Apple Card: Hinter den Kulissen – warum Cook keine Karte bekam und Goldman Sachs die Karte nicht abstoßen kann
In diesen Wochen wird die Apple Card vier Jahre alt, erstmals war die digitale Kreditkarte im August 2019 verfügbar. Bekanntlich trifft diese Aussage weiterhin nur auf die USA zu, angesichts der schlechten Erfahrungen mit der Karte (aus Banken-, definitiv nicht Kundensicht!) ist eine Internationalisierung zunehmend unwahrscheinlich geworden. In einem ausführlichen Bericht geht das Magazin
The Information ausführlich auf einige Hintergründe zur Apple Card ein und erläutert zudem, warum der von Goldman Sachs so gern gesehene Wechsel hin zu einem anderen Bankhaus schwer bis kaum realisierbar sein dürfte. Vorerst gibt es demnach keinen Weg, sich der
immensen Verluste zu entledigen.
Übertragung sehr komplexErst kürzlich hieß es, möglicherweise könne Goldman Sachs die Apple Card loswerden, indem die Bankengeschäfte an American Express übertragen werden. Es gibt aber Gründe, warum dies außerordentlich kompliziert ist. Aus regulatorischen und technologischen Aspekten lässt sich nicht einfach nur ein Schalter umlegen, um die "co-branded Card" an American Express oder möglicherweise JPMorgan zu übertragen. Derlei Mechanismen sind schlicht nicht vorgesehen, so der Bericht. Zudem stelle sich die Frage, ober überhaupt jemand neuer Betreiber der Apple Card sein wolle.
Zwar wäre es denkbar, dass Apple teilweise einspringt und Hilfe bei einem kleineren Bankpartner sucht, dann lägen jedoch wesentliche Aspekte in Apples Verantwortung – und zwar solche, die man sehr gern Drittanbieter erledigen lässt. Gemeint sind Bonitätsprüfungen, Kundensupport sowie das anspruchsvolle Feld der Betrugsabwehr. Anfang 2023 verzeichnete die Apple Card rund 10 Millionen Nutzer, die es bei einem Umzug zu transferieren und zu betreuen gälte. Obwohl Goldman Sachs bekanntlich so schnell wie möglich aus dem Geschäft mit Verbraucherkrediten aussteigen würde, dürften besagte Kunden also wohl noch ziemlich lange für ausufernde Verluste beim Bankhaus sorgen.
Warum Tim Cook keine Apple Card beantragen konnteZum Thema "Fraud Protection" fügt The Information eine interessante Geschichte bei. Im Vorfeld der Markteinführung wollte sich auch Tim Cook für eine Apple Card anmelden, dies scheiterte jedoch vollständig. Nun sollte man denken, ein Apple-CEO verfüge über ausreichend Bonität, allerdings schlugen bei seinen Anmeldeversuchen jegliche Alarmsirenen an. Es bedurfte Nachtschichten sowie einer Einzelregelung speziell für Tim Cook, um die Apple Card auszugeben. Der Grund: Wenn jemand derart in der Öffentlichkeit steht, gibt es besonders viel Missbrauchspotenzial – und die Sicherheitssysteme hielten den Fall für sehr eindeutig. Wer sich als Tim Cook aus der Webster Street in Palo Alto ausgibt, muss ein Betrüger sein, so das Fazit, das vermutlich bei Tausenden anderen Registrierversuchen akkurat war. Um aber nicht den Schutz der Betrugsabwehr aufzuweichen, kam es zu einer Ausnahmeregelung und manuellen Freischaltung.