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Apple: Fast 80 Prozent Gewinnspanne im App Store

Apple und Epic streiten derzeit vor Gericht um die Zukunft des App Stores. Zur Erinnerung: Epic legte es im Spätsommer 2020 auf einen Rauswurf im App Store an, da die Spieleschmiede willentlich gegen die Regeln verstieß. Epic schaltete eine weitere Bezahlmöglichkeit für Kunden im bekannten Spiel "Fortnite" frei, vorbei an Apples In-App-Käufen. Apple reagierte mit dem Rauswurf – doch genau hierauf hatte Epic gewartet. Binnen Stunden startete Epic eine Medienkampagne gegen Apple und reichte Klage in Kalifornien ein.


In dieser Woche startet nun der Prozess – und beide Seiten laden Zeugen, Angestellte und Sachverständige vor, um die jeweiligen Standpunkte zu rechtfertigen. Auch Apple-CEO Tim Cook, Phil Schiller wie auch Craig Federighi kommen persönlich zu Wort. Epic begehrt günstigere Konditionen im App Store oder die Erlaubnis, auch eigene Bezahlmechanismen einsetzen zu dürfen. Aktuell zahlen Entwickler zwischen 15 und 30 Prozent ihrer Umsätze an Apple. Verdient ein Entwickler weniger als eine Million Dollar pro Jahr im App Store, werden 15 Prozent fällig – ansonsten beträgt die "Apple Tax" 30 Prozent, und zwar ab dem ersten Dollar.

Apple verdient viel Geld mit dem App Store
Eine zentrale Frage des Prozesses ist es, ob Apple die Marktsituation verzerrt und ob der Konzern aus Cupertino seine Marktposition für übermäßige Profite ausnutzt. Wie Bloomberg nun berichtet, ist Wirtschaftsforscher Ned Barnes an interne Dokumente von Apple gekommen, welche darlegen, wie viel Apple mit dem App Store verdient.

Den Dokumenten nach lag die Marge an Käufen im App Store im Jahr 2018 bei 74,9%, 2019 sogar bei 77,8%. Dies bedeutet, dass Apple nur ein Viertel der Einnahmen für die Betriebskosten und Entwicklung des App Stores aufwänden muss. Erzielt Apple durch die "Apple-Steuer", welche im Jahr 2018 und 2019 fix bei 30 Prozent lag, einen Dollar Umsatz, bleiben knapp 78 Cents als Gewinn im Konzern. Zu den Betriebskosten des App Stores gehören unter anderem das Hosting, die Entwicklung, die Zahlungsabwicklung und auch die Überprüfung von eingereichten Apps und Spielen.

Gute Argumentationsmöglichkeit für Epic
Epic dürfte durch die Expertenaussage von Ned Barnes nun über eine gute Argumentationskette verfügen: Gäbe es alternative App Stores auf iPhones und iPads, könnte es Apple sich sicher nicht leisten, jedem Entwickler bis zu 30 Prozent der Umsätze abzuknöpfen. Alternative App Stores würden mit Sicherheit Entwickler durch günstigere Konditionen locken und nicht 30 Prozent der Umsätze einbehalten – im Normalfall würde es zu einem marktüblichen Preiskampf kommen. Da Apple aber das gesamte Ökosystem kontrolliert, wird ein solcher Preiskampf marktverzerrend unterbunden – und Apple ist es möglich, solch unüblich hohe Margen einzustreichen.

Apple: Wir überwachen keine individuellen Geschäftssparten
Wie Ned Barnes an die Daten kam, ist aktuell unklar. Apple sagte während des Prozesses, dass der Konzern keine Margen für individuelle Geschäftsbereiche errechne – und daher die Frage nach der erwirtschafteten Gewinnspanne im App Store nicht beantworten könne. Sollten sich die Dokumente von Ned Barnes als glaubwürdig erweisen, könnte dies für Apple im laufenden Verfahren einen großen Nachteil bedeuten.

