Apple schmeißt einige Screentime-Apps von Drittanbietern aus dem App Store
Apple räumt im App Store weiter auf. Nach der Veröffentlichung von iOS 12 hat der Konzern Apps im Visier, die ähnliche Funktionen bieten – aber auf andere Art und Weise erreichen. Im Fokus liegen Programme, die die Bildschirmzeit der Nutzer oder deren Kinder erfassen wollen. Die betroffenen Unternehmen zeigen sich besorgt, einige sind nach Beschwerden wieder in den App Store aufgenommen worden, andere klopfen weiter an der virtuellen Pforte und bitten um Wiedereinlass.
Eine Frage der MethodeNach der Etablierung von "ScreenTime" prüft Apple nun stärker Apps, die ähnliche Funktionen über andere – nicht genehmigte – Methoden erreichen. TechCrunch
berichtet über den Einsatz von Hintergrundstandorten, VPN- und MDM-basierten Lösungen, sowie Kombinationen davon, um die Bildschirmzeit zu erfassen. Bereits im Herbst hat Apple begonnen Apps aus dem Software-Store zu entfernen, etwa im Oktober "Mute". Drei Jahre lang stand das Programm "Space" zur Verfügung, welches ebenfalls die Bildschirmzeit aufnahm – es flog diesen Monat aus dem Store. Andere Studios schweigen zur eigenen Verbannung, da man es sich mit Apple nicht verderben möchte.
Standort- und Hintergrundabfragen beanstandetIn der Begründung bezieht sich das App-Store-Team oft auf die Richtlinie 2.5.4. Sie legt fest, wann Multitasking-Anwendungen den Standort im Hintergrund festlegen dürfen. Den Entwicklern wirft Apple vor, den Hintergundmodus für andere Zwecke als die standortbezogenen Funktionen zu missbrauchen. Andere Apps verwarnte die Kontrollinstanz aufgrund der Art der Implementierung öffentlich zugänglicher APIs – vermutlich geht es dabei um die Integration von VPN-APIs. Apple argumentiert bei den angesprochenen Fällen mit Datenschutz-Bedenken.
Nutzung begründen und zurück in den StoreGanz endgültig scheint das Verstoßen der besagten Apps jedoch nicht zu sein. Nachdem sich sowohl Mute als auch Space öffentlich über ihre Verbannung beklagt hatten, kontaktierte das Kontroll-Team aus Cupertino beide Unternehmen. Nach weiteren Klärungen in Sachen Kunden-Datenschutz und dem Nutzen von standortbasierten Diensten durften beide Programme wieder zurück in den Store. Dabei wurden sie ermahnt, sie müssten eine Nutzerabfrage implementieren, die den Umgang mit den standortbezogenen Diensten legitimiert.
Einige müssen draußen bleibenZwei Anwendungen, die MDM-Technologie zur Erstellung von Bildschirmzeitfunktionen nutzten, erhielten keine Kulanz-Lösung. Amir Moussavian, Chef des Entwicklerstudios der App "OurPact", berichtet, Apple verbiete nun die Verwaltung von Anwendungszugriffen und Inhalten außerhalb von Screen Time. Damit zerstöre Apple den Markt für Zeitmanagement-Apps für Kinder und Jugendliche. Ähnlich äußerte sich der Chef von "Kidslox", Viktor Yevpak. Er habe versucht, Apple zu erklären, dass die VPN-Funktion seiner App nicht der Erfassung von Bildschirmzeit, sondern dem Aussperren von nicht-kindgerechten Webseiten diene. "Wir haben über 30 Leute, die daran arbeiten und sie sagen uns einfach, wir sollen die Produktion einstellen?", soll er dem App-Review-Team gesagt haben.
Systematische Vertreibung oder schlichte Store-PflegeApple äußerte sich – wie üblich – nicht zu den Vorgängen. Allerdings gibt es konzerninterne Stimmen, die dem Vorwurf der systematischen Löschung von Bildschirmzeit-Apps entgegentreten. Vielmehr seien die Prüfungen Teil normaler App-Reviews. Die Regeln gegen die diese Apps verstoßen, gelten schon seit Jahren, so die weitere Argumentation. Beobachter verweisen hingegen auf die Historie, in der Apple immer gegen Anwendungen vorging, die eingebaute iOS-Funktionalitäten nachahmten. Dass Apple ausgerechnet jetzt, wenige Monate nach Vorstellung der eigenen Screen-Time-App, entsprechende Lösungen von Drittanbietern genauer unter die Lupe nehme, sei ja wohl kein Zufall.