen gilt hingegen das Angestelltenverhältnis! Und da könnte es sehr wohl nach Leistung gehen.
Ich sehe Deinen Punkt. Aber letztlich ist das Problem hier doch wieder dasselbe: Wie bewertest Du die Leistung des Supportmitarbeiters, der Tag für Tag gewissenhaft und erfolgreich ein Kundenproblem nach dem anderen abarbeitet (nicht skalierend) relativ zur Leistung des Entwicklers, der einen Geistesblitz hatte, aufgrund dessen der Umsatz des Unternehmens sich verdoppelt hat und weiter steigen wird?
Im Gegensatz zu Unternehmern sind Manager höhere Angestellte
Formal ja. Nur was sagt das? Wenn ein Unternehmen samt seiner in die Zehntausende gehenden Belegschaft existenzbedroht ist, wie viel sollte es dann dem Manager XY zu zahlen bereit sein, der als einziger das Unternehmen retten kann? Das ist wieder ein Angebot-/Nachfrageproblem, bei dem letztlich gar keine Rolle spielt, ob der Manager nun angestellt ist oder nicht. (Das Problem wird eher sein, dass der Manager nicht halten kann, was sich das Unternehmen von ihm versprach.)
Wirklich Herausragenden (selten! - wie Jobs) könnte man ja demokratisch mehr zugestehen.
Und Jobs wollte und bekam nun wiederum nur 1$/Jahr …
Das bedingungslose Grundeinkommen gefällt mir im Prinzip. Aber man muss dabei bedenken, dass zufriedener Müßiggang (aus dem eigene Motivation entstehen kann) ein hohes Maß an Bildung voraussetzt.
Wichtiger Punkt und völlig korrekt. Bildung kommt hier eine Schlüsselrolle zu.
Die Welt als Einheitsstaat halte ich für eine (überhaupt wünschenswerte?) Utopie.
Bundesrepublik reicht ja, muss ja kein Einheitsstaat (klingt schrecklich) sein.

Aber Utopie ist das keine für mich. Mir geht es da (natürlich abgeschwächt) nicht anders als all den Raumfahrern, die bislang die Erde vom Weltall aus sehen konnten und unisono berichteten, dass sie danach die Erde nur noch als kleines, höchst fragiles Gebilde und die Menschheit nur noch als große Dorfgemeinschaft wahrnehmen konnten. (Wie Jobs übrigens auch, der als Geburtsort zumeist Planet Erde angab.)

Es ist zu 0% mein Verdienst, dass ich in Deutschland geboren wurde. Ich kann nicht verstehen und will prinzipiell nicht akzeptieren, dass jemand, der stattdessen zufällig in Nigeria geboren wurde, niemals die gleichen Chancen bekommen soll wie ich.

Staatsgrenzen sind für mich ein Überbleibsel aus der Zeit, als man im eigenen kleinen Dorf den Müll einfach in den Fluss warf, der ihn dann in eine unbekannte, endlos ferne Fremde weit hinter dem eigenen Horizont forttransportierte.
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
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McErik09.02.19 02:57
Weia
Gern würde ich hier mit Dir des Langen und Breiten weiter diskutieren. Aber ich befürchte, wir müssen aufpassen, dass wir den inhaltlichen Rahmen von MTN nicht allzu weit verlassen. So sehr es mir auch unter den Nägeln brennt!
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Weia
Weia09.02.19 03:36
McErik
Gern würde ich hier mit Dir des Langen und Breiten weiter diskutieren. Aber ich befürchte, wir müssen aufpassen, dass wir den inhaltlichen Rahmen von MTN nicht allzu weit verlassen.
Ja, da hast Du wohl recht.
“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)
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sierkb09.02.19 15:27
Wikipedia (de): Peter-Prinzip
Wikipedia
Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip ist eine These von Laurence J. Peter, die besagt, dass „in einer Hierarchie […] jeder Beschäftigte dazu [neigt], bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen“. Sie wurde mit eigenen Notizen zusammen mit Raymond Hull in dem Buch The Peter Principle formuliert, das 1969 bei William Morrow in New York erschien. Es zählt zu den Klassikern der nordamerikanischen Managementliteratur.

