Apple Watch Besitzer wissen am genauesten, wann Neujahr ist
Als Apple im April 2015 seine „Watch“ in den Handel brachte, waren bereits viele Details über sie bekannt. Nur über ihre Basisfunktion, die Zeitanzeige, gab es lediglich schwammige Aussagen seitens Apple. Gesagt wurde lediglich, dass ihre
Zeitabweichung „weniger als 50 Millisekunden“ betragen solle, was unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsgrenze liege. Nähere Angaben, beispielsweise innerhalb welchen Zeitraumes diese Abweichung gemessen wurde, fehlten aber.
Ein paar Dinge konnte man sich an fünf Fingern abzählen. Etwa, dass die Zeitsynchronisation über den Umweg des iPhones und Online Time Server stattfinden müsse. Oder, dass bei fehlender Online-Verbindung oder Abwesenheit des gekoppelten iPhones eine Quarzbasis innerhalb der Uhr herhalten müsse. Doch bis heute fehlten einige zusätzliche technische Details über den genauen Ablauf zur Zeitanzeige/-Synchronisation in der Apple Watch.
In Interviews von Kevin Lynch, Apple Vice President of Technology, mit
Meshable und
The Telegraph kamen jetzt ein paar zusätzliche Einzelheiten ans Licht. So verriet Lynch seinen Interviewpartnern, dass die Synchronisation der Zeitbasis für die Apple Watch über 15 weltweit verteilte Network Time Protocol (NTP) Server via iPhone erfolge. Das ist soweit noch nichts Besonderes, weil schon das iPhone auf diese Weise die Zeitbasis abgleicht. Allerdings sorgt die Software dafür, dass die bei der Übertragung der Zeitsignale entstehenden Latenzen (NTP-Server @@ iPhone @@ via Bluetooth zur Watch) kompensiert werden. Die Sekundenzeiger nebeneinander liegender Apple Watches laufen stets absolut synchron. Um die Abweichung zu einer in Apples Labor befindlichen Atomuhr zu messen, habe man das Zifferblatt der Apple Watch sogar mit High-Speed Kameras (1.000 Bilder/s) und Bild-für-Bild-Analyse untersucht.
In der Watch selbst kommt ein temperaturstabilisierter Quarzoszillator zum Einsatz. Ein Feature, das sonst nur in wenigen hochpreisigen Quarzuhren zu finden ist und mit dem die Zeitanzeige der Apple Watch sogar genauer als die des iPhones ist. Somit ist auch dann über einen längeren Zeitraum eine sehr genaue Zeitanzeige möglich, wenn keine Online-Verbindung besteht.
„Wenn Sie zum Jahreswechsel eine Apple Watch tragen, sind Sie die beste Referenz dafür, wann das neue Jahr tatsächlich beginnt.“ sagt Lynch.
Das ist auch nachvollziehbar, denn andere Uhren und Zeitansagen haben meist größere Abweichungen. Viele verlassen sich beispielsweise an Silvester auf die im Fernsehen gezeigten Countdowns. Dabei haben die Übertragungs- und Bildverarbeitungswege oft ziemlich hohe Latenzen. Bei Kabelfernsehen kann es sogar zu Abweichungen von mehreren Sekunden kommen und auch bei Satellitenempfang gibt es noch merkliche Verzögerungen. Genauer sind meist Quarzuhren mit Empfang des DCF77-Signals (siehe Beispiel einer Junghans Funkuhr rechts), die ihre Zeitbasis per Funk von einer Atomuhr erhalten. Doch diese synchronisieren sich nur ein paar mal pro Tag, hauptsächlich in der Nacht. Für den überwiegenden Teil des Tages laufen diese Uhren nur mit herkömmlicher, meist nicht temperaturgeregelter Quarzbasis und sind damit ungenauer, als die Apple Watch.
Natürlich sind die Abweichungen zwischen einer funkgesteuerten Quarzuhr und der Apple Watch in der Praxis nur marginal. Doch wer es wirklich ganz genau wissen will, hat mit der Apple Watch wohl eindeutig das beste Werkzeug für einen besonders exakten Neujahrs-Countdown am Arm.