Apple Streaming – Der richtige Ansatz?Bereits mit Apple Music hat Cuppertino bewiesen, dass es möglich ist, sich in einem Geschäftsfeld zu etablieren, das bereits stark besetzt ist. Trotz der scheinbaren Übermacht von Spotify und gewisser Einschränkungen in der Nutzbarkeit von Apple Music ist es ihnen gelungen, sich einen ordentlichen Marktanteil zu sichern. Zu verdanken ist das u. a. der großen Verbreitung von Apple-Devices (primär iPhones) rund um den Globus.
Mit dem Start des TV-Streamingangebots sieht die Situation durchaus ähnlich aus. Apple begibt sich auf ein Parkett, das bereits von Netflix, Amazon und anderen in großem Umfang und scheinbar uneinholbar beherrscht wird. Doch auch hier kann Apples weit verbreitete und bestens integrierte Plattform zu einem Erfolg führen. Zudem ist seit längerem bekannt, dass Apple seine ungeheuren Barreserven in erheblichem Umfang dafür einsetzt, eigene TV-Inhalte zu schaffen – eine ganz wesentliche Voraussetzung für das schnelle Vorankommen.
Allerdings hat vor allem Netflix auf diesem Gebiet einen erheblichen Vorsprung, da der Dienst bereits seit Jahren im Eiltempo vorgelegt hat. Da ist die Frage durchaus berechtigt, ob Apple das noch aufholen kann, denn schließlich werden Netflix & Co. ja auch nicht plötzlich ihre Eigenproduktionen einstellen, sondern im Gegenteil eher noch einen Gang zulegen.
Chancen und Gefahren an einem BeispielWir hatten kürzlich eine
Liste von
möglichen Serien und Spielfilmen veröffentlich, mit denen Apple loslegen könnte. Darunter einige extrem ambitionierte Projekte, wie die Science-Fiction-Story "Foundation", basierend auf Romanen, die über einen Zeitraum von Jahrzehnten von Isaac Asimov geschrieben wurden und zusammen ein ungeheuer komplexes Werk bilden. Allerdings könnte das Projekt auch übelst scheitern, wenn an die Produktion nicht allerhöchste Maßstäbe angelegt werden. Asimovs Romane sind nämlich keineswegs von sich aus "TV-tauglich" und müssen zeitgemäß angepasst werden. Außerdem ist der Inhalt der Story eher intellektuell anspruchsvoll und weniger mit Sex und Gewalt durchsetzt, als z. B. "Game of Thrones". Das massentauglich in schicke Bilder zu verpacken, dürfte eine besondere Herausforderung sein.
Wie sehr das in die Hose gehen kann, zeigen andere Asimov-Verfilmungen. Zum Beispiel "
iRobot", ein Spielfilm von 2004 mit Will Smith, basierend auf dem Asimov-Roman "Ich, der Roboter" (Original: I, Robot) von 1950, bei dem es sich eigentlich um mehrere inhaltlich zusammenhängende Kurzgeschichten handelt. Der Spielfilm knüpft nur lose an die Ideen Asimovs an und ist zu einem Actionkracher verkommen. Noch schlimmer war die Verfilmung der großartigen Asimov-Kurzgeschichte "Der 200 Jahre Mann" (1999, mit Robin Williams; Roman "
The Bicentennial Man" von 1976), die aus einer zutiefst nachdenklichen und bewegenden Geschichte in großen Teilen eine Klamotte machte.
Lange Rede, kurzer Sinn: "Foundation" ist ein aus vielen, teils für sich allein stehenden, aber im selben Universum spielenden Romanen zusammengesetzter
Zyklus, der weit über den ursprünglichen Kern, die Foundation-Trilogie, hinaus geht. Selbst wenn sich die Verfilmung als Serie nur auf die Trilogie beschränkt, besteht eine nicht unwesentliche Gefahr des Scheiterns.
Aber das ist natürlich nur ein Projekt von vielen, mit dem man einem TV-Streamingdienst Leben einhauchen muss. Andere Gefahren des Scheiterns sehen Manche in Apples sehr "familienfreundlicher" Politik. So könnte der Konzern zu großen Einfluss auf die Produzenten nehmen, um z. B. Nacktheit und allgemein kontroverse Darstellungen zu unterdrücken und damit die Kreativität einzuengen. Weichgespülte und belanglose Produktionen nach amerikanischen Moralvorstellungen könnten das Ergebnis sein. – Gewalt mit Waffen ist dann vermutlich "ok", aber bloß keine Nippel!
Auch sonst hängt vieles davon ab, welche Mischung, bzw. welche Schwerpunkte Apples Streamingangebot mittel- bis langfristig bietet. Die bisher in unserer Liste gemutmaßten Produktionen decken ein recht breites Spektrum ab. Das könnte aber zumindest am Anfang den Nachteil haben, dass sich Special-Interest-Zuschauer (z. B. eingefleischte Krimi-Fans) mit zu wenigen Angeboten konfrontiert sehen, um ein Abo einzugehen.
Die Lösung hierfür lautet: Zeit, Geld und Beharrlichkeit.