In seiner Gesprächsrunde "The Talk Show" hatte Apple-Experte John Gruber auch zur diesjährigen WWDC hochrangige Gäste: Mike Rockwell leitet die Abteilung für Augmented Reality (AR) bei Apple, Greg Joswiak bestimmt dort das weltweite Marketing von iPod, iPhone und iOS. Die drei unterhielten sich etwa 1,5 Stunden miteinander über Themen, die die beiden Abteilungen betreffen. Unter anderem ging es um die Anwendungsmöglichkeiten von AR sowie neue Funktionen in iOS 12.
Das PDF für AR-ErfahrungenNach der Ankündigung von USDZ erzählte Mike Rockwell ein wenig über die Entwicklung und die Bedeutung, die er und Apple dem neuen Dateiformat zusprechen. Das Problem im 3D-Bereich lieg darin, dass es Dutzende von unterschiedlichen Formaten gäbe, die zT. nur eingeschränkt zu einander kompatibel seien. Für AR habe es gar kein spezifisches und universelles Format gegeben, so Rockwell. "Wir wollten ein wirklich leistungsstarkes, sehr effizientes sowie leicht zu bedienendes Format mit hoher Akzeptanz. Wir wollten so etwas entwicklen wie das PDF für AR und ich denke USDZ kann sich dazu entwickeln." erklärte Rockwell das Vorhaben. Auf Grubers Nachfrage bestätigte Rockwell die Bedeutung des "Z" am Ende der Abkürzung: Sie steht für "ZIP"-Container. Übersetzt steht das Dateiende USD (universal scene description) für "universelle Szenenbeschreibung". Rockwell sprach davon, dass neben Pixar und Adobe auch viele andere Anbieter von 3D-Tools mit an Bord seien.
AR immer wieder erlebenMike Rockwell erklärte Gruber, dass die Objekterkennung in ARKit noch viele Möglichkeiten in der Automatisierung und ähnlichen Anwendungen nach sichen ziehen werde. Zudem sprach er über AR-Persistenz. Die Funktion soll AR-Erfahrungen wiedererlebbar und teilbar machen. Dafür kartiere man die Umgebung mithilfe von vielen Punkten. Dadurch könne man die Lage speichern und später wieder darauf zurückkommen, die Sitzung sozusagen fortsetzen. Rockwell betonte in der Folge, wie hoch das Potential von AR sei: "Das ist eine große Sache.… Man braucht nur ein klitzekleines bisschen Vision, um zu sehen, wie großartig das ist."
Gezielte Verlangsamung contra iOS 12John Gruber konfrontierte den iOS-Marketingmanager Greg Joswiak mit der These, Apple verlangsame gezielt ältere Geräte, um neue zu verkaufen. Joswiak nannte die Idee verrückt. Ironisch fragte er: "Wir werden Dir ein beschissenes Erlebnis bieten, also kaufst Du unser neuer Produkt?!" Er beschrieb umfangreiche Tests in Apples Laboren und erklärte, man habe speziell "schwerere" Nutzer im Fokus gehabt, da diese eher von Verlangsamung betroffen seien. Joswiak betonte, wie erstaunlich die Updates der letzten Jahre ausgefallen seien.
Schutz der DatenGreg Joswiak propagierte, dass Apple durch seine gute Hardware und seine kompetente Softwareabteilung alle Daten auf dem Gerät speichern könne und nicht wie andere Hersteller, viele Daten in der Cloud auslagern müsste. Das sei ein starkes Unterscheidungsmerkmal. Die Funktionen, die das Tracking in iOS 12 und macOS 10.14 Mojave verhinderten, führten zu stärkerer Transparenz. Die Benutzer sollten wissen, welche Informationen von Ihnen verfolgt werden und das auf Wunsch unterbinden können.
Apple arbeitet seit Jahren an NutzungsprotokollenApple ist sich des Achtsamkeitstrends bewusst. Druch ihn beobachten die Menschen stärker, wie sie ihre Zeit verwenden. Greg Joswiak erklärte, die nun vorgestellten Nutzungsprotokolle – etwa wie oft eine bestimmte App verwendet wird – seien schon seit einem Jahr in Arbeit. Mit dem Thema beschäftige man sich seit 2008. Es sei wirklich interessant, wie oft man welche Apps nutze oder auch nur das Gerät in die Hand nehme. Das helfe, die Nutzung auszubalancieren.
Drittanbieter zulassen oder aussperren Bezüglich der Öffnung von CarPlay gegenüber anderen Maps-Anbietern, gab sich Greg Joswiak großzügig. Bei CarPlay gehe es schließlich nicht darum, jemanden in eine bestimmte Sache einzusperren. Man habe das schon seit längerer Zeit daran gearbeitet und etwa mit Waze gesprochen. John Gruber fragte daraufhin nach der Möglichkeit, in iOS Standardanwendungen zu ändern, etwa den Browser oder ein anderes Mailprogramm einzustellen. Joswiak wiegelte ab. Er brachte das bereits bekannte Argument Apples, wenn es gegen die Öffnung für Drittanbieter geht: Das könne die sehr integrierte Erfahrung der Nutzer stören.
"Ich lasse den Dark Mode laufen, weil er einfach cool aussieht"Die drei sprachen kurz über den "Dark Mode" in macOS 10.14. Er sei speziell für Leute entwickelt worden, die ihre Bildschirme in dunklen Räumen anstarren, sagte Rockwell. Als Beispiel für die professionelle Zielgruppe nannte er Entwickler. Joswiak betonte den Fokus des Modus: Profis wollten, dass der Inhalt stark im Vordergrund stände und alles andere verschwinde. Er selbst lasse den Dark Mode laufen, weil er wirklich cool sei.
iOS-Apps auf dem Mac sind dann Mac-Apps Zuletzt erwähnte Joswiak Apples Langzeitprojekt mit dem iOS-Apps auf den Mac transportiert werden sollen. Dabei betonte er, dass Apple erstmal die eigenen APIs in Ordnung bringen wolle, denn "wenn du sie später änderst, gehen Dinge kaputt". Es sei eine sehr lange Selbstverpflichtung, doch wenn Apple alles richtig machte, werde es ein großer Wurf. Er gebe viele iOS-Apps, die keine großartigen Mac-Apps werden könnten, aber einige eben doch, so Joswiak weiter. Da die gesamte Entwicklung sowieso auf dem Mac geschehe, sei es eine Option, die dem Entwickler immer ins Gesicht blicke. Der iOS-Marketingmanager sagte, am Ende stehe eine echte Mac-App und keine iOS-Anwendung, die nur auf dem Mac emuliert werde.