Aufwendige Spiele benötigen einen schnellen Prozessor und eine potente GPU. Die Prozessoren in aktuellen Macs würden das Ausführen von modernen Spielen erlauben – doch 80 Prozent der verkauften Macs sind Laptops. Die meisten dieser Laptops liefert Apple mit Intels integrierten Grafiklösung aus und nicht mit einer dedizierten GPU – nur das MacBook Pro 16" bringt eine dedizierte GPU mit eigenem VRAM mit.
Intel-GPU ungeeignet für aufwendige SpieleFür Spielehersteller und Publisher ist der Mac-Markt deshalb gleich aus zwei Gründen uninteressant: Es werden deutlich weniger Macs als PCs oder Konsolen verkauft und zusätzlich sind nur ein sehr geringer Anteil der Macs mit einer Grafikkarte ausgestattet, welche überhaupt das Ausführen von aufwendigen Spielen erlaubt.
Weiteres Hindernis: OpenGLIn der Vergangenheit kam noch ein weiterer Haken hinzu: Lange mussten Spiele-Entwickler auf dem Mac mit der OpenGL-Schnittstelle vorlieb nehmen, welche gleich aus zwei Gründen ein Hindernis darstellte: OpenGL wurde kaum an moderne GPUs angepasst und die Apple-Umsetzung der Grafiktreiber war mehr als mäßig. Daher war es selbst auf geeigneter Hardware unter macOS kaum möglich, akzeptable Performance zu erreichen. Dieses Manko schaffte Apple mit Metal aus der Welt, welches seit macOS 10.13 High Sierra auch auf dem Mac bereitsteht und sich an der Funktionsweise moderner GPUs orientiert.
Apple Silicon: Performance noch unbekanntDie ersten Macs mit Apple Silicon werden noch in diesem Jahr erscheinen – noch ist nichts über die wirkliche Performance der ARM-Macs bekannt. Das Developer Transition Kit gibt zwar erste Hinweise, wie performant die zukünftigen CPUs und GPUs werden – doch weitere, stichhaltige Informationen sind erst im Herbst zu erwarten. ARM-Macs setzen, genau wie iPhones und iPads, GPUs ein, welche Nachfahren der PowerVR-Architektur sind.
Bekannt ist nur, dass Macs zukünftig auf Unified Memory setzen. Dies bedeutet, dass die CPU und GPU sich einen gemeinsamen Speicher teilen und kein Hin- und Herkopieren von Texturen oder Mesh-Beschreibungen mehr notwendig ist.
Auffällig: Apple hebt auf Spiele abWer sich das "
Platforms State of the Union"-Video der Worldwide Developers Conference 2020 angesehen hat, dem wird nicht entgangen sein, wie oft Apple Spiele angesprochen hat. Im Video zeigte Apple sogar Games wie Tomb Raider und DiRT, welche ein ARM-Mac mittels Rosetta ausführte und flüssig darstellte. Dies sind natürlich schon ältere Titel – doch lässt dies hoffen, dass Apple den Spielemarkt beim Mac nicht vollständig abgeschrieben hat.
Bei der GPU der Apple-A-Chips handelt es sich um eine integrierte Lösung, welche sich das RAM mit der CPU teilt – ähnlich der integrierten GPUs von Intel. Wie schon früher beschrieben, verwendet Apple aber eine Unified Memory Architecture – die Intel-GPUs "zwacken" sich einen festen Bereich vom RAM als Videospeicher-Ersatz ab. Apple gab zwar keinerlei konkreten Performancewerte bezüglich der Apple-GPUs an – doch ein Apple-Entwickler sagte, dass man auf keinen Fall die Performance der Apple-GPUs unterschätzen solle, nur weil es sich um eine integrierte GPU handelt. Solche Aussagen lassen hoffen, dass die künftigen Apple-GPUs der Macs brauchbar sind.
Schneller als Intel, langsamer als dedizierte GPU?Schaut man sich manche aktuellen iPhone- und iPad-Spiele an, kann man recht sicher sagen, dass dies auf einer integrierten Grafiklösung von Intel nicht möglich ist. Für die Darstellung der grafischen Benutzeroberfläche bieten die integrierten Intel-GPUs ausreichend Leistung und sind recht energieeffizient – doch für etwas aufwendigere Spiele reicht die Leistung bei Weitem nicht aus.
The Elder Scrolls: Blade auf iPhone – unvorstellbar auf Intel GMAOhne dedizierten, schnellen Videospeicher wird es Apple bei Spielen aber höchstwahrscheinlich nicht erreichen, bezüglich Füllrate mit aktuellen GPUs von Nvidia und AMD zu konkurrieren. Doch besonders die günstigeren Modelle wie das MacBook Air, MacBook Pro 13" und der Mac mini werden durch die Grafikleistung eines A13- oder gar A14-Chips deutlich aufgewertet und könnten bei Spielen die Grafikleistung der aktuellen, 2013 erschienen Konsolengeneration (Playstation 4, Xbox 360) erreichen. Trotz der schon älteren Hardware ist es möglich, auf Konsolen respektable Grafik zu rendern, da auch hier Software und Hardware aus einer Hand kommen und die Treiber, ähnlich Metal, sehr hardwarenah sind.
Dies würde es Spieleherstellern zukünftig ermöglichen, aktuelle Spiele auf den Mac zu portieren und einen ausreichend großen Markt vorzufinden, sodass sich ein Port finanziell lohnt. Der Mac wäre auch deutlich weniger fragmentiert: Heute müssen Entwickler Grafikkarten von Intel, AMD und Nvidia auf dem Mac unterstützen – zukünftig gäbe es nur noch Apple-eigene GPUs.
Zukünftig: iPhone-Spiele auf dem MacMit Apple Silicon und macOS Big Sur ist es möglich, iPhone-Apps und Spiele auch auf dem Mac auszuführen – solange die App oder das Spiel keine Multitouch-Bedienung oder andere Sensorik wie das Gyroskop benötigt. Schon aus diesem Grund wird es zukünftig auf dem Mac viele Spiele geben, welche sich auch mit Controller steuern lassen.
FazitEs bleibt abzuwarten, ob es Apple mit "Apple Silicon" schafft, größere Spielehersteller und Publisher auf den Mac aufmerksam zu machen. In wenigen Jahren werden Spieleschmieden aber zum ersten Mal spieletaugliche GPUs in allen aktuellen Macs vorfinden – samt konsistenter Schnittstelle (Metal) und wahrscheinlich akzeptabler Performance. Somit steigt die Anzahl der Nutzer deutlich, welche als potenzielle Käufer in Frage kommen. Derzeitig sind dies nur Besitzer von Macs mit dedizierter Grafikkarte – und die sind klar in der Minderheit.
Mit Apple Arcade hat es Apple bislang nicht geschafft, dass Hersteller von Triple-A-Titeln etwas über die Apple-Abo-Plattform anbieten. Der Grund könnte aber sein, dass Apple es bei Apple Arcade vorschreibt, Spiele auf allen Apple-Plattformen (Mac, iPhone, iPad und Apple TV) zu portieren – horrender Aufwand, wenn ein PC-Spiel portiert werden soll. Außerdem sind viele Spielkonzepte nicht mit Touch-Bedienung machbar. Hersteller werden daher wahrscheinlich Spiele nicht über Apple Arcade, sondern über den Mac App Store und als Download anbieten.