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Apple entfernt Screen-Time-Konkurrenten – Phil Schiller schaltet sich in den Streit ein

Mit dem im Herbst 2018 erschienenen iOS 12 führte Apple Screen Time ein – eine Software zur Überwachung des Nutzungsverhaltens. Der Nutzer erhält detaillierte Einblicke, wie viel Zeit er in bestimmten Apps oder auf Webseiten zubringt. Apple will es Nutzern damit erleichtern, früh bestimmtes Suchtverhalten zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Bevor Apple Screen Time einführte, gab es bereits einige Apps im App Store, die ähnliche Funktionalität boten. Die New York Times und die App-Analyse-Firma Sensor Tower veröffentlichten nun, dass Apple 11 der 17 am meisten heruntergeladenen Programme dieser Art aus dem Store verbannte oder zumindest einschränkte.


Missbraucht Apple seine Macht im App Store?
Der Verdacht liegt nahe, dass Apple die Apps aus dem Store schmiss, um die eigene Lösung weiter zu verbreiten – ähnlich wie Apple dies derzeit vom Musik-Konkurrenten Spotify vorgeworfen wird. Auch die Niederländische Behörde für Verbraucherschutz und Märkte leitete eine Untersuchung gegen Apple ein, ob der Konzern seine Machtstellung im App Store missbraucht – das Ergebnis steht noch aus.

Schiller: MDM-Schnittstelle missbraucht, um an Informationen zu kommen
Durch diverse softwareseitige Mechanismen schränkt Apple den Zugriff auf Daten ein, welche von Apps ausgelesen werden können. Dies soll verhindern, dass Nutzer durch Apps ausspioniert und Daten an Dritte weitergegeben werden. Phil Schiller schaltete sich nun in die Diskussion ein und erklärt, warum die Apps aus dem Store geflogen oder in der Funktionalität eingeschränkt wurden: Offenbar verwendeten die meisten Hersteller von Screen-Time-artigen Apps das Mobile Device Management (MDM), um an die Informationen zur App-Nutzung auf iOS-Geräten zu kommen. Apps steht die Information, welche anderen Apps ein Nutzer installiert hat oder wie lange er diese nutzte, eigentlich nicht zur Verfügung – durch eine Lücke im MDM-System war es aber möglich, solche Apps zu entwickeln. MDM ist dazu gedacht, dass Firmen eine große Menge von iOS-Geräten und Macs administrieren können, ohne physikalischen Zugang zu den Geräten zu haben.

Hier die Original-Antwort von Schiller bezüglich der Screen-Time-Apps und MDM:
Thank you for being a fan of Apple and for your email.

I would like to assure you that the App Store team has acted extremely responsibly in this matter, helping to protect our children from technologies that could be used to violate their privacy and security. After you learn of some of the facts I hope that you agree.

Unfortunately the New York Times article you reference did not share our complete statement, nor explain the risks to children had Apple not acted on their behalf. Apple has long supported providing apps on the App Store, that work like our ScreenTime feature, to help parents manage their children’s access to technology and we will continue to encourage development of these apps. There are many great apps for parents on the App Store, like “Moment - Balance Screen Time” by Moment Health and “Verizon Smart Family” by Verizon Wireless.

However, over the last year we became aware that some parental management apps were using a technology called Mobile Device Management or “MDM” and installing an MDM Profile as a method to limit and control use of these devices. MDM is a technology that gives one party access to and control over many devices, it was meant to be used by a company on it’s own mobile devices as a management tool, where that company has a right to all of the data and use of the devices. The MDM technology is not intended to enable a developer to have access to and control over consumers’ data and devices, but the apps we removed from the store did just that. No one, except you, should have unrestricted access to manage your child’s device, know their location, track their app use, control their mail accounts, web surfing, camera use, network access, and even remotely erase their devices. Further, security research has shown that there is risk that MDM profiles could be used as a technology for hacker attacks by assisting them in installing apps for malicious purposes on users’ devices.