Kommentare

olly_odd03.05.21 08:45
15-30% sind jetzt keine extremen Margen die von Apple verlangt werden. Wie schon öfters hier erwähnt wurde ist durch Apple erst die Plattform entstanden worauf andere Hersteller aufbauen und Geld verdienen.
Natürlich kann die Rechnung isoliert betrachtet Sinn machen. Jedoch wurden bestimmt andere Kostentreiber wie Forschung und Entwicklung außen vor gelassen.
-3
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck03.05.21 08:51
olly_odd
Hast du den Artikel gelesen? Apple hat eine Marge von 80% an der Apple Tax. 15-30 Prozent müssen die Entwickler abdrücken – und hieran verdient Apple 80 Prozent.
+5
MikeMuc03.05.21 09:00
Mendel Kucharzeck
Na und? Gibt es irgendwo ein Gesetz, das man das nicht darf?
0
Niederbayern
Niederbayern03.05.21 09:02
ist es verwerflich wie hoch die Marge für Apple im AppStore ist?
0
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck03.05.21 09:03
MikeMuc
Ja, wenn du deine marktbeherrschende Stellung ausnutzt, so dass kein normaler marktwirtschaftlicher Konkurrenzkampf entstehen kann, ist das kartellrechtlich bedenklich. Gerade am Freitag hat die EU ja (zumindest was Musik-Streaming angeht) festgestellt, dass Apple sehr wohl eine marktbeherrschende Stellung bezüglich App Store/des Apple-Ökosystems innehat.

Und genau hierum geht es: Gäbe es alternative Zugangsmöglichkeiten zu Apple-Geräten (z.B. alternativen App Store, Duldung anderer Zahlungsabwicklungen), würden sich hier auch die Kosten auf 30 Prozent belaufen?
+5
TheGeneralist
TheGeneralist03.05.21 09:10
olly_odd

Nun, wenn man dieser Argumentation folgt hätte es in Deutschland keine Liberalisierung des Telefonnetzes geben dürfen - diese bezog sich schließlich auf das von der Telekom aufgebaute Netz - und die Telekom hätte über lange Jahre weiter einseitig die Telekommunikations-Konditionen diktieren können. Man kann da durchaus unterschiedliche Meinungen vertreten, doch ich bin mir ziemlich sicher dass wir auf diesem Weg den aktuellen Entwicklungsstand von Telefonie und Internet bei weitem noch nicht erreicht hätten.
Wenn solche sehr stark wachsenden Zukunftsmärkte zu einseitig von einzelnen Unternehmen beherrscht werden, ist m.E. ein regulierender Eingriff unumgänglich, um faire Partizipation an den Möglichkeiten sicherzustellen. Die Marktkräfte alleine sind aus meiner Sicht definitiv nicht imstande solche Zustände zu regeln, das zeigt die Vergangenheit.
Ich bin durchaus dafür, das Apple weiterhin die Vorteile ihres sicheren App Store Konzepts ausspielen darf und auch dafür, dass dieser eine Goldgrube für das Unternehmen bleibt. Doch nicht unlimitiert zu einseitig diktierten Konditionen - dies wäre zu sehr zu Lasten der Kunden und der anderen Marktteilnehmer, um fair sein zu können.
Es würde den Fortschritt für alle mehr behindern als ihm zu dienen.
+8
beachtimer03.05.21 09:22
MikeMuc
Mendel KucharzeckNa und? Gibt es irgendwo ein Gesetz, das man das nicht darf?

in der tat gibt es so ein gesetz!

+2
Hotzenplotz2
Hotzenplotz203.05.21 09:23
Mendel
Ich bin nicht so fit in Prozentrechnung, erkläre mir das doch bitte mal.
Apple behält 30% ein.
30% von von einen Dollar sind 30 Cents.
Wie schafft Apple es, aus diesen 30 Cents 78 Cent Gewinn zu generieren?

(Ich glaube, deine Prozentrechnung beruht auf der Rechnung - ich kaufe etwas für 5€ ein und verkaufe es für 10€ - und von diesen 5% lebe ich dann)
-9
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck03.05.21 09:28
Hotzenplotz2
Das ist so gerechnet: Wenn Apple MIT der Apple Tax einen Dollar erwirtschaftet, bleiben Apple 78 Prozent übrig. Anders formuliert: Die Marge an der "Provision" ist 78 Prozent.
+6
Hotzenplotz2
Hotzenplotz203.05.21 09:40
Mendel Kucharzeck
Hotzenplotz2
Das ist so gerechnet: Wenn Apple MIT der Apple Tax einen Dollar erwirtschaftet, bleiben Apple 78 Prozent übrig. Anders formuliert: Die Marge an der "Provision" ist 78 Prozent.
So etwa erklärt das auch unser Finanzamt. Nur komme ich da mit 30% „abdrücken“ nicht aus. Ich werde die jetzt mal verklagen wegen Ausnutzung ihrer marktbeherrschenden Stellung 😇
-5
Yosemite8203.05.21 09:47
Schon lustig: Wenn man hier so jeweils den einen oder anderen Kommentar liest, hat man das Gefühl, nur linke Gutmenschen und Pazifisten toben sich hier bei MTN aus... Wird dann mal die Apple Tax des App Stores (zu recht(!)) kritisiert wird, dann ist es auf einmal OK? Würde Microsoft an seinem Store nach Abzug ALLER Kosten 80% Marge einstreichen, so wäre das Geschrei hier riesig (von wegen Abzocke und das MS den Hals nicht voll genug kriege).

