Apple-Vorstellungsgespräch: „Wir verschwenden keine Zeit mit Dummen"
Apple gehört zwar zu den bekanntesten Unternehmen der Welt – aber auch zu den verschwiegensten, wenn es um Interna geht. App-Designer Luis Abreu gibt jetzt einen raren Einblick in den gewöhnlich gut vor Blicken der Öffentlichkeit geschützten Unternehmensalltag Apples. Abreu schildert in seinem Blog
die Strapazen, welche Bewerber für einen Job bei Apple hinter sich bringen müssen. Apple wurde auf den App-Designer aufmerksam, als dieser aus über 17-Stunden an Videomaterial der WWDC-2014-Sessions für Entwickler alle Informationen bezüglich Privatsphäre und Sicherheit zusammentrug und als Artikel veröffentlichte. Auf die E-Mail eines Apple-Anwerbers, ob Abreu daran interessiert sei, beim Team für Entwickler-Publikationen mitzuarbeiten, antwortete der App-Designer begeistert: „Natürlich!“ Zu diesem Zeitpunkt war sich Abreu noch nicht bewusst, auf welchen Bewerbungsmarathon er sich damit einließ.
Zunächst führte Apple mit ihm
drei 30-minütige Screening-Calls – also Telefongespräche, mit denen Apple-Mitarbeiter beurteilen, ob der Bewerber überhaupt zum Unternehmen aus Cupertino passt. Darauf folgten
fünf FaceTime-Videokonferenzen, die wiederum jeweils eine halbe Stunde dauerten. Abreu wurde unter anderem zu seiner Tätigkeit als Designer und seinem Vorgehen beim Schreiben von Artikeln befragt. Am Ende hatte der App-Designer selbst für fünf Minuten die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Abreu beschreibt es als sehr schwierig, sich nach 25 Minuten Vorstellungsgespräch von einer Sekunde auf die andere darauf einstellen zu müssen, selbst Fragen zu stellen und dafür auch nur fünf Minuten Zeit zu haben. Meist habe er im Eifer des Gefechts vergessen, dass er mit Leuten sprach, welche die Human Interface Guidelines für OS X verfasst hatten und ihm mit Sicherheit viele interessante Dinge darüber hätten berichten können.
© Joe Ravi, CC-BY-SA 3.0
Schließlich wurde Abreu in der zweiten Januarwoche 2015 nach Cupertino eingeladen, wobei Apple den Flug und die dreitägige Unterkunft in einem Hotel nahe Apples Hauptquartier bezahlte.
Das Vorstellungsgespräch dauerte sechs Stunden. Der App-Designer sprach mit insgesamt 12 Apple-Mitarbeitern (6x jeweils zwei Personen), die er alle als freundlich und entspannt beschreibt – es sei nur schwierig gewesen, die schiere Masse an Fragen zu seinem Werdegang als Entwickler und Autor alle zufriedenstellend zu beantworten.
Das Bewerbungspersonal hatte Fragen zu den unterschiedlichsten Themen; darunter auch,
wie gut es mit den Programmierkenntnissen rund um iOS aussehe und mit welchem Ansatz der App-Entwickler ein Kochbuch schreiben würde. Die Apple-Angestellten scheuten sich ebenfalls nicht davor zu fragen, wie Abreu bestimmte App-Funktionen implementieren und darüber schreiben würde – konkret ging es um das "Hamburger-Menü", also den Button zum Öffnen von Seitenleisten in manchen Anwendungen.
Nach einer Woche des bangen Wartens wurde Luis Abreu von Apple schließlich lakonisch mitgeteilt, dass das Unternehmen aus Cupertino die Bewerbung des App-Entwicklers nicht weiter berücksichtige. Trotz der Absage sieht Abreu die Gespräche mit den diversen Apple-Mitarbeitern als wertvolle Erfahrung.
Allerdings kritisiert er auch drei maßgebliche Dinge am Bewerbungsverfahren. Erstens sei der Prozess zu lange und dadurch ziemlich kostspielig – insgesamt 4 Monate, mehr als 12 beteiligte Angestellte und deren Arbeitszeit sowie 2000 Dollar an Reisekosten. Zweitens gab es nach Meinung von Abreu zu viele indirekte Fragen, die zu falschen bzw. negativen Schlussfolgerungen führen könnten; und drittens störte er sich an der Bemerkung eines Apple-Mitarbeiters, der während des Vorstellungsgesprächs in Cupertino anmerkte, dass Apple keine Zeit mit Dummen verschwende – womit er die Bewerber meinte, die keine Einladung nach Cupertino bekommen.
Weiterführende Links: