Apple Pay & Marktmissbrauch: Drohen Apple drakonische Konsequenzen?
Mit Apple Pay hat Apple einen sehr erfolgreichen Bezahldienst geschaffen und sich zudem in die komfortable Situation gebracht, dass konkurrierende Lösungen kaum eine Chance auf dem iPhone haben. Nur Apple hat vollen Zugriff auf den NFC-Chip, andere Hersteller können die Funktionalität von Apple Pay daher nicht in gleichem Maße replizieren. Einfache Nutzung bleibt Apples Dienst vorbehalten, der angesichts der Gebühren auf getätigte Umsätze für Apple einen konstanten Einnahmestrom bedeutet. Wettbewerbshütern ist dieses Geschäftsgebaren schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Wenn eines der mächtigsten Unternehmen der Welt wirkungsvolle Mittel einsetzt, Wettbewerb zu behindern, kann dies als rechtswidriges Verhalten eingestuft werden.
EU-Verfahren – mit potenziell drakonischen StrafenApples Rechtsabteilung muss in dieser Woche
darlegen, warum keine Konkurrenten ausgesperrt werden, wenn man ihnen den Zugriff auf essenzielle Technologien untersagt – die für Apple selbst zur Verfügung stehen. Das dürfte ein sehr schwieriger Spagat sein, zumal es im Rahmen des "Open Market Act" längst auf den Weg gebracht wurde, Apple zum Zugriff auf NFC-Funktionalität zu zwingen. Apples Argument lautet stets, man schotte die Plattform zugunsten der Kunden ab, um diesen mehr Sicherheit zu gewähren. Außerdem stehe es jedem frei, ein anderes System zu verwenden, denn niemand muss zum iPhone greifen oder Apple Pay nutzen.
Für Apple geht es um vielSollte Apple in der Anhörung vor der EU keine überzeugenden Gründe darlegen, drohen substanzielle Milliardenstrafen. Theoretisch sind bis zu 40 Milliarden Dollar möglich, dies entspricht zehn Prozent des Jahresumsatzes. Angesichts der enormen Zusatzumsätze, die Apple durch Abschottung der Plattform erzielt, fangen die gut bekannten Darlegungen immer weniger. Wettbewerbsrechtlich gilt dabei die Frage zu klären, welche Marktmacht ein Unternehmen hat – denn ab einer bestimmten Größe und Verbreitung ist es mit einem "dann nutzt eben andere Produkte!" nicht mehr abgetan. Innerhalb einer Branche, in diesem Fall das gesamte Apple-Ökosystem, bestehend aus Apple und Drittanbietern, könnte somit monopolartiges und wettbewerbsfeindliches Auftreten erkannt werden.