Apple: Rekordausgaben für Lobbyismus im Kampf gegen Regulierung
Unter den weltweiten Wettbewerbshütern gibt es nur wenige, die der These zustimmen würden, dass die großen Tech-Konzerne in erster Linie das Wohl der Kunden im Auge haben und mit äußerst fairen Methoden um deren Gunst buhlen. Vor allem das Auftreten als "Gatekeeper" ist den Behörden ein Dorn im Auge. Dabei geht es unter anderem darum, dass der Wechsel zu Konkurrenten massiv erschwert wird – beispielsweise, weil es unmöglich ist, über Jahre gesammelte Daten einfach umziehen zu können. Aus geschäftlichen Erwägungen haben Anbieter natürlich höchstes Interesse, Plattform-Wechsel so unbequem wie möglich zu machen, wettbewerbsrechtlich handelt es sich hingegen um zweifelhaftes Agieren. In der EU sind gerade konkrete Regeln auf dem Weg zu nationaler Gesetzgebung, die in gewissem Maße Interoperabilität und Öffnung abgeschotteter Plattformen erzwingen sollen.
Aus einem Nebenakteur wurde ein HauptdarstellerZu Anfang der kartellrechtlichen Ermittlungen gegen Facebook, Google und Amazon wurde Apple meist nur als vierter Akteur genannt, der wenig zu befürchten habe. Durch nicht sonderlich geschicktes, wenig kompromissbereites und fast schon provokantes Agieren den Wettbewerbshütern gegenüber schaffte es Cupertino hingegen, sich immer stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Nachdem zunächst in erster Linie die Höhe der "Apple Tax" zur Diskussion stand, wird die komplette Öffnung des App Stores bis hin zu alternativen App Stores immer wahrscheinlicher. Auch eine erzwungene Öffnung von Messengern/iMessage, zumindest bei Video-Telefonie, kann in absehbarer Zeit kommen.
Nie gab Apple mehr für Lobbyarbeit ausFür Apple gehen die Entwicklungen nicht nur mit unzähligen kartellrechtlichen Verfahren einher, sondern auch mit
Rekordausgaben für Lobbyismus. Um den Status Quo zu bewahren und die Gesetzgeber davon zu überzeugen, dass derzeit alles korrekt laufe, gab Apple 2,5 Millionen Dollar für Lobbyarbeit aus – das entspricht einem Anstieg um 34 Prozent. Google steigerte sich um denselben Prozentwert und kam im abgelaufenen Quartal auf 2,96 Millionen Dollar. Für den Suchmaschinen-Giganten geht es unter anderem um die Verknüpfung von Suchmaschine und Werbung sowie die Geschäftsbedingungen im Playstore samt Zwang, Googles System verwenden zu müssen.
Nicht nur in der EU, auch in den USAEine Sache ist den beiden Tech-Giganten ebenfalls gemein: Aus den USA, also dem eigenen Heimatland, drohen noch viel schärfere
Eingriffe als in der EU. Sehr viel deutlicher ist dort nämlich die Rede von monopolartigem
Verhalten, parteiübergreifend herrscht die Ansicht, dass Kunden langfristig unter einem aktiv eingeschränkten Mangel an Wettbewerb leiden. Ein Verbot vorinstallierter Apps wäre ebenfalls möglich, sobald Unternehmen einen gewissen Börsenwert übersteigen.