Apple TV+: Chaotische Verhältnisse, überforderte Mitarbeiter – Filmschaffende sind frustriert
Apple setzt bei Apple TV+ - anders als etwa Netflix und Amazon – ausschließlich auf Eigenproduktionen, lizenziert also keine Inhalte aus den Katalogen großer Filmstudios. Dabei arbeitet der iPhone-Konzern mit zahlreichen Kreativen und Produzenten zusammen. Prominente Beispiele hierfür sind etwa Reese Witherspoon und Jennifer Aniston ("The Morning Show") oder M. Night Shyamalan ("Servant"). Die Kooperation verläuft allerdings offenbar nicht immer reibungslos, was zunehmend zu Problemen führt und auf Dauer den Erfolg des Streamingdienstes gefährden könnte.
Produzenten: Apple fehlt Erfahrung im FilmgeschäftApple erntet einem Bericht von
Business Insider (Bezahlschranke) zufolge zwar durchaus Lob von einigen Partnern. Etliche Produzenten sind aber zunehmend frustriert. Einer der Hauptgründe für die Unzufriedenheit ist Apples mangelnde Erfahrung mit den Gepflogenheiten des Film- und Seriengeschäfts. Das betreffe insbesondere die juristische Abteilung des iPhone-Konzerns, welche sich mit den in der Branche üblichen Vertragspraktiken kaum auskenne. Zudem müssten sich die für Produktionen zuständigen Mitarbeiter von Apple TV+ immer wieder bei ihren Vorgesetzen rückversichern, bevor sie definitive Entscheidungen treffen könnten. Das verzögere den Abschluss von Vereinbarungen und habe auch negative Auswirkungen auf den Produktionsprozess. In einem Fall hat Apple nach Angaben von Business Insider sogar mit dem Streaming einer Show begonnen, obwohl der Vertrag noch nicht unterzeichnet war. Kritisiert wird auch, dass Apple zuweilen Rechnungen nicht pünktlich bezahle.
Mitarbeiter von Apple TV+ sind angeblich überfordertEin ehemaliger Apple-Mitarbeiter berichtete zudem von einer Überforderung der für Apple TV+ zuständigen Abteilung. Die Angestellten seien überlastet, unter anderem weil eine Reihe von Filmen und Serien verschoben wurde und man daher zahlreiche Inhalte gleichzeitig veröffentlichen musste. Das führt den Angaben weiterer Gesprächspartner von Business Insider zu chaotischen Verhältnissen beim Marketing. Pressemittelungen und Webseiten für neue Serien würden nicht rechtzeitig fertig, obwohl die Produktionen bereits monatelang in Arbeit seien. Darüber hinaus stellt Apple seinen Partnern nur wenige oder gar keine Informationen im Hinblick auf den Erfolg ihrer Filme und Serien bei den Abonnenten von Apple TV+ zur Verfügung. "Apple vermarktet den Streamingdienst wie das iPhone, nicht wie ein Inhaltsangebot", so ein namentlich nicht genannter Insider.
Chris Albrecht: Apple TV+ ist ein professioneller PartnerZu einer gänzlich anderen Einschätzung kommt Chris Albrecht, der Chef von Legendary Television. Ihm zufolge ist Apple TV+ ein "professioneller Partner". Die Mitarbeiter des kalifornischen Unternehmens seien weder die "härtesten noch die einfachsten" der Branche. Seiner Ansicht nach beabsichtigt Apple, in der Liga der Streamingdienste ganz oben dabei zu sein und "das Spiel zu gewinnen." Das Team in Cupertino arbeite gut und sei "smart", niemand sollte daher gegen den Erfolg von Apple TV+ eine Wette abschließen.