Apple Watch: Ein kleiner Blick hinter die Kulissen der Produktentwicklung
Projekt Gizmo - unter
dieser Bezeichnung lief die Entwicklung der Apple Watch, als es sich noch um ein komplett geheimes Projekt handelte. Eine der wichtigsten Personen im Hintergrund war Kevin Lynch, vormals Technologie-Chef bei Adobe. Lynch wechselte vor zwei Jahren zu Apple, es gab allerdings nie offizielle Aussagen zu seinem genauen Tätigkeitsbereich. Einem Bericht der New York Times zufolge stimmten allerdings die von Anfang an geäußerten Vermutungen, warum Lynch zu Apple wechselte: Apple benötigte noch einen Experten für die Entwicklung der Software auf der Apple Watch und betraute Lynch mit dieser Aufgabe.
Die Entwicklung der Apple Watch wurde vom "All-star Team" geleitet, so die scherzhafte firmeninterne Bezeichnung. Apple betraute die besten Ingenieure und Designer aus der Mac-, iPhone- und iPod-Sparte. Jony Ives Verantwortungsbereich war natürlich das Design, dem Führungsteam gehörte aber auch Jeff Williams, Senior Vice President of Operations an.
Die beiden größten Herausforderungen bei der Entwicklung waren, leistungsfähige
Chips und Sensoren auf der Fläche einer Briefmarke unterzubringen sowie eine möglichst lange Akkulaufzeit zu erreichen. Insgesamt stellte sich die Arbeit an der Apple Watch schwieriger und zeitintensiver als gedacht dar - Apple hatte den Marktstart eigentlich für einen viel früheren Zeitpunkt angepeilt. Wenig hilfreich war dabei, dass ein paar wichtige Ingenieure von Google abgeworben wurden. Beispielsweise verließ iPod-Softwarechef Bryan James das Unternehmen, um als Entwicklungsleiter bei Nest zu arbeiten.
Rund zwei Jahre lang experimentierte Apple mit Sensoren verschiedener Art. Der Großteil jener Experimente endete aber schon vor rund 18 Monaten, da sich viele Sensoren als zu unzuverlässig erwiesen. Dem Wall Street Journal zufolge waren zunächst Sensoren zur Messung von Blutdruck und Belastungsintensität und eine EKG-Funktion vorgesehen. So sollten etwa die Leitfähigkeit der Haut oder der Sauerstoffgehalt des Blutes erfasst werden können. Aus diesen Gründen habe sich Apple in der ersten Version der Apple Watch auf andere Bereiche konzentriert: Der im Vergleich zu einem Smartphone schnellere und unkompliziertere Blick aufs Display zur passiven Nutzung von Fotos, Karten, Musik und Mails
Um die Entwicklung geheim zu halten, aber dennoch Tests außerhalb der Labore zu ermöglichen, griff Apple zu einem interessanten Trick: Apples Entwicklungsabteilung
entwarf ein gefälschtes Samsung-Gehäuse, in dem dann die Apple Watch untergebracht wurde. In der Öffentlichkeit musste es also wirken, als habe sich die jeweilige Person für eine Samsung-Smartwatch entschieden. Man kann wohl nur spekulieren, wie viele Menschen bereits eine Apple Watch sahen, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.
Apple ist sich der Tatsache bewusst, einen komplett neuen Markt zu betreten, in dem es momentan nur einen wirklichen Erfahrungswert gibt: Alle bisherigen Smartwatches verkaufen sich schlecht. Die mit Spannung erwartete "Android Gear" von Google fand gerade einmal 720.000 Besitzer. Samsungs Galaxy Gear wurde nach Verkaufsstart zwar direkt 800.000 Mal ausgeliefert - laut Best Buy brachten aber 30% der Kunden das Gerät wieder zurück in die Geschäfte, da die Smartwatch viel zu schlecht funktionierte.
Die Smartwatch "Pebble", vom Konzept her nur sehr bedingt mit der Apple Watch vergleichbar, verkaufte sich innerhalb von zwei Jahren lediglich eine Million Mal - trotz enormem Medieninteresse. Die zweite Generation der Pebble fand knapp 55.000 Vorbesteller; für bisherige Kickstarter-Projekte zwar ein Rekordwert, im Vergleich zu den Verkaufsprognosen zur Apple Watch aber verschwindend geringe Zahlen.
Die meisten Marktbeobachter rechnen mit vier bis sechs Millionen Exemplaren im ersten Verkaufsquartal. Genaue Daten wird man aber auch nach dem Verkaufsstart nicht erfahren - Tim Cook kündigte bereits an, man werde die Verkaufszahlen nicht öffentlich machen, sondern unter "sonstige Produkte" zusammen mit Apple TV und iPods führen.
Weiterführende Links: