Apple Music lockt Anwender mit iOS-Integration – Spotify hat das Nachsehen
Ob Deezer, Napster, YouTube Music Premium oder eines der vielen Angebote, das der Markt bereithält – ein Mangel an Streaming-Plattformen, die den Anwender mit einem großen Katalog an unterschiedlicher Musik beschallen, herrscht wahrlich nicht. Ein Blick auf das iPhone von Kunden eines solchen Dienstes zeigt aber, dass diese meist den großen Anbietern Spotify oder Apple Music den Vorzug geben. Objektiv betrachtet sind die Unterschiede zwischen diesen beiden eher gering: Spotify und Apple Music bieten jeweils Millionen von Liedern und verfügen über sehr ähnliche Tarifmodelle. Gerade Spotify versucht, das Profil mit exklusiven Podcasts zu schärfen. Apple wiederum bedient sich einfach des hauseigenen Ökosystems: Die Musik-App ist nativer Bestandteil von iOS, iPadOS, macOS sowie tvOS. Um auf dem iPhone nicht in Berührung mit Apple Music zu kommen, muss der Anwender den Service im Idealfall über die Systemeinstellungen aktiv deaktivieren. Damit rollt Apple potenziellen Kunden den roten Teppich aus – und sticht die Konkurrenz aus.
Spotify weiterhin MarktführerEin neuer Bericht von Loup Ventures geht der Frage nach, inwiefern Apple von der festen Implementierung des Musik-Streamingservices in den hauseigenen Betriebssystemen profitiert. Dazu stellt das Unternehmen einige Schätzungen an. Mit Blick auf die weltweiten Marktanteile liege Spotify nach wie vor in Führung: 34 Prozent seien es für den Platzhirsch. Cupertino hole jedoch langsam auf: Der US-Konzern habe seinen Marktanteil in den vergangenen zwei Jahren um zwei Prozentpunkte ausbauen können und stehe nun bei 20 Prozent. Im Schnitt zahlten Kunden für Apple Music sieben US-Dollar pro Monat, so der Bericht.
iOS-Nutzer sind Apple Music besonders zugeneigtAuch wenn Apple Music nicht nur auf Apple-Plattformen zur Verfügung steht – Loup Ventures schätzt den Anteil der Abonnenten, die iOS verwenden, auf satte 95 Prozent. Besonders interessant ist sie sogenannte Konversionsrate: Sie gibt den Anteil jener Anwender an, die tatsächlich das kostenpflichtige Angebot eines Dienstes in Anspruch nehmen und stellen diesen in Relation zu allen Anwendern, die von dem Service Gebrauch machen könnten. Hier kann Apple klar punkten: Potenzielle Kunden würden 2,5-mal so schnell zu zahlenden Abonnenten gemacht wie beim Konkurrenten Spotify. Das liege vor allem daran, dass Verbraucher eine integrierte Lösung ohne Drittanbieter schätzten. Außerdem stünden Apple-Anwendern im Schnitt ein höheres Einkommen als Android-Nutzern zur Verfügung. Googles Betriebssystem beschert Spotify aber ungleich mehr Abonnenten als Apple Music.
Wettbewerbsbehörden könnten intervenierenOffizielle Angaben zu den Kundenzahlen legt Cupertino nicht vor. Apple dürfte aber jedenfalls von der Einbindung systemeigener Dienste profitieren. Fraglich ist hingegen, ob das auch so bleibt: Apple wird bereits in mehreren Ländern eines wettbewerbsverzerrenden Verhaltens bezichtigt. Dabei geht es in der Regel um den App Store, aber bisweilen monieren Kartellämter auch die tiefe Integration hauseigener Dienste in die Betriebssysteme. Der Konzern lockert mittlerweile an vielen Stellen sein Konzept – so lässt sich ab iOS und iPadOS 14 ein anderer Standard-Browser und Mail-Client wählen.