Apple-Gerüchte: Nützliche Informationsquelle oder gezielte Verwirrungstaktik? – Meinung
Seit dem Bestehen von MacTechNews, also
seit rund 15 Jahren, stellen Gerüchte rund um zukünftige Apple-Produkte einen Teil des Portfolios unserer Berichterstattung im Apple-Universum dar. Natürlich filtern wir den Wust an Meldungen stets vorab nach Glaubwürdigkeit, Treffsicherheit der Quelle, logischen Widersprüchen, etc. Beispielsweise erwiesen sich die Quellen von übergreifend bekannten Publikationen wie Bloomberg, New York Times oder Financial Times stets als sehr verlässlich. Natürlich gab es trotzdem neben vielen korrekten Prognosen auch zahlreiche Fälle, in denen sich die Gerüchte nur teilweise bewahrheiteten oder sich gar als komplette Luftnummer erwiesen.
Zu den spektakulärsten „Leaks“ in Apple Historie gehören u.a. das vorzeitige Erscheinen des "Nachttischlampen-iMac" in einem IKEA-Katalog, das von einem Mitarbeiter in einer Bar liegen gelassene Vorserienmodell des iPhone 4 und die zu frühe Veröffentlichung des iPod (4th gen) durch Newsweek.
Die Art und Weise, wie Apple-Gerüchte in die Welt kommen, hat sich dabei im Laufe der Zeit deutlich verändert.
In den Anfangstagen von MacTechNews, also ungefähr seit dem Start von Apples Betriebssystem OS X (heute macOS), stammten Gerüchte oft aus Insider-Quellen oder aus versehentlich in die Öffentlichkeit geratenen Bildern oder Prototypen. Später intensivierte Apple seine Bemühungen zur Geheimhaltung. Ein besonderes Licht auf Apples Anstrengungen dazu wirft der Fall
„Asteroid“ aus dem Jahr 2005/2006. Dabei handelte es sich um ein Fakeprodukt, mit dem Apple versuchte, undichte Stellen in den eigenen Kreisen aufzuspüren.
Doch mit dem iPhone veränderte sich so einiges. Zwar gab es durchaus Spekulationen, Apple könnte ein eigenes „Mobiltelefon“ auf den Markt bringen, aber bis zu seiner Veröffentlichung auf der Keynote im Jahr 2007 wusste außerhalb von Apples Mauern kein Mensch, ob das wirklich sein könnte oder wie ein solches Produkt gar aussehen würde.
Der darauf folgende und schier unglaubliche Siegeszug des iPhones ließ die allgemeine Aufmerksamkeit für den Konzern Apple förmlich explodieren. Was dazu führte, dass immer mehr selbsternannte „Insider“ etwas von künftigen Apple-Produkten in Erfahrung gebracht haben wollten. Das heißt nicht, dass die Qualität der Informationen insgesamt schlechter wurde. Es musste durch die Zunahme lediglich mehr offensichtlicher Unrat als zuvor ausgefiltert werden.
Heute ist Apples Geheimhaltungspolitik so strikt, dass jeder involvierte Mitarbeiter mit drakonischen Strafen zu rechnen hat, der etwas Vertrauliches an die Presse bzw. die Öffentlichkeit durchsickern lässt. Doch gleichzeitig ist Apple inzwischen auf so viele Zulieferer bzw. Arbeiter in aller Welt angewiesen, dass es nahezu unmöglich ist, sämtliche Löcher zu stopfen. So gelangen immer mal wieder Bilder von (vermeintlichen) Prototypen, Gehäuseteilen oder auch nur Zubehören in die Umlaufbahn, die mehr oder weniger genaue Rückschlüsse auf das fertige Produkt zulassen.
Die Menge, sowie die Art und Weise, auf die Gerüchte heute in Umlauf geraten, lassen aber auch vermuten, dass Apple selbst einige Gerüchte zur gezielten Verwirrung in die Welt setzen könnte. Oder die postulierten Produkte stammen einfach nur aus Wunschvorstellungen besonders enthusiastischer Apple-Fans, die ggf. sogar gefakete Bilder erzeugen oder gar falsche Prototypen herstellen und diese als „aus der Apple-Produktion stammend“ im Netz verbreiten.
Ein Beispiel wäre zum Beispiel die kolportierte externe Tastatur mit integrierter Touch Bar und Touch ID, die vor der letzten Keynote durch die Medien grassierte. Entgegen der Erwartung wurde sie auf der WWDC nicht vorgestellt. Trotzdem ist es immer noch möglich, dass Apple die Touch Bar bald auch in externen Tastaturen anbietet. Dafür sprechen beispielsweise Umstände, wie die merkwürdige Implementierung der Touch Bar via USB beim MacBook Pro. Damit ließe sich zumindest eine per USB-Kabel verbundene externe Tastatur mit Grafikleiste und Fingerabdrucksensor mit der vorhandenen Technik aus dem MacBook Pro leicht realisieren. Außerdem hat Apple konkret hierfür
Patente beantragt. Dieses Gerücht sollte man also noch nicht komplett abschreiben.