Apple TV Channels: Ein merkwürdiges Angebot – hierzulande
Im März 2019 groß angekündigt, einige Wochen später stillschweigend eingeführt: Apple hat in der Nacht die "Apple TV channels" aktiviert und steigt damit in den Markt für kostenpflichtiges TV-Streaming ein. Zumindest hierzulande handelt es sich aber um ein schräges und wenig überzeugendes Angebot. Zunächst ernüchtert die Suche nach zusätzlichen Kanälen. Anders als bei
Amazon Prime, wo es Dutzende Themen und Sender zu abonnieren gibt (meist 3,99 Euro pro Monat), findet man in Deutschland ausschließlich den Apple-TV-Kanal Starzplay – und zwar für 4,99 Euro pro Monat. Dort findet sich eine übersichtliche Auswahl an Serien und Filmen, allerdings kaum wirklich bekannte Inhalte. Alleine für Starzplay fast so viel wie für ein Jahres-Abo von Amazon Prime zu bezahlen, das einen herkömmlichen Streaming-Dienst für Filme und Serien beinhaltet, ist eine kuriose Strategie.
Das war es dann aber auch schon mit den "Channels starten in mehr als 100 Ländern". Wer damit gerechnet hatte, zumindest die unzähligen, kostenpflichtigen
Themenkanäle wie bei Amazon Prime zu erhalten, wird sehr enttäuscht. Es wirkt fast so, als sei es Apple wichtiger gewesen, irgendeinen einzelnen Kanal anzubieten, nur um dann die "mehr als 100 Länder" erwähnen zu können. Im Wortlaut heißt es in Apples Pressemitteilung übrigens:
(...) können Kunden auf der ganzen Welt ab sofort Apple TV-Kanäle innerhalb der Apple TV App abonnieren — wobei sie ausschließlich für die bezahlen, die sie wollen (...)
TV-App als Tor zu allen DienstenDie neugestaltete TV-App selbst ist auch an einigen Stellen gewöhnungsbedürftig. Das durchaus sinnvolle Konzept dahinter lautet, einen Ort zu bieten, der die Inhalte zahlreicher Plattformen bündelt. Dies ist für Nutzer mit der Fragestellung "Ich suche Film XY, wo gibt es den?" ein komfortabler Weg. Wählt man eine Serie oder einen Film an, so gibt es regelmäßig den Verweis, dass dieser bei Netflix, Amazon Prime oder im Falle von Game of Thrones bei Sky verfügbar ist. Einen großen Teil der beworbenen Inhalte kann der Nutzer aber gar nicht abrufen, es sei denn, er hat wirklich jede erdenkliche Streaming-App installiert. Dies wird rasch lästig, wenn die vielen dargestellten Filme und Serien sich dann stets als Weiterleitung entpuppen.
USA: Mehr AngebotMan ist es gewohnt, dass Apples US- und "Rest der Welt"-Angebote oft divergieren, da die Verhandlungen mit den Rechteinhabern eine sehr zeitaufwändige, diffizile und für jedes Land einzeln zu führende Angelegenheit ist. In den USA sieht die Sache daher schon deutlich anders aus, denn Apple liefert ein größeres Angebot an Kanälen (HBO, Starz, SHOWTIME, Smithsonian Channel, EPIX, Tastemade, MTV Hits). Die Sendungen lassen sich übrigens nicht nur streamen, sondern auch herunterladen. Per Familienfreigabe haben alle verknüpften Accounts Zugriff, so wie man es auch von anderen Angeboten in Apples Dienste-Universum kennt.
FazitApple muss das Angebot außerhalb der USA schleunigst ausbauen – und sei es durch kostenlose Themenkanäle, die redaktionell zusammengestellte Angebote beinhalten. Derzeit gibt es dies nur als Sektionen in der App, jedoch nicht als Kanal. Momentan handelt es sich hierzulande noch um eine halbgare Lösung, bei der man die Frage aufwerfen kann, ob Apple nicht lieber noch ein paar Monate gewartet und länger verhandelt hätte – um es dann richtig zu machen.