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Apple-Gerüchte: Nützliche Informationsquelle oder gezielte Verwirrungstaktik? – Meinung
Patentschriften sind somit eine weitere Quelle für Gerüchte. Apple produziert Patente am laufenden Band, doch längst nicht alle davon werden auch Realität, weshalb Publikationen stets darauf hinweisen, dass man Patentveröffentlichungen keinesfalls als Beleg für ein kommendes Produkt ansehen sollte. Große Firmen lassen sich schon aus rein strategischen Gründen vieles patentieren, auch wenn es (vorerst) keinerlei Chance auf Verwirklichung hat.
Die Dynamik von Apple-Gerüchten erinnert mich an die Wettervorhersage: Je näher der vorausgesagte Termin rückt, desto konkreter und genauer wird die Vorhersage, kann aber trotzdem noch mit einer nicht zu unterschätzenden Restungenauigkeit am Ende doch gänzlich daneben liegen.
Die Frage ist, welchen Nutzen Gerüchte über Apple eigentlich haben, wenn sie doch immer wieder mal so total daneben liegen.
Der reale Nutzen von Gerüchten, die per se keine Fakten sind, beschränkt sich oberflächlich betrachtet auf das gute Gefühl, eventuell etwas schon vor allen anderen „gewusst“ zu haben. Traf ein Gerücht zu, kann man sich später brüsten:
„Ich hab’s ja gesagt, dass es so kommen würde.“ Entpuppt sich ein Gerücht hingegen als Niete, kann man es schlicht verschweigen, vergessen, abhaken. Oder vielleicht noch behaupten, dass man eh nie daran geglaubt habe und man somit wieder als „Kenner der Szene“ dastehen kann.
Kurz gesagt: Gerüchte füttern eigentlich nur unser Ego. – Oder?
Gerüchte sind wichtigGerüchte mögen zwar oft völlig daneben liegen und schmeicheln vielleicht zu einem gewissen Grad nur unserer Nerd-Seele, doch sie sind auch stets ein gutes Trend- und Stimmungsbarometer. Gerüchte, speziell solche rund um Apple, können zudem massive Auswirkungen auf die gesamte Branche haben.
Beispiel? Jahrelang geisterten Gerüchte über eine mögliche Apple Smartwatch durch die Kanäle. Nachdem das ein paar Jahre lang so ging, hieß es, dass dies ein Dauergerücht bleiben und niemals Realität werden würde. Doch die Spekulationen um die Apple Watch verdichteten sich schließlich und die Konkurrenz wurde unruhiger. Ich bin fest davon überzeugt, dass zum Beispiel Samsung nur auf Basis solcher Gerüchte (und vielleicht eigener Insider-Informationen durch ihre Funktion als Zulieferer) in Windeseile ein eigenes Smartwatch-Konzept entwickelte, um Cupertino zuvorkommen zu können. Tatsächlich wurde die Samsung Galaxy Gear am 4. September 2013 auf der IFA vorgestellt. Also rund ein Jahr vor der Apple Watch (Vorstellung am 9. September 2014). Lange vorher waren die Gerüchte um eine Apple Smartwatch aber schon derart konkret, dass neben Samsung auch andere Tech-Hersteller eigene Smartwatches ankündigten.
Ein anderer Aspekt der Gerüchte um die Apple Watch: Es war zwar irgendwann klar, dass tatsächlich so eine Produkt von Apple kommen würde, aber bis zur offiziellen Präsentation war kein einziges Bild der Uhr an die Öffentlichkeit gelangt. Hier hat die Geheimhaltung gesiegt.
Die schiere Anzahl der Gerüchte rund um Apple ist auch ein Beleg dafür, wie aktiv und interessiert die Szene nach wie vor an der Marke mit dem Apfellogo ist. Im Vergleich dazu haben Gerüchte zu Produkten anderer Hersteller fast schon Seltenheitswert.
Fazit Apple-Gerüchte sind fester und belebender Bestandteil der Community und ein die gesamte Branche beeinflussender Faktor. Manchmal wirken sie zu absurd, um ernstgenommen werden zu können, oder wie reines Wunschdenken, oder schon ziemlich konkret, bis hin zu quasi-faktisch. Genau diese Schattierungen gilt es möglichst korrekt zu interpretieren, dann sind Gerüchte ein gutes Werkzeug und ein nützlicher „Wetterbericht“ zur Einschätzung künftiger Produkte und Strategien der Marke mit dem Apfel.