Apple behauptet, dass Microsoft hinter dem Epic-Verfahren steckt
Bei sogenannten "Stellvertreterkriegen" bekämpfen sich verfeindete Fraktionen nicht direkt, sondern tragen die Auseinandersetzungen auf anderen Schlachtfeldern durch Unterstützung eines Beteiligten aus. Als historische Beispiele dienen beispielsweise der Vietnamkrieg (UdSSR und China unterstützen den Nordvietnam, die USA Südvietnam) oder auch der Spanische Bürgerkrieg (NS-Deutschland und Italien aufseiten der Putschisten, UdSSR zugunsten der Republik). Im Verfahren zwischen Apple und Epic hat sich der Ton nun verschärft – und Apple bringt ein
neue Anschuldigungen ins Spiel. Demnach vermutet man, dass Microsoft hinter der Auseinandersetzung steht und Epic dazu lediglich als Stellvertreter ("Stalking Horse") einsetzt, um nicht selbst auf dem Schauplatz in Erscheinung treten zu müssen.
Hat Epic zahlungskräftige Unterstützung im Hintergrund?Dieser Gedanke ist nicht ganz neu, denn von Anfang an war zu erkennen, wie viel Unterstützung Epic von vielen Seiten erhielt. Dass es das vergleichsweise kleine Unternehmen mit Apples schier unerschöpflichem Barvermögen aufnahm, galt als Indiz, dass im Hintergrund zahlungskräftige Unterstützer warten. Diese von Apple in den Gerichtsunterlagen vertretene Ansicht sorgt bei Microsoft hingegen für direkten Widerspruch. Laut Microsoft handle es sich bei diesen Anschuldigungen um ein rein taktisches Manöver – Apple wolle davon ablenken, wie viele Unternehmen die derzeit gültige Praxis im App Store als rechtswidrig ansehen. Explizit nennt Microsoft das Verbot von Cloud Gaming.
Microsoft nennt xCloud – woran sich der Zwist mit Apple entzündeteGenau jenes Argument, nämlich die Meinungsverschiedenheit rund um Microsofts Gaming-Dienst "xCloud", spricht allerdings eher für Apples Behauptung. Wie schon in einem früheren Artikel beleuchtet, ist xCloud ein wesentlicher Grund, warum sich der Ton zwischen Apple und Microsoft nach Jahren der zur Schau getragenen Freundschaft wesentlich verschärfte. Dies konnte man nicht nur an jüngsten Werbekampagnen, sondern auch an Microsofts tatkräftiger Unterstützung im laufenden Prozess aufseiten Epics beobachten.
Apple hat keine Beweise, nennt aber AuffälligkeitenNatürlich kann Apple nicht beweisen, dass Microsoft ein kleineres Unternehmen als Strohmann ins Rennen geschickt hat. Stattdessen verweist Apple auf verschiedene Auffälligkeiten, welche man ausgemacht haben will. Auffällig sei die hohe Anzahl an Zeugen, die Microsoft zwar entsandte, jedoch selbst nicht als Kläger auftritt. So habe es genauso viele Stellungnahmen von Microsoft-Managern wie von Epic-Beteiligten selbst gegeben. Außerdem heißt es, Microsoft verschleiere die Kommunikation mit Epic – niemand solle erfahren, dass Absprachen bezüglich einer Umgehung der Zahlungsbedingungen im App Store getroffen wurden. Interne Kommunikation sei allerdings von entscheidender Wichtigkeit in der Beurteilung der Sachlage. Laut Apple sehe man an diesem Verhalten, dass Microsoft ganz offensichtlich Epic als Stellvertreter-Kläger einsetze.