Das Peter-Prinzip

Peters These ist, dass jedes Mitglied einer ausreichend komplexen Hierarchie so lange befördert wird, bis es das Maß seiner absoluten Unfähigkeit erreicht hat, was in der Regel das persönliche Maximum der Karriere­leiter markiert und weitere Beförderungen ausbleiben lässt. Peter: „Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.“

Die einzige Einschränkung ist, dass die Hierarchie hoch genug sein, also genügend Hierarchie-Stufen enthalten muss. In dem Buch von Peter und Hull werden viele Beispiele für Hierarchien in Wirtschaft und Verwaltung sowie die Unfähigkeit der dort Beschäftigten beschrieben. Seine konkreten Erfahrungen mit Hierarchien hat Peter hauptsächlich aus der kanadischen Schulverwaltung.

Weiterhin werden die Modelle der „geräuschlosen Sublimierung“ und der „seitlichen Arabeske“ beschrieben. Bei erstgenanntem Modell wird eine Beförderung eines als unfähig bekannten Angestellten nur deshalb durchgeführt, weil unter den anderen Mitarbeitern ein Anreiz ausgelöst werden soll, dass jeder auch befördert werden kann. Hierdurch wird eine Stabilisierung der Hierarchie erreicht. Bei Letzterem werden etwa Titel oder Abteilungen ohne Kompetenzen geschaffen, die es vorher nicht gab, um einen unfähigen Mitarbeiter quasi „auszulagern“.

Die Verteilung der Stufen der Inkompetenz stellt Peter anhand der Gaußschen Normalverteilung dar. Es stellt sich damit die Frage, wer in einer solchen Hierarchie die Arbeit leistet. Peter ist der Meinung, dass nicht alle zur gleichen Zeit ihre Stufe der Unfähigkeit erreichen: „Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben.“

Es schließt mit der These, dass man seine Energie vielleicht sinnvoller auf die Vermeidung einer Karriere verwenden sollte.

Bedeutung für die Soziologie

Nach eigener Aussage entwickelten Peter und Hull mit ihrer Formulierung ein neues Fachgebiet: die Hierarchologie. Diese Aussage muss wohl dem ironisch-humorvollen Grundton der Arbeit zugerechnet werden, da sie sich auf keine weitere fachliche Aussage stützt. Tatsächlich beleuchten Peter und Hull eine Gruppe von Problemen des Personalwesens. Jon Billsberry, Professor an der britischen Open University, führt drei Betrachtungsweisen auf, die „trotz der frivolen Lässigkeit der Formulierung“ in der Fachwelt von Bedeutung seien.

Zum einen eröffnet die Betrachtung die Frage, warum sich Menschen um Positionen bemühen, deren Anforderungen sie nicht gewachsen sind. Die Frage berührt also die Motivationsmechanismen, die den Einzelnen antreiben, eine nicht befriedigende Stellung zu suchen. Die zweite Frage dreht sich um die Schwächen der Personalauswahl zur Beförderung in Organisationen, also darum, wer für eine zu besetzende Stelle ausgewählt wird, und die Gründe, die für diese Selektion genannt werden bzw. wirklich vorliegen (vergl. Eignungsdiagnostik). Der dritte von Billsberry genannte Betrachtungsansatz handelt von den Unzulänglichkeiten der beruflichen Aus- und Weiterbildung, die ja eigentlich die Fähigkeiten erzeugen sollen, die zur Erfüllung einer Arbeitsaufgabe erforderlich sind.
[…]

Karriere-Bibel: Peter-Prinzip: Zur Unfähigkeit befördert

Amazon: Das Peter-Prinzip: oder Die Hierarchie der Unfähigen
von Laurence J. Peter (Autor), Raymond Hull (Autor), Michael Jungblut (Übersetzer)
ISBN-10: 3499613514, ISBN-13: 978-3499613517
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