PS: Bevor ihr mich alle steinigt: Politisch bin ich eher liberal und der Wirtschaft zugewandt orientiert. Gibt sicher Situationen, welche 80% Marge (und auch deutlich mehr rechtfertigen, aber in diesem Fall ist es von Apple einfach nur unverschämt. Wir bezahlen bereits für die Hardware einen saftigen Aufpreis zur Konkurrenz (sofern vorhanden) - da müssen wir (und die Entwickler) nicht noch zusätzlich gemolken werden.
Think Different - Drive Different
+4
Gandalf9603.05.21 09:49
Das wesentliche Problem an einer marktbeherrschenden Situation ist nicht die Marktbeherrschung, sondern die Ausnützung dieser.

Und wenn diese Rechnungen mit 80% Gewinnmarge stimmen, dann ist das ganz klar ein Ausnutzen! Am meisten stört es mich, dass Apple immer damit Werbung mach: "Oh wir tun alles für die Menschen und den Planeten und das es allen gut geht blablabla", in Wahrheit zocken sie aber nur im großen Maße ab.
+2
deus-ex
deus-ex03.05.21 09:51
Apple behält 70%. Wie könne sie dann 80% Gewinn damit machen? Selbst wenn App-Store Mitarbeiter und IT Technik zum betreiben des Stores nichts kosten würden...?!?
-16
gritsch03.05.21 09:57
Wie hoch sind eigentlich die Kosten des Staates an so einem App-Verkauf? Denn der nimmt sich ja ca 20% von jedem Verkauf (MwSt)...
+4
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck03.05.21 09:58
deus-ex
Steht weiter oben erklärt.
+3
Lailaps
Lailaps03.05.21 09:59
// ansonsten beträgt die "Apple Tax" 30 Prozent, und zwar ab dem ersten Dollar. //

Richtig wäre ab dem ersten Dollar über dem Grenzwert von 1 Mio.
Her mit der Pizza-Mix
0
Radiodelta
Radiodelta03.05.21 10:02
Zunächst mal ist das die Feststellung einer Prozesspartei am Wochenende vor Prozessbeginn. Damit bekommt man nochmal den maximalen Aufschlageffekt. Warten wir mal ab.
+1
Yosemite8203.05.21 10:03
deus-ex
Apple behält 70%. Wie könne sie dann 80% Gewinn damit machen? Selbst wenn App-Store Mitarbeiter und IT Technik zum betreiben des Stores nichts kosten würden...?!?

Von den 30% die Apple für sich behält (um die Betriebskosten des Stores zu decken), bleibt wohl nach Abzug aller Kosten die Apple entstehen 80% über. Kostet eine App also € 10.- behält Apple davon 30% für sich € 3.33. Von diesen 3.33 werden 20% gebraucht um die Kosten die der Store verursacht zu decken, die restlichen 80% sind Apples Gewinn am Verkauf. Somit bleiben Apple ca. € 2.65 als Gewinn. Für den Betrieb fallen nur Kosten von ca. € 0.67 an
Think Different - Drive Different
+7
Absalom03.05.21 10:03
Wäre dann nicht jeder AppStore einer Plattform "MArktbeherrschend"?
Also Playstation, Xbox, Sony Alpha PlayStore etc.?
+5
Lailaps
Lailaps03.05.21 10:03
gritsch
Wie hoch sind eigentlich die Kosten des Staates an so einem App-Verkauf? Denn der nimmt sich ja ca 20% von jedem Verkauf (MwSt)...

