Apple-Experten diskutieren Huawei-Bann und Zoll-Krieg
China wird keine Zölle auf iPhones und andere Apple-Produkte erheben, glaubt Gene Munster, Apple-Spezialist bei der Investment-Gesellschaft Loup Ventures. Neben dem unmittelbaren Handelsstreit
war der Huawei-Bann der US-Regierung ein Thema in einem
Bloomberg-Video. Nachdem Android-Hersteller Google nicht mehr mit dem Smartphone-Produzenten zusammenarbeiten darf, befürchten viele Rache aus dem Reich der Mitte. Auf der anderen Seite glauben die beiden Fachleute, Apple könnte dadurch in Europa Marktanteile gewinnen.
Analyst glaubt an Boykott, aber nicht an Einfuhrzölle ChinasBloombergs Apple-Fachmann Mark Gurman sagte auf die Konsequenzen der jüngsten Vorgänge angesprochen: „Wir glauben an einen informellen Boykott“. Huawei sei das Apple Chinas und aufgrund der Zoll- und Embargo-Situation werden sich die Menschen noch eher für Huawei als für Apple entscheiden. Auf die Frage nach der Gefahr für Apple, antwortete Analyst Gene Munster, er glaube auch an einen Boykott. Allerdings könnten selbst Spezialisten in den Handelsbehörden nicht vorhersagen, wie sich die Situation weiter entwickele. Munster betonte auf der anderen Seite, Apple sei ein wichtiger Partner für China. Schließlich stünden Millionen von Jobs dort im direkten Zusammenhang mit dem iPhone-Konzern. Daher glaube er nicht an chinesische Einfuhrzölle für Apple-Produkte.
Apples Lieferkette im FokusAufgrund der drohenden Zollsituation liegt die Frage nahe, ob Apple fundamentale Veränderungen in der Lieferantenzusammensetzung plant. Gurman nannte einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren, um die Fertigung der Apple-Produkte aus dem Reich der Mitte auszulagern. Er betonte die Komplexität des Lieferantennetzwerkes, welches sich über den kompletten Erdball spanne. Für die Herstellung sei so viel mehr nötig als eine Fabrik oder eine Stadt in China. „Es ist eine riesige Matrix aus sich bewegenden Teilen,“ beschreibt der Bloomberg-Redakteur das Fertigungsgeflecht. Daher sei es ziemlich unmöglich, in der nächsten Zeit entscheidende Veränderungen zu erwarten.
Android-Bann für Huawei als Vorteil für Apple in EuropaGurman analysierte in der Folge die globale Marktsituation nach einem Android-Ende für Huawei. Die US-Regierung hatte ein Embargo über den chinesischen Hersteller ausgesprochen, sodass sich Betriebssystemsanbieter Google gezwungen sah, die Geschäftskontakte zu Huawei einzustellen. Apple sei außerhalb der USA nicht so stark wie andere Smartphone-Hersteller, begann der Journalist seine Ausführungen. In China etwa sei eine ganze Reihe regionaler Marken am Markt. In Europa sieht Gurman Huawei stärker, er spricht von 20 - 25 Prozent Marktanteil. Sollte die Android-Unterstützung für Huawei wegfallen, sinke die Attraktivität der Geräte für Kunden und sie schauten sich nach einer Alternative um. Er glaubt, die anderen chinesischen Marken seien in Europa nicht so stark, sodass Konsumenten eher ein iPhone ins Auge fassen würden.
Munster rechnet mit Gewinneinbruch von nur wenigen ProzentDemnach rechnet Gurman mit negativen Effekten in China, allerdings auch mit positiven in Europa und anderen Regionen. Er glaubt, am Ende könnten sie sich ausgleichen. Gene Munster hält das für einen guten Punkt. Sicher sei mit Umsatzeinbußen zu rechnen, doch nicht in der Höhe, die zurzeit kursierten, so der Aktienanalyst. Das China-Geschäft betrage schließlich nur zehn Prozent am Gesamtumsatz und werde voraussichtlich nur um ein paar Punkte einbrechen. Dafür kämen an anderer Stelle eventuell wieder ein paar Prozent hinzu. Insgesamt prognostiziert der Investmentberater einen Gewinnrückgang von nur wenigen Prozent – im Gegensatz zu der gestrigen
Goldman-Vorhersage von 29 Prozent.