Apple-ID abgeschaltet, alle Apps und Medien weg: Klage gegen Apple eingereicht
In früheren Zeiten war die Sachlage klar: Einmal erworbene Dinge gehörten dem Käufer uneingeschränkt, also im besten Fall ein Leben lang. Das galt – und gilt – selbstverständlich nicht nur für Häuser, Möbel oder Fernsehgeräte, sondern auch für Musik, Filme und Software, welche auf Datenträgern zum Kunden kommen. Allerdings werden Alben, Videos und Apps heutzutage kaum noch auf physischen Medien angeboten, sondern über das Internet vertrieben. Viele dieser Inhalte sind dann sogar mit einem Benutzeraccount verknüpft und lassen sich nicht mehr nutzen, wenn dieser aus welchen Gründen auch immer erlischt.
Apps und Medien sind unwiederbringlich verlorenDas kann unter anderem für iPhone- und Mac-Besitzer zum Problem werden. Apple räumt sich in den Nutzungsbedingungen für die Apple-ID nämlich das Recht ein, ein Nutzerkonto bei Regelverstößen abzuschalten. Betroffene haben in diesem Fall keinen Zugriff mehr auf Apps und Filme, welche sie in den App Stores und im iTunes Movie Store mit diesem Account erworben haben. Alle in iCloud gespeicherten Inhalte sind ebenfalls unwiederbringlich verloren. Ein US-Amerikaner, dessen Apple-ID vom iPhone-Konzern deaktiviert wurde, will das nicht hinnehmen und hat das Unternehmen jetzt verklagt.
25.000 US-Dollar für Inhalte ausgegebenMatthew Price, so der Name des Klägers, hat nach eigenen Abgaben im Lauf der Jahre für diverse Inhalte rund 25.000 US-Dollar in Verbindung mit seiner Apple-ID ausgegeben. Zudem verfügte er noch über ein Guthaben in Höhe von 7 US-Dollar. Nach angeblichen nicht näher bekannten Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen schloss Apple sein Konto. Eine Benachrichtigung oder Erklärung erhielt er der
Klageschrift zufolge nicht. Price wirft Apple daher "unfaires, gesetzwidriges, betrügerisches und illegales" Verhalten vor. Zudem verlören Apple-Geräte erheblich an Wert, wenn das Unternehmen die mit ihnen verbundene Apple-ID abschalte, da sich Dienste und erworbene Inhalte auf ihnen nicht mehr nutzen lassen.
Apple soll Praxis beenden und Schadenersatz zahlenPrice will Apple diese langjährige Praxis vom US-Bezirksgericht für Nordkalifornien verbieten lassen. Darüber hinaus verlangt er monetären Ersatz für den ihm durch die Account-Abschaltung entstandenen Schaden. Apple soll zudem die Anwalts- und Gerichtskosten zahlen. Das Verfahren könnte über den Einzelfall hinaus Auswirkungen auf Apples Geschäftsgebaren haben, denn es soll zu einer Sammelklage ausgeweitet werden. Dieser könnten sich weitere Betroffene anschließen, deren Apple-IDs der iPhone-Konzern in den vergangenen Jahren ebenfalls abgeschaltet hat. Die Rechtslage in Deutschland ist deutlich verbraucherfreundlicher als in den USA: Hierzulande dürfen Anbieter den Zugang zu gekauften digitalen Inhalten auch nach einer Kontokündigung oder -sperrung nicht blockieren. Das geht aus einem bereits 2016 ergangenen Urteil des Kölner Oberlandesgerichts hervor (AZ 6 U 90/15).