Apple reagiert auf Kartellklage – und hat nicht vor, die eigene Geschäftspraxis zu ändern
Bereits seit Langem geistern Berichte durch die Medien, dass Apple in den Vereinigten Staaten eine Kartellrechtsklage droht – und gestern wurde dies nun Gewissheit: Das US-Justizministerium reichte gemeinsam mit 15 Bundesstaaten Klage gegen Apple ein. Auseinandersetzungen dieser Art darf das Unternehmen nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es steht nichts Geringeres als die Zukunft des Konzerns im Raum. Es drohen weitreichende Gesetzeseingriffe, welche diverse Geschäftsmodelle und Praktiken von Apple infrage stellen – und selbst eine erzwungene Aufspaltung des Unternehmens wäre eine denkbare Option.
Viele KritikpunkteIn der Klageschrift, welche nun
veröffentlicht wurde, finden sich viele Felder wieder, auf welchen sich Apple als Monopolist kartellrechtlich bedenklich verhalte. Das Department of Justice stört sich daran, dass Apple beispielsweise Cloud-Gaming-Dienste im App Store unterbindet, Nachrichten-Apps von Drittherstellern in der Funktionsvielfalt beschneidet und effektiv die Umsetzung von Smartwatches anderer Hersteller verhindert, welche mit dem iPhone kommunizieren. Ferner sei die Umsetzung von Bezahldiensten wie Apple Pay für Dritthersteller auf Apple-Plattformen nicht möglich und der Konzern verhindere so einen freien Markt – besonders wenn man bedenkt, dass Apple bezüglich Smartphones in den USA einen Marktanteil von 65 Prozent innehat.
Alle diese Punkte hätten zur Konsequenz, dass Apple höhere Preise von Kunden wie auch von Entwicklern verlangen kann, als dies normalerweise am freien Markt möglich wäre. Der Konzern unterbinde ferner effektiv das Entstehen von neuen Konkurrenten.
Apple: Verteidigung mit aller KraftApple rechnete natürlich bereits mit der Klage des US-Justizministeriums – und veröffentlichte eine Antwort, welche nicht darauf schließen lässt, dass der Konzern an einer gemeinsamen Lösung interessiert ist. Cupertino lässt verlauten, dass Apple an "magischen Produkterfahrungen" interessiert ist – und jeden Tag an neuen Innovationen arbeite. Die Klage bedrohe, wer Apple ist und was das Unternehmen an einem kompetitiven Markt bestehen lässt. Hat die Klage Erfolg, würde dies dazu führen, dass der Konzern nicht mehr die Produkte herstellen kann, welche Kunden von Apple erwarten – nämlich wo Hardware, Software und Dienste perfekt zusammenarbeiten. Apple denke, dass die Klage von falschen Fakten ausgeht und nicht mit dem Gesetz in Einklang ist – und der Konzern wird sich vehement dagegen wehren. Hier der Originaltext:
At Apple, we innovate every day to make technology people love—designing products that work seamlessly together, protect people's privacy and security, and create a magical experience for our users. This lawsuit threatens who we are and the principles that set Apple products apart in fiercely competitive markets. If successful, it would hinder our ability to create the kind of technology people expect from Apple—where hardware, software, and services intersect. It would also set a dangerous precedent, empowering government to take a heavy hand in designing people's technology. We believe this lawsuit is wrong on the facts and the law, and we will vigorously defend against it.
Konsequenzen in einigen JahrenBis auf einen negativen Effekt auf den Aktienkurs des Unternehmens hat die Klage des Justizministeriums allerdings keine sofortigen Auswirkungen – derartige Verfahren können sich gut und gerne mehrere Jahre hinziehen. Ob Apples Strategie, nicht an einer gemeinsamen Lösung interessiert zu sein, von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt fraglich. In der Europäischen Union schlägt sich Apple aktuell bereits mit der Umsetzung der weitreichenden Gesetzgebung des "Digital Markets Act" herum, bei welcher sich der Konzern ebenfalls sehr unkooperativ zeigte – und aktuell keine Gelegenheit verstreichen lässt, gegen die neue Gesetzgebung zu wettern.