When the App Store team investigated the use of MDM technology by some developers of apps for managing kids devices and learned the risk they create to user privacy and security, we asked these developers to stop using MDM technology in their apps. Protecting user privacy and security is paramount in the Apple ecosystem and we have important App Store guidelines to not allow apps that could pose a threat to consumers privacy and security. We will continue to provide features, like ScreenTime, designed to help parents manage their children’s access to technology and we will work with developers to offer many great apps on the App Store for these uses, using technologies that are safe and private for us and our children.

Thank you,

Phil

Apple: Anbieter und Kontrollinstanz
Ob Apple tatsächlich die Apps aus dem Store entfernte, um die eigene Screen-Time-Funktion zu mehr Verbreitung zu verhelfen oder ob Apple dies wegen Sicherheitsbedenken tat, ist derzeit Gegenstand vieler Diskussionen. Merkwürdig ist, warum Apple trotz des strengen Review-Prozesses erst nach so langer Zeit auffällt, dass das MDM-Programm von den Anbietern missbraucht wird. Anders als bei dem derzeitigen Konflikt zwischen Apple Music und Spotify verdient Apple aber an Screen Time kein Geld: Apple Music ist ein kostenpflichtiger Streaming-Dienst, welcher in direkter Konkurrenz zu Spotify steht.

Kommentare

sonnendeck29.04.19 09:01
Das ist echt ein verdammt schwieriges Thema, mein erster Gedanke war auch das Apple hier seine Macht missbraucht. Wenn man aber den Skandal von Cambridge Analytics vor ein paar Jahren sich wieder wach ruft, kann ich schon Apple verstehen die hier nicht in die Rolle von Facebook gerückt werden wollen, wie damals in dem Skandal.
+4
sierkb29.04.19 09:20
Und warum benutzen die MDM dafür? Weil sie es bestimmungsmäßig gebrauchen statt zu missbrauchen bzw. vor allem, weil Apples eigener eingebauter Schutz nicht vollumfänglich greift (z.B. nur den eigenen Browser Safari betreffend, leider nicht jedoch andere Browser betreffend, mit MDN gemeinden die Dritthersteller auch andere installierte Browser mit ein, die nicht Safari heißen). Dann soll Apple seine Kinderschutzfunktionen halt so bauen, dass sie auch funktionieren bzw. nicht so leicht umgangen und ausgehebelt werden können, zudem erlaubt Apples App nur die Kontrolle seiner eigenen Geräte, die der Dritthersteller auch Nicht-Apple-Geräte einer Familie:

heise (28.04.2019): Bildschirmzeit: Drittanbieter-Apps leiden unter Apples eigenen Diensten
Kontroll-Apps von Drittherstellern, die Zeit und Online-Verhalten regulieren, werden aus dem App-Store gelöscht. Apple hat eine eigene Lösung dafür.

heise (15.09.2018): Apples Digital-Wellness-Funktion "kinderleicht" zu umgehen
Dem siebenjährigen Sohn eines iPhone-Besitzers gelang es, die Zeitbegrenzung fürs Spielen in iOS 12 auszuhebeln.
-6
mr.-antimagnetic29.04.19 10:51
warum Apple trotz des strengen Review-Prozesses erst nach so langer Zeit auffällt
das ist wohl der Kernsatz und die eigentliche Ursache dieses und vergangener Verwerfungen . Der findet offenkundig in dieser Strenge gar nicht statt ..
+3
Mojo6629.04.19 11:02
Ich finde es richtig, dass Apple gegen solche Apps vorgeht. Der App Store quillt über vor Apps, die die Funktion von keychain, Wallet etc kopieren, nur um an Daten zu gelangen. Man muss sich einfach mal klarmachen was diese ganze Datensammelei für Konsequenzen hat. Wer ein Problem damit hat dass Apple dagegen vorgeht soll halt Android benutzen, da geht's zu wie im Wilden Westen.
Der Verdacht liegt nahe, dass Apple die Apps aus dem Store schmiss, um die eigene Lösung weiter zu verbreiten

