Das war vielleicht ein Wechselbad der Gefühle. Nach der Bestellung des Mac Studio und des Studio Display am Abend ihrer Vorstellung sorgten die genannten Liefertermine für Spannung. Bis zum Donnerstag vor dem Stichtag der ersten Auslieferung hieß es bei Apple: Lieferung am 18.03. Dann wechselte die Anzeige in der Apple Bestellübersicht auf „Versand“. Es dauerte noch eine Weile, bis das beauftragte Transportunternehmen DHL Express die Tracking-Informationen bereitstellte. Die lautete nun aber auf Montag den 21.03. Kurz danach änderte auch Apple seine Prognose auf dieses Datum. Damit war der für dieses Wochenende geplante „Hands-On-Bericht“ geplatzt. Am Freitag Morgen jedoch standen die Trackinginformationen plötzlich auf "HEUTE". Laut Verlauf befand sich das Gerät schon im nahegelegenen Auslieferungszentrum und die Sendung sollte bis 22 Uhr des selben Tages zugestellt werden. Zum Glück kam der Mac dann doch etwas früher am Tag, so gegen 12:30 Uhr, sodass ich nun berichten kann.
Vorab: Das zum gleichen Zeitpunkt bestellte
Studio Display trifft leider erst später ein. Als Lieferzeitpunkt nennt Apple den Zeitraum zwischen dem 24. und 31 März. Sobald es da ist, berichtet Rewind auch darüber ausführlich. Ebenfalls zusammen mit dem Mac Studio hatte ich ein
Magic Keyboard mit Touch ID und Ziffernblock geordert. Die Tastatur traf bereits vergangene Woche Donnerstag, zwei Tage nach Bestellung, bei mir ein.
Eine lange Vorstellung des neuen
Mac Studio und dessen Varianten erspare ich mir und Ihnen. Wer sich für das Gerät interessiert, wurde von MTN schon ausführlich über alle Details informiert. Der von mir bestellte Mac Studio ist die Basisausstattung der Version mit M1 Ultra. Also mit 64GB RAM, 1TB SSD, 20 Core CPU und 48 Core GPU.
Der Hardware-Lieferumfang ist, wie bei Apple inzwischen üblich, auf das absolute Minimum reduziert. Neben dem Mac ist nur noch ein passendes Netzkabel (Stecker Typ C6, auch Mickey Maus oder Kleeblattstecker genannt) im Karton zu finden. Auch wenn Apple in dieser Hinsicht häufig Gewinnmaximierung vorgeworfen wird – was sicherlich ein Aspekt ist – sind die mit der reduzierten Verpackung und dem auf das allernötigste begrenzten Zubehör einhergehenden ökologischen Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Ich persönlich finde es gut, dass nicht in jeder Verpackung irgendwelche Kabel oder Gimmicks liegen, die womöglich gar nicht benötigt werden.
Das Gehäuse des Mac Studio war seit seiner Vorstellung Gegenstand zahlreicher Diskussionen hinsichtlich des Designs. Um es kurz zu machen: Ich mag es! Der Mac Studio ist klein, clean, zeitlos und hervorragend verarbeitet.
Hier wirkt
nichts billig, so wie in der PC-Welt gang und gäbe. Das Alu-Case des Mac Studio ist in Natura genau so perfekt, wie es auf den vielen fotorealistischen Renderings aussieht. Jedes einzelne der zahlreichen kleinen Löcher an dem runden Standsockel und der Rückseite sind aufs Mµ (Mü) präzise gelasert (oder wie auch immer die gemacht werden). Die Kanten und die matt perlgestrahlte Oberfläche sind ebenfalls makellos. In der Hand fühlt sich das kleine „Powerhaus“ an, als wäre es aus einem massiven Block geschnitten. Selbst das gewebeummantelte Netzkabel ist sehr edel, dabei flexibel und es fällt glatt. – Kleine Dinge machen auch einen Unterschied.
Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen. Vor allem keine Schrauben. Auch nicht an der Unterseite. Nur eine kleine Öffnung zur Befestigung eines Kabelschlosses sticht dort hervor. Auf dem runden Sockel prang groß der „Mac Studio“ Schriftzug. Ob und wie das Gehäuse zu öffnen ist, habe ich noch nicht eruiert. Einfach den runden Deckel an der Unterseite aufdrehen geht jedenfalls nicht.
Mac Studio: Please start the engine!Da das Studio Display erst später eintrifft und ich hier nur meinen bislang eingesetzten iMac Pro mit integriertem Monitor habe, soll als Interims-Bildschirm erst mal mein 4K-Fernseher herhalten. Eine passende HDMI-Schnittstelle hat der Mac Studio ja zum Glück.
