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Apple bringt kalifornisches Gesetz zum "Recht auf Reparatur" vorerst zu Fall

Etliche Produkte aus dem Hause Apple heimsen in Sachen Reparaturfreundlichkeit regelmäßig schlechte Noten ein. Zudem dürfen sie nach dem Willen des Unternehmens auch nur in zertifizierten Servicebetrieben instandgesetzt werden. Wenn es nach dem kalifornischen Hersteller geht, soll das wohl auch so bleiben. Ein Apple-Lobbyist hat jetzt angeblich dafür gesorgt, dass die Verabschiedung eines im US-Bundesstaat Kalifornien geplanten Gesetzes verschoben wurde, das Konsumenten ein Recht auf Reparatur einräumen sollte.


Vertrauliche Gespräche mit Abgeordneten
Gemeinsam mit einem Lobbyisten des Branchenverbands Computing Technology Industry Association (CompTIA) habe ein Vertreter des in Cupertino ansässigen Unternehmens in den vergangenen Wochen versucht, Abgeordnete von dem Gesetzesvorhaben abzubringen. Einem Bericht des Nachrichtenportals Motherboard zufolge trafen sie sich zu vertraulichen Gesprächen mit Mitgliedern des Privacy and Consumer Protection Committee, also des Parlamentsausschusses für Datenschutz und Verbraucherschutz. Dieser wollte eigentlich am vergangenen Dienstag eine Anhörung zum Gesetzentwurf durchführen, der allgemein als "Right-to-repair bill" bekannt ist.


Susan Talamantes-Eggman

Innenleben eines iPhones präsentiert
Zu den Treffen brachten die Lobbyisten offenbar jeweils ein iPhone mit, um den Abgeordneten das Innenleben des Geräts zu präsentieren. Sie betonten, dass ein erhebliches Verletzungsrisiko bestehe, falls man das Smartphone unsachgemäß öffne. Besonders gefährlich sei dies, wenn dabei der Lithium-Ionen-Akku beschädigt werde. Dieses Argument wird von Apple schon seit geraumer Zeit ins Feld geführt, wenn es um die Frage geht, ob Endverbraucher und vor allem freie Werkstätten das Recht und die Möglichkeit bekommen sollen, die Geräte zu reparieren.

Gesetzentwurf kurzfristig zurückgezogen
Die Bemühungen des Apple-Lobbyisten und seines CompTIA-Kollegen waren offenbar erfolgreich: Die Abgeordnete Susan Talamantes-Eggman, die den Gesetzentwurf eingebracht hatte, zog ihn kurz vor der geplanten Anhörung vorerst zurück. Durch die Lobbyarbeit der Gerätehersteller würde ihre Initiative zurzeit nicht die erforderliche Unterstützung erhalten, teilte die Parlamentarierin mit. Im Januar will sie ihren Entwurf allerdings erneut einbringen und hofft, dann in Kalifornien das Recht auf freie Reparaturen gesetzlich verankern zu können.

Bestrebungen in einigen Bundesstaaten
In etlichen US-Bundesstaaten, aber auch in einigen europäischen Ländern gibt es seit geraumer Zeit Bestrebungen, bei elektronischen Geräten die Gleichstellung von durch Hersteller zertifizierten und freien Werkstätten gesetzlich zu verankern. Das stößt bei den betroffenen Unternehmen auf wenig Gegenliebe, wie der aktuelle Fall erneut zeigt. In Deutschland unterzeichneten im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Bürger eine entsprechende Petition, diese wurde jedoch vom Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zurückgewiesen.

Kommentare

Calibrator02.05.19 15:51
Interessant wären nun die "überzeugenden" Argumente gewesen.
+8
Stefan S.
Stefan S.02.05.19 15:54
Calibrator
Interessant wären nun die "überzeugenden" Argumente gewesen.
dass ein erhebliches Verletzungsrisiko bestehe, falls man das Smartphone unsachgemäß öffne. Besonders gefährlich sei dies, wenn dabei der Lithium-Ionen-Akku beschädigt werde.
Deswegen sollte man auch Haushaltsleitern verbieten. Vieeeel zu gefährlich.
+4
elBohu
elBohu02.05.19 16:01
und das Rauchen und das Trinken und das Autofahren und das Fliegen ....
wyrd bið ful aræd
+2
sambuca2302.05.19 16:09
650€ für eine „Reparatur“ (Neugerät) für ein zersprungenes Backcover eines iPhone XS fünf Monate alt im Apple Store... die spinnen die bei Apple. Von wegen Umwelt/Nachhaltig...
+5
BigLebowski
BigLebowski02.05.19 16:09
Ob die damit bei der nächsten keynote auf der Bühne mit werben?

