Apple TV+: Greifen die Medienkonzerne nach Zuschauerdaten?
In einem Interview hat der Chef der HBO-Mutter AT&T Randall Stephenson Details zum Deal des Content-Anbieters mit Apple ausgeplaudert. Demnach gehört zu jeder Vertriebsabmachung des Konzerns mit Dritten, also Apples TV Channels oder Roku, der Transfer der Zuschauerdaten dazu. Dieser Zugang sei zwingend erforderlich und „grundlegend“ für die eigene Medienstrategie. Bei Apples Präsentation hatte es geheißen, dass der Plattformbetreiber keine persönlichen Daten weitergibt.
Apple ausdrücklich eingeschlossenDas Gespräch mit Stephenson führte der CNBC-Redakteur Andrew Ross Sorkin auf dem Fintech Ideas Festival. Der AT&T-Manager stellte heraus, die Zuschauerdaten seien fundamental für alles, was der Konzern tue, daher sei deren Weitergabe immer Inhalt, wenn etwa AT&T-Tochter HBO Sendungen für einen digitalen Vertrieb bereitstelle. Daraufhin hakte Sorkin nach, Apple sei gewiss so eine Distributionsplattform. Stephenson daraufhin: „Sie können nehmen, welche sie wollen, wir werden Zugang zu den Daten haben.“ Der CEO begründete das mit der Medienstrategie des Konzerns: „Das ist entscheidend für alles, was wir tun. Es ist entscheidend für den Algorithmus zur Inhaltserstellung, für die Bereitstellung von Werbung, für das Marketing. Es ist wirklich wichtig für alles, was wir versuchen, zu tun.”
HBO Premiumpartner für Apple TV ChannelsHBO steht auf der Liste des kürzlich vorgestellten Vertriebskanal Apple TV Channels ganz oben. Über diesen sollen Apple-TV-Nutzer direkt aus der TV-App Fernsehkanäle buchen können. Bei der Ankündigung stellte der Chef von Apples Service-Sparte, Peter Stern heraus, dass der Anbieter die persönlichen Daten der Abonnenten an niemanden weitergeben werde. Nun
rätseln Beobachter, ob das Weglassen der konkreten Nennung des Channels-Dienstes diesen vielleicht aus der Aussage herauslöst. Schließlich hatte der Technologiegigant konkret aufgeführt, man werde kein Tracking der Werbetreibenden auf Apple News+ und ähnliche Methoden bei der Apple Card zulassen. Apple Channels tauchte bei dieser Aufzählung nicht auf.
Anonymisiert oder nichtWeiterhin
kursieren Vermutungen, welche Daten Apple genau an HBO und AT&T übermitteln muss und in welcher Form. Dabei könnten die Statistiken idealerweise anonymisiert übertragen werden und damit die Privatsphäre weithin geschützt bleiben. Dabei besteht die Frage fort, ob Stephenson diese Art der Informationen für die oben genannte Weiterverarbeitung ausreicht. Da keine konkreten Angaben bekannt sind, könnte es sich auch nur um Zuschauerquoten handeln. Apple hoste alle Channels auf eigenen Servern und es sei unwahrscheinlich, dass der Konzern aus Cupertino dem Inhalte-Anbieter darauf Zugriff gewähre. Auch die Vermutung, Stephenson sei über die Details des Apple-Deals nicht korrekt informiert worden, liegt in der Luft.