Netzwerkkabel, HDMI, Stromkabel sind dran. Ich drücke die Powertaste an der Rückseite. – Was mich eigentlich gar nicht stört, aber die Taste ist etwas schlecht fühlbar, weil sie praktisch nahtlos im Gehäuse sitzt und nicht konkav ist. Und… ohh, was war das für ein dünner Start-Chime aus dem Mini-Speaker im Gehäuse des Mac Studio? Das klang aus dem iMac doch wesentlich erhabener.
Noch eine kleine Auffälligkeit: Der Mac Studio hat an der Unterseite einen runden Kranz als Stellfläche und zum Schutz für empfindliche Oberflächen (siehe Bild der Unterseite), aber die ist wie Teflon. Kabel oder Karte an der Front einstecken und der Mac rutscht, wenn man ihn nicht mit der anderen Hand festhält, im schlimmsten Fall wie ein Stück Seife vom Tisch. Passende Anti-Rutsch-Lösungen dürften schon bald im Zubehörhandel auftauchen. Aber vielleicht ist das von Apple beabsichtigt, um den Mac Studio leichter drehen und an die hinteren Anschlüsse gelangen zu können. Falls ja: mein Ding ist es nicht und ich werde etwas rutschhemmendes unterlegen.
Beim ersten Startvorgang gilt meine Aufmerksamkeit zunächst der Geräuschentwicklung. Subjektiv ist der Mac Studio doch einen Hauch lauter, als der iMac Pro. Ich muss die Aussage aber später noch verifizieren, da der Mac im Moment von den Lüftern in meinem 4K-Fernseher übertönt wird. (Ich hasse Lüfter!)
Ein Vorteil des iMac Pro im Gegensatz zum normalen iMac 27“ war, dass er auch unter Last erst spät anfing, die internen Lüfter hochzudrehen. Der Mac Studio dürfte noch viel seltener außer Atem geraten – hoffe ich. Ich werde das mit einem Belastungstest (Focus Stacking in Photoshop) demnächst ausprobieren.
Mit der Datenmigration werde ich noch warten, bis das Studio Display eingetroffen ist. Bis dahin muss ich mit dem iMac Pro meine Arbeit fortsetzen. Aber vielleicht steht ein macOS-Update an? Yep. Während der Einrichtungsprozedur (siehe Bilder) bietet mir der Mac ein Update an. – Was leider genau so unerträglich langsam vonstatten geht, wie mit allen anderen Macs.
Hier ein paar Fotos von der Einrichtung:
Ich habe nicht JEDES Fenster Fotografiert. Der Ablauf dürfte den meisten ja bekannt sein. Zuerst sucht der Mac nach Tastatur und Maus, dann kommt die Sprach- und Landesauswahl, diverse Hinweise, dann (in diesem Fall) ein System-Update, anschließend habe ich meine Daten von einer Thunderbolt SSD migriert (was schneller ging, als das System-Update). Zuletzt noch an der iCloud ID anmelden und es wird (sofern vorhanden) noch angeboten, Touch-ID der Tastatur einzurichten.
Der TV, welcher mir übergangsweise als Monitorersatz dient, bis das Studio Display eintrifft, wurde übrigens sofort an HDMI erkannt und die richtige Auflösung eingestellt.
Vom iMac zum Headless-Mac: Ein Schritt vor oder einer zurück?Mit der Vorstellung des Mac Studio fielen zum Leidwesen vieler Fans die 27“ iMacs aus dem Programm. Das wurde ausführlich diskutiert. Falls jemand fragen sollte, ob ich einen Nachteil darin sehe, vom iMac auf einen Desktop-Mac zu wechseln, lautet die Antwort: Nein!
Grundsätzlich gefällt mir das Konzept eines kleinen Desktop-Computers mit separatem Bildschirm besser. Nach dem Mac Pro 2013 (der „Tonne“) gab es für mich jedoch keine bessere Alternative als den iMac Pro. Nun ist es genau umgekehrt, was mir persönlich entgegen kommt.
Der Mac Studio ist im Vergleich zum Mac Pro 2013 noch kompakter, leiser und einfacher von Staub freizuhalten (keine Öffnungen an der Oberseite). Er bietet für meine Zwecke gerade genug und die richtigen Anschlüsse, um alle meine permanenten Peripheriegeräte anzuschließen. Zudem sind an der Vorderseite zwei weitere leicht zugängliche USB-C-Ports (beim Ultra sogar Thunderbolt 4) und ein schneller UHS-II SD-Kartenslot vorhanden. Die waren beim iMac an der Rückseite sehr schlecht zu erreichen. Deswegen nutzte ich mit dem iMac Pro stets einen externen Hub, der jetzt entfallen kann – einschließlich dessen Stromkabel und Klotznetzteil. Dafür brauchen Mac und Display jetzt zwei Steckdosen, anstatt nur eine beim iMac.
