Apple hat laut EU "schwerwiegende" DMA-Probleme – Verfahren um Apple Pay und NFC wird hingegen beigelegt
Es ist eine geradezu paradoxe Situation. Mac-Nutzer können Software aus (fast) beliebigen Quellen herunterladen und erwerben – völlig egal, ob es sich um den Mac App Store oder die Herstellerseite mit dessen Zahlungssystem handelt. Wenn Software-Anbieter nicht den Weg über Apple gehen wollen, steht ihnen das frei und es fallen selbstverständlich dann keine Provisionen an Apple für verkaufte Software an. Den Mac beschreibt Apple als besonders sichere Plattform.
Für iPhone und iPad stellt Apple die Situation hingegen so dar, als sei freier Softwaremarkt ohne verpflichtende Nutzung des App Stores (und Zahlung von Provisionen) etwas, das Nutzer und die ganze Plattform bedroht, weswegen man stets mit allen Mitteln gegen alternative Bezugsquellen vorging. Eine Warnung vor der "unsicheren" Mac-Plattform mit freiem Softwaremarkt findet man auf den Produktseiten jedoch vergeblich, obwohl der Alltag für Mac-Nutzer so aussieht, wie es in der EU auch für iOS und iPadOS ablaufen soll.
Die teils provokative Nicht-Umsetzung sorgt für ÄrgerApple setzte die neuen Regelungen im Rahmen des Digital Market Acts zwar um, dies allerdings in einer Weise, die den Einsatz im Alltag aufgrund extremer Komplexität oft fast unmöglich macht. Viele Beobachter hatten schnell den Eindruck, als sei Apples Energie vor allem in das Erarbeiten von Stolpersteinen, nicht jedoch in die Entwicklung einer praktikablen Lösung geflossen. Das sieht die EU-Kommission wohl recht ähnlich, wie aus Kommentaren zu einer laufenden Untersuchung hervorgeht. Apple habe demnach "schwerwiegende Probleme" mit dem DMA und man sei ziemlich überrascht, wie eindeutig ein Unternehmen wie Apple die Bestimmungen missachte. Wie bereits
am Montag berichtet, könnten Milliardenstrafen auf das Unternehmen zukommen.
NFC-Öffnung: Apple fügt sich, Verfahren wird beigelegtIn einem anderen Punkt zeigt man sich hingegen weitgehend zufrieden und wird keine weiteren Schritte einleiten. Bislang hatte Apple den hauseigenen Bezahldienst Apple Pay insofern geschützt, als man den NFC-Chip nicht für andere Hersteller freigab und somit wirkungsvoll ähnlich funktionierende Dienste von Konkurrenten verhinderte. Alternative Wallets waren strikt untersagt. Dies hat nicht nur in der EU, sondern weltweit für Ärger mit den Behörden gesorgt und ist auch Bestandteil der Kartellklage gegen Apple in den USA.
Eine Prüfung der EU
ergab jetzt aber, dass Apples Umsetzung der NFC-Öffnung geltendem Recht entspricht. Die gebotenen Schnittstellen für Drittanbieter und die damit einhergehenden Bedingungen seien fair und ermöglichen damit freien Wettbewerb. Apple verpflichtete sich dazu, zehn Jahre lang keine Verschärfungen vorzunehmen, um alternative Dienste zu behindern und sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Eine Strafe gegen Apple steht nicht mehr im Raum, diese hätte rein rechnerisch bei bis zu 40 Milliarden Dollar liegen können.
Ganz anders in den USA: Dort beharrt Apple weiterhin auf Abschottung und will alternative Angebote gar nicht erst entstehen lassen – bei einem iPhone-Marktanteil von 65 Prozent kann man schnell nachvollziehen, warum Apple Pay einer der Kernaspekte des Kartellverfahrens ist.