Apple-Modem auf Eis? Langfristige Vereinbarung mit Qualcomm geschlossen
Als Apple im Jahr 2019 die Modemsparte von Intel übernahm, war das Ziel klar: Zukünftige iPhones sollten einen 5G-Mobilfunk-Chip aus eigener Produktion erhalten. Das war Apple eine Milliarde Dollar wert, 2200 Angestellte übernahm die Firma in ihre eigenen Reihen. Fünf Jahre später ist weiterhin unklar, wann Apple eigene Mobilfunk-Chips produzieren wird. Zumindest verlängern sich die Lizenzverträge mit Qualcomm um ein weiteres Jahr. Diese Vereinbarung kam durch Qualcomms Quartalsbericht ans Licht.
Bei der
Konferenzschaltung mit Analysten berichtete CEO Cristiano Amon von den Umsatzzahlen des letzten Jahres. Insgesamt wuchsen Nettoeinkünfte im Winterquartal auf 2,77 Milliarden Dollar an, eine Steigerung um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist vor allem Qualcomms Smartphone-Chips zu verdanken: Deren Umsatz war um 16 Prozent höher gegenüber Winter 2022. Gleichzeitig verzeichnete Qualcomm einen vierprozentigen Rückgang im Lizenzgeschäft auf 1,46 Milliarden Dollar (aufs Jahr gerechnet). In diesem Zusammenhang erwähnte er Amon, dass sich Apple und Qualcomm auf eine Verlängerung der bestehenden Lizenzvereinbarungen bis März 2027 geeinigt haben. Bisher war nur bekannt, dass ein Lizenzabkommen zwischen den beiden Firmen bis 2026 bestand.
Lizenz muss nicht Produktion bedeutenAllerdings heißt dies nicht zwangsläufig, dass Qualcomm auch weiterhin die physischen Modems für Apples iPhones herstellen wird. Lizenzen beziehen sich vor allem auf geistiges Eigentum, also vorrangig Patente. In diesem Feld befanden sich die beiden Firmen über lange Jahre in rechtlichen Auseinandersetzungen. Apple war nicht damit einverstanden, dass der Modemhersteller eine prozentuale Beteiligung am Endpreis der Smartphones forderte. Ende 2018 erwirkte Qualcomm einen
Verkaufsstopp für iPhone 6 bis X in Deutschland. Deshalb war der Kauf der Intel-Modemsparte auch eine Form der Aufrüstung in patentrechtlichen Angelegenheiten. Zusammen mit Intel-Standorten und Angestellten übernahm Apple das Portfolio von 17.000 Patenten. Dieses Konvolut hat eine lange Reise hinter sich: Die Mobilfunksparte gehörte ursprünglich zur Siemens-Ausgründung Infineon. 2011 übernahm sie der amerikanische Prozessorhersteller Intel, der sie wiederum acht Jahre später an Apple veräußerte.
Kooperation und Konkurrenz auf vielen EbenenDer amerikanische Chipproduzent stellt auch die Modems für die Satellitenkommunikation in iPhone 14 und 15 her. Qualcomm ist zudem der Entwickler der Snapdragon-Prozessoren, die bei Android-Smartphones zu weitreichender Anwendung kommen: Schätzungsweise
ein Viertel der Prozessoren aller verkauften Smartphones in den letzten drei Jahren stammen von Qualcomm.