Apple Pay: Der holperige Weg in die Länder
Nach der Einführung in den USA versucht Apple nun auch in anderen Ländern das kontaktlose Bezahlsystem Apple Pay einzuführen. Ende des Jahres soll es in Kanada losgehen. In Großbritannien laufen ebenfalls Verhandlungen. Tim Cook hoffte bei seinem Besuch in Deutschland, den Bezahldienst im Laufe des Jahres nach Europa zu bringen, offiziell spricht Apple von 2016.
Kanadas Banken haben BedenkenAm Beispiel Kanada kann man sehen, wie schwierig die Verhandlungen sind: Erst rotierten Gerüchte, man könne dort bereits im März Apple Pay verwenden, dann hieß es Herbst, nun November. Das Land bietet den großen Vorteil, eine hohe iPhone-Dichte von rund 33 Prozent zu haben. Die meisten Händler besitzen bereits Geräte, die das kontaktlose Bezahlen beherrschen, allerdings hauptsächlich für Kreditkarten. In Kanada sind jedoch - ähnlich wie in Deutschland - EC-Karten beliebter.
90 Prozent der Filialbankkunden des Landes haben ein Konto bei einer der sechs Bankhäuser mit denen Apple spricht. Die Banken signalisieren Bereitschaft, beschweren sich aber auf der anderen Seite über die Gebühren und die Sicherheit. Apple streicht in den USA pro Kreditkarten-Transaktion 0,15 Prozent ein; wird eine EC-Karte verwendet, den Fixbetrag von einem halben Cent. Dem Sicherheitsargument hingegen fehlt Konsistenz, denn die Betrugsfälle deuten eher auf ein Versagen der Banken als des Pay-Systems hin. Trotzdem sollen die Finanzinstitute ein Konsortium gegründet haben, das eine zweite Sicherheitsprüfung fordert. Apple bietet diese Möglichkeit beim Aktivieren der Karte an, beim Bezahlen wäre das System jedoch seiner Einfachheit beraubt.
Ähnlich sieht es in Großbritannien aus: Die Verhandlungen dauern an und der anvisierte Termin in dem ersten Halbjahr dieses Jahres zu starten, wird immer unwahrscheinlicher. Dort sollen die Banken Probleme mit der Weitergabe der Informationen haben, die Apple fordert. Aus Bankenkreisen heißt es, die Intitute hätten Angst, dass Apple Pay eines Tages ihre Kundenbeziehungen überschattet. Auch hier dient der Datenschutz-Streit dazu, etwas anderes zu verschleiern: Die Banken wollen eigentlich nicht, dass Technologieunternehmen in ihrem Revier wildern.
Viele Probleme - selbst in den USAWie gut Apple Pay in den USA ankommt bleibt im Nebel: Es gibt Händler, die stolz verkünden, ein Prozent der Transaktionen würden schon über Apples Dienst abgewickelt. Studien besagen aber, dass erst rund sechs Prozent der iPhone-6-Nutzer Apple Pay ausprobiert haben. Und deren Erfahrungen waren sehr gemischt: Zwei Dritttel hatten Probleme mit der Zahlung. Die Hälfte lässt den Dienst nach dem ersten Mal ruhen. Zusätzlich sagten rund die Hälfte aus, dass sie Geschäfte besucht haben, die zwar als Apple-Pay-Akzeptanzstellen gelistet waren, aber den Dienst gar nicht unterstützten.
Mehrere Handelsketten versagen die Unterstützung, weil sie an einem eigenen System arbeiten, dazu gehört etwa die Supermarktgruppe Walmart und der Exxon-Konzern mit seinem Tankstellennetz. Parallel arbeiten sowohl Technik-Konkurrenten wie Samsung, Amazon und Google, als auch solche aus dem Finanzsektor etwa Paypal und Banken an Alternativsystemen. Die Karten-Industrie unterstützt Apple zwar logistisch, hält sich aber den Rücken frei und hat schon länger eigene kontaktlose Systeme - auch per Handy - im Angebot.
Schwerer Markt DeutschlandIm Gegensatz zum Handel sind die Voraussetzungen in den Finanzsektoren der Länder sehr unterschiedlich. Schon jetzt erklären Bankexperten, dass die Geldhäuser in Deutschland mit dem Modell Apple Pay nicht genügend verdienen werden. Im Hintergrund lauert zudem eine geplante EU-Verordnung, die die Gebühren beim bargeldlosen Bezahlen im Visier hat. Demnach sollen Banken nur noch 0,3 Prozent pro Transaktion mit Kreditkarten, 0,2 Prozent mit EC-Karte erhaben dürfen. Das hieße, die Banken müssten bei Apple-Pay-Zahlungen die Hälfte ihres Umsatzes abgeben. Abgesehen davon sind sowohl iPhones als auch Kreditkarten hierzulande deutlich weniger verbreitet. Die Kundschaft ist zudem nicht so technik-affin wie etwa in den USA: In einer TNS-Emnid-Umfrage zufolge wollen drei Viertel der Befragten keine mobilen Bezahldienste in Anspruch nehmen, rund die Hälfte „ganz bestimmt nicht“.
Es bleibt noch ZeitEs wird also schwer, sich im neuen Geschäftsfeld zu etablieren. Apples Vorteil ist jedoch, dass die Zeit für den Konzern arbeitet: NFC-fähige iPhones verbreiten sich stärker und auch der Druck der Konkurrenten könnte die Front von Händlern und Banken zum Umdenken bewegen. Am Ende verdient das kalifornische Unternehmen mit seinen anderen Produkten ohnehin so viel Geld, dass keine Eile besteht, Apple Pay auf Biegen und Brechen durchzusetzen.
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