Wir sind der Staat.
Und nein, er nimmt sich nicht, ihm wird gegeben. MwSt zahlt nur der Endverbraucher.
Her mit der Pizza-Mix
+4
Mendel Kucharzeck
Mendel Kucharzeck03.05.21 10:09
Absalom
Richtig. Aber es gibt Unterschiede: Konsolenbetreiber "subventionieren" mit den erwirtschafteten Provisionen oftmals die Hardware-Verkäufe, so dass die Hardware günstiger am Markt angeboten wird. Dies bedeutet, dass die Marge hier ERHEBLICH geringer ist als bei Apple.
+1
deus-ex
deus-ex03.05.21 10:13
Mendel Kucharzeck
deus-ex
Steht weiter oben erklärt.
Danke. Hatte ich übersehen.
-2
deus-ex
deus-ex03.05.21 10:16
Mendel Kucharzeck
Absalom
Richtig. Aber es gibt Unterschiede: Konsolenbetreiber "subventionieren" mit den erwirtschafteten Provisionen oftmals die Hardware-Verkäufe, so dass die Hardware günstiger am Markt angeboten wird. Dies bedeutet, dass die Marge hier ERHEBLICH geringer ist als bei Apple.
Nicht bei Nintendo. Die verkaufen Konsolen nicht subventioniert.
Der Unterschied bei Konsolen ist ganz klar der Alternative Weg über den stationären Handel mit Datenträgern. Sollte es irgendwann ein Konsole geben die NUR NOCH Downloads ermöglicht (und ich meine nicht die Laufwerkslosen PS5 usw. weil es immer noch die mit Laufwerk gibt) und es darauf nur EINEN Store gibt, dann haben die das Gleiche Problem.
+1
gritsch03.05.21 10:19
Und welche Gewinnspanne hat EPIC und co an Lootboxen? 99,9% (oder noch mehr?).
+2
deus-ex
deus-ex03.05.21 10:49


Ich welch einer Welt leben wir in der ein "Danke" eine negative Bewertung bekommt.
-3
Wurzenberger
Wurzenberger03.05.21 10:59
Lailaps
// ansonsten beträgt die "Apple Tax" 30 Prozent, und zwar ab dem ersten Dollar. //

Richtig wäre ab dem ersten Dollar über dem Grenzwert von 1 Mio.
Das wäre ja zu einfach.
0
milk
milk03.05.21 11:04
deus-ex
Ich welch einer Welt leben wir in der ein "Danke" eine negative Bewertung bekommt.
Daumen hoch = hilfreich
Daumen runter = nicht hilfreich

So steht es zumindest in meinem Browser, sobald ich mit dem Cursor auf den Daumen bin.

Ein "Danke" ist zwar sehr nett, aber es ist in dieser Diskussion nun wirklich nicht hilfreich. So scheint das jemand bewertet zu haben.
+1
darren03.05.21 11:06
Wenn ihr mal dringend ein Medikament braucht, das für euch lebensnotwendig ist und der Hersteller hat ein Monopol darauf, werden einige hier merken, das eine marktbeherrschende Stellung irgendwie Mist ist. Im Extremfall möchte die Firma Novatis dann einfach mal 2 Millionen Euro für eine einzelne Therapie.
+3
silversurfer2203.05.21 11:12
darren
Wenn ihr mal dringend ein Medikament braucht, das für euch lebensnotwendig ist und der Hersteller hat ein Monopol darauf, werden einige hier merken, das eine marktbeherrschende Stellung irgendwie Mist ist. Im Extremfall möchte die Firma Novatis dann einfach mal 2 Millionen Euro für eine einzelne Therapie.

so etwas gibt es bei Medikamenten doch und da wird nichts dagegen unternommen
+2
deus-ex
deus-ex03.05.21 11:18
milk
deus-ex
Ich welch einer Welt leben wir in der ein "Danke" eine negative Bewertung bekommt.
Daumen hoch = hilfreich
Daumen runter = nicht hilfreich

So steht es zumindest in meinem Browser, sobald ich mit dem Cursor auf den Daumen bin.

Ein "Danke" ist zwar sehr nett, aber es ist in dieser Diskussion nun wirklich nicht hilfreich. So scheint das jemand bewertet zu haben.
Könnte aber für den Hilfreich sein der die Information, wie ich, auch überlesen hat.
-2
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