Apple sieht in FBI-iPhone-Hack keine Gefahr mehr - aber neue Konflikte zeichnen sich ab
Als das FBI vor zwei Wochen bekannt gab, das iPhone 5c des Terroristen Syed Farook
geknackt zu haben, bestand Apple zunächst eindringlich auf die Herausgabe der Information, wie die Strafverfolgungsbehörde das gemacht hat. Immerhin weist die Möglichkeit, ohne Hintertür-iOS an die Daten zu kommen, auf eine schwerwiegende Sicherheitslücke hin.
Apple verlangt keine Herausgabe der Hack-Methode mehrInzwischen scheint sich das Interesse aber weitgehend aufgelöst zu haben. Dazu hat wahrscheinlich nicht zuletzt das Eingeständnis von FBI-Chef James Comey beigetragen, dass die genutzte Methode
nicht bei neuen iPhone-Modellen ab dem iPhone 5s funktioniere. Offensichtlich wehren die mit dem 5s eingeführte
»Secure Enclave« und der Fingerabdrucksensor Touch ID den Angriff erfolgreich ab. Seit iOS 8 behauptet Apple, selbst keinerlei Zugriff auf die Daten auf einem iPhone mehr zu haben.
Da iOS 8 oder neuer inzwischen bei weit über 90 Prozent der iPhones installiert sind und ein Großteil der verwendeten Apple-Smartphones im Umlauf inzwischen iPhone 5s oder neuer sind, sieht Apple anscheinend keinen akuten Handlungsbedarf. Deswegen ließ der Konzern über Anwälte mitteilen, dass man das FBI nicht auf Herausgabe der Hack-Methode verklagen werde. Es sei »ausreichend«, dass die Methode eine »kurze Haltbarkeit« habe. Die normale Produktentwicklung werde alle Verwundbarkeiten aus der Welt schaffen.
Neue Konflikte zeichnen sich ab: das Drogen-iPhone von BrooklynGleichzeitig kündigen sich allerdings neue Streitpunkte zwischen Apple und dem FBI an - der große Konflikt ist ja nicht gelöst, sondern nur umgangen worden. Viele andere iPhones von Verbrechern sollen nach den Wünschen von Strafverfolgungsbehörden geknackt und ausgewertet werden. Akut ist nun ein iPhone 5s aus Brooklyn, New York, in der Diskussion, das dem des Drogenhandels angeklagten Jun Feng gehört. Auch hier versucht das US-Justizministerium unter Bezugnahme auf den
»All Writs Act« aus dem Jahr 1789, Apple zur Hilfe beim Entsperren des Gerätes zu zwingen - was wohl nur über eine iOS-Version mit Hintertür für die Regierung möglich wäre. Bisher haben sich die verantwortlichen Gerichte allerdings geweigert, Apple zur Kooperation aufzufordern, wie dies im San-Bernardino-Fall geschah. Regierungsstellen kündigten aber an, weiter an diesem Ziel zu arbeiten.
iPhone 5c (ohne Secure Enlave)iPhone 5s (mit Secure Enclave)Das Gang-iPhone von BostonIn Boston, Massachusetts, hat ein ähnlicher Konflikt bereits zu einer solchen gerichtlichen Aufforderung geführt. Hier handelt es sich um ein iPhone 6 eines Gang-Mitglieds der Columbia Point Dawgs. Die gerichtliche Verfügung schließt allerdings explizit aus, dass Apple die eigene Verschlüsselungstechnologie hintertreiben soll. Deswegen ist auch dieser Fall noch nicht zum neuen Aufreger aufgestiegen. Die schiere Vielzahl an Kriminalfällen, in denen iPhones eine Rolle spielen, kombiniert mit der generellen Überzeugung der Regierungsstellen, Apple zur Kooperation zwingen zu wollen, lässt aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass das letzte Kapitel in dieser Auseinandersetzung noch nicht geschrieben ist. Apple besteht unterdessen auf seine Position, entsprechende gerichtliche Verfügungen erst dann zu akzeptieren, »wenn sichergestellt ist, dass die Gerichtsorder rechtens und angemessen ist.«
Weiterführende Links: