Apple-Manager bezeichnet Qualcomms Forderungen vor Gericht als "erdrückend"
Qualcomm habe "erdrückende" Forderung für die Nutzung seines geistigen Eigentums gestellt. Das sagte jetzt Apples Chief Operating Officer Jeff Williams vor Gericht. Der Manager war als Zeuge im Verfahren der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) gegen den Chiphersteller geladen. Zudem habe Qualcomm sich geweigert, Apple mit Modem-Chips für iPhone XR und iPhone XS zu beliefern.
Die US-Bundesbehörde hat Qualcomm verklagt, weil sie der Überzeugung ist, das Unternehmen habe Apple zwischen 2011 und 2016 mit unlauteren Mitteln dazu bewogen, einen Exklusivvertrag über die Belieferung mit Modem-Chips für die Smartphones einzugehen. Qualcomm verfügt über essentielle Patente im Mobilfunkbereich und ist verpflichtet, Smartphone-Herstellern deren Nutzung zu fairen, vernünftigen und diskriminierungsfreien Bedingungen zu gestatten. An diese Verpflichtung hat das Unternehmen sich nach Ansicht der FTC nicht gehalten.
Apple-COO Jeff Williams
Foto: Apple
Vor Gericht schilderte Williams laut
AppleInsider die langjährigen Verhandlungen, die Apple mit Qualcomm führte. Seinen Angaben zufolge forderte der Chiphersteller zu Beginn einerseits Geld für die Nutzung der essentiellen Patente, gleichzeitig wollte er sich mit einem Cross-Licensing-Abkommen die kostenlose Nutzung aller von Apple gehaltenen Patente sichern. "Das erschien uns unfair", sagte Williams, "daher sind wir nicht darauf eingegangen." Als Alternative habe Qualcomm die Zahlung von Lizenzgebühren in Höhe von 5 Prozent vom Herstellungspreis jedes Geräts vorgeschlagen, erklärte der Apple-COO weiter. Das sei jedoch ebenfalls nicht akzeptabel gewesen. 2007 einigte man sich schließlich auf einen festen Betrag in Höhe von 7,50 US-Dollar pro Gerät, in dem Qualcomm-Chips verbaut waren.
Im weiteren Verlauf der Geschäftsbeziehung kam es dann 2011 tatsächlich zu einem Exklusivvertrag zwischen Qualcomm und Apple, Mitbewerber wie Infineon kamen somit beim iPhone-Hersteller nicht mehr zum Zuge. Apple habe diese Exklusivität nur für eine kurze Zeit zusichern wollen, sagte Williams. Darauf habe sich Qualcomm aber nicht eingelassen, sondern mit extrem hohen Rabatten eine längerfristige Vereinbarung erreicht. Die Preisnachlässe waren so attraktiv, dass Apple Chips anderer Hersteller nur unter Inkaufnahme zusätzlicher Kosten in Höhe von einer Milliarde US-Doller hätte einsetzen können. "Wir hatten die Pistole an der Schläfe", nannte Williams diese Situation.
Die Unzufriedenheit auf beiden Seiten führte schließlich zu diversen gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Apple und Qualcomm, aus denen bislang keines der Unternehmen als eindeutiger Sieger hervorgegangen ist. Womöglich als Reaktion auf diesen erbitterten Streit hat sich Qualcomm der Aussage von Williams zufolge im vergangenen Jahr geweigert, Apple mit Modem-Chips für die neuen iPhone-Modelle XR und XS zu versorgen.