Apple News: Stories des Wall Street Journal nur drei Tage abrufbar und andere Details des Deals
Genauere Details des Deals zwischen Apple und dem Wall Street Journal (WSJ) stehen nun in einem
Artikel des US-Mediums. Darin erklären Führungskräfte des Journals, welche Unterschiede zu einem Voll-Abonnement bestehen und welche Möglichkeiten sie in der Teilnahme an der Plattform sehen.
Bereicherung ohne KannibalisierungDas Journal tritt der 9,99-Dollar-Flatrate bei und setzt dabei darauf, den digitalen Kundenstamm zu erweitern. Dabei will es weder das Kerngeschäft mit der gedruckten Ausgabe unterlaufen noch das eigene Digital-Angebot stark beeinträchtigen. Daher achteten die Verhandlungspartner auch darauf, dass sich der WSJ-Anteil an Apple News signifikant vom Voll-Abo unterscheidet. Für das US-Leitmedium markiert die Teilnahme eine Ausweitung der Digitalstrategie, da sie im Prinzip nun ein neues Online-Angebot offerieren. Auch wenn Führungskräfte offiziell die Aussage zum finanziellen Teil der Zusammenarbeit verweigerten, ließen sie einige Details aus dem Deal verlauten. Beobachter gehen davon aus, dass Apple die Hälfte der Abo-Umsätze einbehält.
Menschen erreichen, die noch nie für Journalismus bezahlt habenZiel der Zusammenarbeit, sagte Verleger William Lewis bei einem Mitarbeiter-Meeting, sei „unseren Journalismus Millionen von Menschen näherzubringen, die vielleicht noch nie vorher für Journalismus bezahlt haben.“ Das soll die Redaktion mit ausgewählten Geschichten erreichen, die für den Durchschnitstleser interessant sein können. Quellen sprechen von nationalen Nachrichten, solchen aus Politik, Freizeit und Sport sowie einigen aus der Wirtschaft. Über die Suchfunktion der News-App werde jedoch auch die komplette Palette der Wirtschafts- und Finanznachrichten zugänglich sein – dieser Bereich stellt traditionell den Schwerpunkt der Zeitung dar.
Eingeschränkter Archiv-ZugriffIm Gegensatz dazu hat das WSJ den Zugriff auf das verlagseigene Artikel-Archiv begrenzt. Apple-News-Leser können darüber nur die Veröfentlichungen der letzten drei Tag aufrufen. Dieses Limit steht im Gegensatz zu den Voll-Abonnements, deren Teilnehmer uneingeschränkt im Archiv stöbern dürfen. Erste Abonnementen machten bereits
bekannt, aus diesen Gründen ihren Direktvertrag mit dem WSJ doch nicht aufkündigen zu wollen. Verleger Lewis betonte, er habe es sich nicht einfach mit dem Deal gemacht. Informanten des Journals verrieten, dass er auch Ausstiegsbedingungen in den Vertrag verankern ließ. Der Chef der Journal-Mutter News Corp., Robert Thomson spricht im Zusammenhang mit dem Deal von einer „wohlüberlegten“ und „klugen Wette“, deren Verlauf man jedoch im Auge behalten müsse.
Interessen-Erhebung und NeueinstellungenApple gibt zwar keine Kundendaten an die Verlage weiter, dennoch können die Inhalte-Anbieter sehen, welche Artikel gelesen werden und regelmäßige Besucher mit spezifischen Angeboten ansprechen, verriet Suzi Watford. Sie führt die Marketing-Aktivtäten des Journals und erwähnte als Beispiel Newsletter-Angebote. Das widerspricht vorherigen Gerüchten, die Verlage hätten gar keinen Zugriff auf die Leserschaft des News-Angebotes. Wie stark sich das Journals engagiert, zeigt ein anderes Detail: Das Verlagshaus will 50 zusätzliche Redateure einstellen, um die Anforderungen der Apple-Plattform zu erfüllen.
Das Wall Street Journal auf neuen WegenEs fällt auf, dass das Journal geheime Quellen bemüht, obwohl es bei dem Deal selbst am Tisch saß. Es scheint als ob man sich an Geheimhaltungsvereinbarungen gebunden hat, die man eigentlich nicht einhalten möchte. Insgesamt mischt das Medium entgegen seiner Konkurrenten New York Times und Washington Post zwar (federführend) bei Apple News mit, hat sich aber ein paar Hintertüren und Beschränkungen offen gelassen. Damit steht das Journal Seite an Seite der Los Angeles Times, die diesen Weg ebenfalls gegangen ist. Sollte das Experiment klappen, profitieren die beiden Zeitungsverlage davon. Allen Verantwortlichen scheint klar zu sein, dass Apple einiges tun wird, um diesen Erfolg herbeizuführen – schließlich stellt Apple News nicht irgendein Zusatzprodukt dar, sondern soll den Paradigmenwechel des Hardware-Herstellers hin zu einem Diensteanbieter einleiten.