Selbst die Verkabelung ist mit dem Mac Studio plus externem Display verblüffender Weise schlanker, als mit dem „All-In-One“-iMac. Künftig führen weniger Kabel durch den Schwenkarm zum Monitor. Beim iMac waren es vier Strippen: Ein relativ dickes Stromkabel, LAN, Upstream zum Hub und ein weiteres Upstream-Kabel zu einem USB-Interface. Der Kabelbaum und das Gewicht des iMac machten den Schwenkarm weniger beweglich. Mit dem Studio Display ist das künftig besser und ich kann zudem kürzere Kabel am Mac verwenden. Der Wegfall des „Kinns“ unter dem Display und der damit verbundenen Platzgewinn ist ein weiteres Plus für meine Arbeit.
Nicht zuletzt ist da natürlich die Tatsache, dass sich Computer und Bildschirm auf diese Weise separat und zeitlich getrennt voneinander ersetzen lassen.
Wer braucht eigentlich so viel Leistung?Ich wurde in den Kommentare nach meinen Beweggründen für den Kauf des Mac Studio gefragt und ob ich dessen Leistung denn überhaupt benötige, bzw. ob der iMac Pro nicht mehr ausreiche. So einfach ist das nicht zu beantworten.
Jeder hat seine eigenen Gründe und Prioritäten, wenn es um die Anschaffung eines neuen Computers (oder Autos, oder Kamera, oder Rasenmähers…) geht, solange nicht die absolute Notwendigkeit für einen Austausch beispielsweise wegen eines Defektes besteht. Sogar gefühlte Lebensqualität kann bei solchen Entscheidungen eine Rolle spielen. Darum sind Fragestellungen, ob die Leistung des Vorgängers nicht mehr reiche, zu kurz gegriffen.
Die Gründe für meinen Umstieg vom iMac Pro auf den Mac Studio sind vielfältig und nicht rein auf die Leistungssteigerung zurückzuführen. Wenn es nur danach ginge, könnte ich sicher noch einige Jahre mir dem iMac Pro auskommen. Zu den Gründen im Einzelnen:
- Ich benötige schon beruflich bedingt einen Mac auf möglichst aktuellem technischen Stand. Etwa, um aktuellste Peripheriegeräte oder iOS-Devices testen zu können, oder neueste Systemfunktionen in meine Artikel einbeziehen zu können.
- Umstieg auf Apple Silicon: Intel-Macs unterstützen bestimmte Features nicht, was in der Zukunft wahrscheinlich noch stärker eine Rolle spielen wird. Zukunftssicherheit auf möglichst lange Sicht ist der Aspekt.
- Dazu gehört: Ein neuer Mac bietet entsprechend länger Sicherheit für die Unterstützung von System-Updates. Bis der Mac Studio wieder ersetzt wird, brauche ich mir über solche Dinge keine Gedanken zu machen.
- Einen Mac, der nur ca. vier oder fünf Jahre alt ist, kann man gebraucht besser verkaufen, als einen der zehn Jahre alt ist. Vor allem, wenn er noch im Software-Support ist. Höherer Erlös erleichtert die Anschaffung des neuen Mac. (Auch wenn der iMac Pro mit der Vorstellung des Studio gerade an Wert eingebüßt hat.) Und der Käufer des gebrauchten Mac hat noch länger gut von dem Gerät.
- Arbeitsplatzoptimierung: Ich kann mit dem Mac Studio auf das bislang unumgängliche Thunderbolt-Dock auf meinem Tisch verzichten. Unter dem neuen Monitor ohne das „Kinn“ des iMac ist mehr Platz für Testgeräte.
- Geringerer Stromverbrauch ist ein netter Nebeneffekt.
- Auch wenn ich die maximale Performance des Mac Studio nur selten benötige, ist der Leistungszuwachs insgesamt dank geringerer Latenzen und Wartezeiten in der Summe doch ein spürbarer Gewinn.
- Als Belohnung für mich selbst und zur Optimierung sämtlicher Workflows. Schließlich ist der Mac mein wichtigstes Werkzeug und ich verbringe täglich viele Stunden davor.
- Last but not least: Ich bin nun mal ein Nerd!
Vorläufiges FazitDer erste Eindruck vom neuen
Mac Studio ist großartig und wird der „Apple-Experience“ vollauf gerecht. Irgendwie ist es stets etwas ganz besonderes, einen brandneuen Mac in Betrieb zu nehmen.
Bis das
Studio Display eintrifft und der Mac Studio endgültig den Platz des iMac Pro übernimmt, dauert es noch einige Tage. Erst wenn das Setup komplett eingerichtet, alle Daten migriert und das System voll einsatzfähig an seinem Platz ist, werde ich einige zusätzliche Performancetests vornehmen. Über das Display berichte ich, sobald es eingetrudelt ist.
Bis dahin schon mal viel Spaß an alle frisch gebackenen Mac-Studio-Nutzer. Für diejenigen, die vielleicht noch etwas auf ihren neuen Super-Mac warten müssen: Ruhe bewahren. Es lohnt sich!
Mac Studio im Apple Store: (
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Studio Display im Apple Store: (
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Magic Keyboard im Apple Store: (
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