Apple Card & Co.: Der Streit um die teuren "Elite-Karten"
Wenn der Kunde im Geschäft mit einer Geldkarte egal welchen Typs bezahlt, fallen dafür Gebühren an – allerdings nicht beim Nutzer, sondern beim Händler. Kreditkartenfirma (z.B. MasterCard) und Karten-Anbieter (z.B. Lufthansa Miles and More) erhalten einen bestimmten Prozentsatz der Kaufsumme. Einen Teil davon gibt es in Form von Bonusprogrammen oft wieder an den Kunden zurück. Wer sich fragte, warum vor rund drei Jahren plötzlich viele Bonusprogramme stark eingedampft wurden: Der EU-Gesetzgebung folgend wurden die maximal zulässigen Gebühren massiv gedeckelt. Die jeweiligen Kundenbindungsprogramme konnten es sich daher schlicht nicht mehr leisten, so viel wie früher zu entrichten. Dies ist der Grund, warum die eingangs erwähnte Miles&More-Kreditkarte beispielsweise von einer Meile pro Euro Umsatz auf eine Meile pro zwei Euro reduziert wurde. Für gewerblich genutzte Kreditkarten sieht dies noch einmal anders aus, diese dürfen weiterhin höhere Gebühren vom Händler einfordern.
Elite-Karten sind extrem teuerIn den USA gibt es bei Händlern indes wachsende Unzufriedenheit. Während ein gewisser Prozentsatz sehr gerne entrichtet wird, immerhin reduziert man das zeit- und kostenintensive Bargeldgeschäft, gibt es zunehmend Widerstand gegen die sogenannten "Elite-Karten". Dabei handelt es sich um Zahlungsmittel mit besonders hohen Transaktionskosten. Während eine traditionelle Visa-Karte in einem Beispiel 1,27 Dollar an Gebühren veranschlagt, sind es bei selbiger Karte als Premium-Variante bereits 1,75 Dollar. Auch bei der Apple Card handelt es sich um eine sogenannte Elite-Karte.
Kosten für die verschiedenen Karten. Quelle:
Bloomberg Bringen Elite-Karten die besseren Kunden ins Geschäft?Den Kreditkartenanbietern gelang es bislang erfolgreich, die hohen Transaktionsgebühren zu verhandeln – und Händlern mit der Argumentation schmackhaft zu machen, immerhin erhalte man auch Kunden mit weit überdurchschnittlicher Kaufkraft. Teurere Einkäufe kompensieren die deutlich höheren Gebühren beim Einsatz der Karte, so die bisherige Richtung. Inzwischen stellt sich aber für viele Händler die Situation, unter dem Strich lediglich wesentlich mehr für die Zahlungsabwicklung entrichten zu müssen, ohne dass im selben Maße auch der Umsatz steigt.
Vor Gericht: Missbrauch der Marktmacht?In den Verhandlungen zwischen den größten US-Retailern und den Karten-Anbietern sind genau diese Elite-Karten ein großer Streitpunkt. Die Vorwürfe gehen bis hin zu wettbewerbswidrigem Verhalten, da es MasterCard und Visa möglich ist, ungünstige Konditionen zu erzwingen. Seit 2005 laufen inzwischen Verhandlungen bezüglich eines Gerichtsverfahrens wegen überzogener Gebührenregelungen. Anders als in Europa schritt der Gesetzgeber nicht hart ein, um die unsichtbaren Kosten einzugrenzen.
Auch Apple Card im Zentrum der DiskussionenNeu mit in die Debatte eingebracht ist Apples Vorstoß als Kreditkartenanbieter, denn natürlich ist auch die Apple Card eine Elite-Karte. Der Kunde entrichtet keine Grundgebühr, die Finanzierung erfolgt für den Kunden kostenlos durch Einsatz der Karte in Geschäften. Diese werden überdurchschnittlich zur Kasse gebeten, damit lukrative Bonusprogramm (z.B. 2% Cashback im Falle der Apple Card) möglich sind. Langfristig steht zu befürchten, dass die derzeit sehr einheitliche Zahlungswelt zerstückelt werden könnte – wenn Geschäfte bestimmte Karten ablehnen, was zu Überraschungen beim Bezahlversuch führen könnte. Anbieter müssten dann beginnen, vom Kunden höhere Gebühren zu verlangen – oder das Geschäftsmodell der Elite-Karten beerdigen.