So ein Quatsch, direkt aus der heise-Kloake. Im Gegensatz zur Musik-App verdient Apple an der Screentime App doch gar kein Geld, wo soll also der Nutzen sein? Das ist so typisches low-IQ Anti-Apple Gesülze. Ich hatte gehofft, hier geht es zivilisierter zu als bei heise...
-3
sierkb29.04.19 14:50
heise (19.04.2019): Bildschirmzeit-Kontroverse: Apple-Manager betont Sicherheitsaspekt
Apple hat diverse Apps gesperrt, die die Smartphone-Nutzung kontrollieren. Das sei auch richtig so, betont App-Store-Boss Phil Schiller.
heise, 29.04.2019
[…]
… schreibt der Konzern, man sei darauf aufmerksam geworden, dass "mehrere dieser Kindersicherungs-Apps eine stark eingreifende Technologie namens Mobile Device Management oder MDM" verwendeten. MDM ermögliche Drittanbietern die Kontrolle und den Zugriff auf ein Gerät und seine sensibelsten Informationen, einschließlich Nutzerstandort, App-Nutzung, E-Mail-Konten, Kameraberechtigungen und Browserverlauf. "Wir haben bereits Anfang 2017 begonnen, die Verwendung von MDM durch nicht unternehmenseigene Entwickler zu untersuchen und unsere Richtlinien auf der Grundlage der Erkenntnisse Mitte 2017 aktualisiert." Die nun gesperrten Apps missachteten diese. Apple habe den Entwicklern aber 30 Tage Zeit gegeben, "eine aktualisierte App einzureichen, um eine Unterbrechung der Verfügbarkeit im App Store zu vermeiden". Mehrere Entwickler haben daraufhin Updates veröffentlicht, sagt Apple – wobei dies ohne Einschränkung der Funktionalität kaum geht.

[…]

Kritik von Entwicklern und Ex-Manager

Entwickler hatten gegenüber der New York Times zuvor kritisiert, dass die Kontrollmechanismen von Apples eigener Bildschirmzeit keinen umfassenden Schutz für Kinder bieten. Der in iOS integrierte Schutz blockiert etwa nur im Apple-Browser Safari Content für Erwachsene, nicht jedoch in anderen Web-Tools, die es für das mobile Betriebssystem vielfach gibt.

Mittlerweile kritisierte auch ein Ex-Apple-Manager des Ansatz des Konzerns. Tony Fadell, der als "Vater des iPod" gilt, schrieb auf Twitter , Apples Bildschirmzeit sei ein "Rush Job" und habe "viele Löcher und Defizite". Er forderte den Konzern auf, "mehr Optionen und Zugriff für verschiedene Apps und Kontrollmöglichkeiten" zu erteilen. Diese sollten auch Nischenanwendungen abdecken, so Fadell.

Tony Fadell via Twitter, 28.04.2019
1/ This article, if true, is deeply disturbing. When it comes to our children’s & our personal digital consumption, users want & deserve more options & access to diverse apps/controls to meet our often specific & niche management needs, not less.
New York Times (27.04.2019): Apple Cracks Down on Apps That Fight iPhone Addiction

2/ Apple’s Screen Time still has many holes & deficiencies. Their v1.0 solution was a rush job & it’s very non-intuitive to use. Apple should be building true APIs for Screen Time so the “privacy” concerns are taken into account instead of limiting users App Store choices.

3/ We need complete digital health data. The API should cover both, usage data & controls. Apple should also provide & enforce APIs for app devs to notify users & parents when a new account is created or logins occur.

4/ We need cross device (Mac, Apple TV, Watch), cross platform (Android, Playstation, Xbox, Windows) tools to help us get a full picture & easier controls of our use. This only comes with each vendor supporting a real API.

5/ 3rd party devs can support Screen Time & expand our access to new tools. The more we have involved in this conversation the better. Discouraging entrepreneurs from creating more solutions is the antithesis of what we need & as a responsible tech community we can do better.

6/ Apple until you have a real API, let the 3rd party apps be available to App stores users. Those devs are trying to help, not steal data. The only reason they have to do what they do is because you don’t provide a proper API.

Some have questioned my motives on this issue. Let me be 100% clear - The only “skin in this game” I have is my kids and my own skin. I have no investments in this “Screen Time 3rd party App” space. I want better tools to monitor & manage my family’s digital consumption.
Q:
-1
Mojo6629.04.19 17:38
Weil Apples eigene ScreenTime App nicht die Bedürfnisse aller bedient haben Dritthersteller einen Freifahrtschein und können tun und lassen was sie wollen, ist es das was du sagen willst?
-1

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