Und das mit dem akku:
Das sind Fake Argumente, danke Apple
+6
sierkb02.05.19 16:21
Motherboard (30.04.2019): Apple Is Telling Lawmakers People Will Hurt Themselves if They Try to Fix iPhones
An Apple lobbyist brought an iPhone to meetings with California lawmakers and said consumers could hurt themselves by puncturing a lithium-ion battery.
Update 4/30/19, 5:22 pm: The bill has been pulled by its sponsor, Susan Talamantes-Eggman: "It became clear that the bill would not have the support it needed today, and manufacturers had sown enough doubt with vague and unbacked claims of privacy and security concerns," she said. Her full statement has been added at the end of the piece.
Motherboard
[…]
Tuesday, right to repair proponents launched a new organization called Securepairs.org, founded by Paul Roberts of SecurityLedger.com, a long-running security news website. The organization announced Tuesday that a handful of notable, independent security researchers including cryptographer Bruce Schneier , Jon Callas of the ACLU (Anmerkung: u.a. Apples ehemaliger security chief , ), and hacker Joe Grand (formerly known as Kingpin ) believe there are no security concerns associated with right to repair legislation. The purpose of the group is to push back against the claims made by CompTIA and other lobbyists fighting against right to repair legislation.

“The security of devices is not related to diagnostics and service manuals, they’re related to poor code with vulnerabilities, weak authentication, devices deployed by default to be vulnerable,” Roberts told Motherboard. “We all know there’s no debate. Security for connected devices has nothing to do with repair.”

[…]



Gleichzeitig und ebenso wie in vorliegendem Fall lobbyiert Apple an anderer Front und bremst kräftig aus:

eu observer (29.04.2019): Investigation: How Apple lobbied EU to delay common smartphone charger
+1
HR02.05.19 17:38
Das ist doch ein Eigentor von Apple. Ziel sollte es ja auch sein ein Gerät so zu bauen, dass man es reparieren kann. Für mich ist es umweltpolitisch schon völlig falsch, dass man nichts mehr reparieren kann und bei dem kleinsten Defekt alles entsorgt werden muss. Demnächst müssen wir die Autos nach 5 Jahren verschrotten, weil es kein Software Update mehr gibt.
+9
Bigflitzer02.05.19 18:23
HR
Das ist doch ein Eigentor von Apple. Ziel sollte es ja auch sein ein Gerät so zu bauen, dass man es reparieren kann. Für mich ist es umweltpolitisch schon völlig falsch, dass man nichts mehr reparieren kann und bei dem kleinsten Defekt alles entsorgt werden muss. Demnächst müssen wir die Autos nach 5 Jahren verschrotten, weil es kein Software Update mehr gibt.

Man kann zb iPhones sehr gut reparieren und auch einzelne Komponenten mit etwas handwerklichem Geschick austauschen.
-5
fleissbildchen02.05.19 18:59
MTN
Besonders gefährlich sei dies, wenn dabei der Lithium-Ionen-Akku beschädigt werde.

Dabei kommt es zu einem ganz erheblichen Teil darauf an, wie der Akku verbaut (und verklebt) ist. Wie wäre es, wenn die Hersteller Prototypen zur Freigabe bei iFixIt einreichen müssten, und erst nach Erreichen eines gesetzlich festgelegten Repairability-Score in Produktion gehen dürften?
+5
Ely
Ely02.05.19 19:39
Zumindest beim XR lassen sich lt. iFiixit Batterie und Display leicht wechseln.

Apple kann also gut reparierbare Geräte bauen. Wollen müssen sie nur noch. Und nicht so viel lobbyieren und auf der anderen Seite einen auf Öko machen. Das wirkt sonst recht unglaubwürdig.
+6
Konqi02.05.19 21:46
... Apple (und andere Hersteller) muss halt dazu gezwungen werden, alle Geräte reparaturfreundlich zu gestalten. Solange dies nicht gegeben ist, wird eine Strafgebühr pro Gerät fällig.
+3
MrWombat
MrWombat02.05.19 22:03
Hab mal bei einem iPhone 6 das Display getauscht, es geht, Spaß macht das aber nicht - und ich war früher ein begeisterter Schrauber
+1
ratti
ratti03.05.19 05:17
Das ist ein generelles Problem.

Die Schule meiner Tochter bittet darum, dass man geeignete defekte Elektrogeräte spendet, damit die Kids mal was zum aufschrauben und reingucken haben. Auch privat machen wir sowas gern.

Im Gegensatz zu meiner eigenen Kindheit fällt mir auf, dass man das eigentlich komplett vergessen kann. Von der Kaffeemaschine bis zur Unterhaltungselektronik ist praktisch nix mehr zu öffnen, alles ist geklebt oder mit einrastenden Haken verriegelt. Früher konnte man Geräte zerlegen und wieder zusammenbauen, heute ist spätestens nach dem Gehäuse Schluss.

Es ist ziemlich offensichtlich, dass das auch so gewollt ist. Die Einsparungen sind minimal, aber was sich nicht fixen lässt, muss halt beim kleinsten Wackelkontakt neu gekauft werden.

Was habe ich schon an Elektronik weggeschmissen, wegen Wackelkontakt in der Ladebuchse, verklebtem Akku oder ausgeleierten Knöpfen… das waren alles Geräte, die zumindest noch als Kinderhandy, Wandernavi oder Mediaplayer getaugt hätten.
+5
Pixelmeister06.05.19 13:25
Ich bin für das "Recht auf Reparatur". Schade, dass Apple die geplante Gesetzesänderung torpediert.
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